01 Juli 2015

Wolfgang Büscher: Drei Stunden Null

Wolfgang Büscher: "Drei Stunden Null. Deutsche Abenteuer", 1998, ist Büschers erste Buchveröffentlichung. Diese Sammlung von Reportagen hat zwar auch schon viele Qualitäten, reicht aber nicht an seine späteren Reiseberichte heran. 

Drei Stunden Null
Der erste Text "Der schöne Sommer" (S.7ff) handelt von der Schlacht um Breslau.

Auch ich war in Berlin (S.45-85)
"Rasend schnell, schneller als jeder andere, stürzt dieser Brocken Zeit [die Geschichte der DDR] in die Geschichte zurück, in die Schnurre, in die Hoffmanniade, die er immer gewesen war." (Auch ich war in Berlin, S.48)

"Das freie Land dehnte sich bis an die äußerste Kante der Hochhäuser heran. Westberlin war eine dunstige Wand, die ohne Vorwarnung, ohne ersichtlichen Grund aus dem Grasland aufstieg. [...] Berlin von innen war eine ignorante Insel und wollte von der Steppe nichts wissen. Berlin von außen war ein jähes Ereignis in einem leeren Land." (Auch ich war in Berlin, S.70)

Amerika!
Der letzte Flug der Betty Lou: Kampf zwischen von Italien kommender amerikanischer fliegender Festung und einem deutschen Jäger am 24.3.1945, unter Bezug auf das Kind Rudi Dutschke. (S.89-107)
Faust eins. Faust zwei: Konrad Henlein und Ferdinand Porsche, beide aus Maffersdorf an der Neiße, zwei unterschiedliche Schicksale. Beide mit einer selbst gewählten Lebensaufgabe (Sudetendeutschland nach Deutschland zu führen; Fahrzeuge zu konstruieren), die sie für einige Zeit für Hitlers Pläne arbeiten lässt. (S.100-107)
Porsche in Amerika: Ferdinand Porsche besichtigt amerikanische Autofabriken, insbesondere die von Henry Ford. - Bericht von Porsches (angeheiratetem Neffen*) Neffen Ghislaine Kaes: "Ford ist der einzige Große in den USA, der in seinen Werken, ohne Unterschied Neger und Weiße einstellt." (S.107-118)
* sieh: Aloisia Johanna Kaes (Stammbaum der VW-Dynastie)

Tief im Westen
Das Schicksal des Wuppertaler Metzgermeisters Karl Hans Rohn, genannt Charly, der sich nach dem Ende seiner geschäflichen Glanzzeit eine jüdische Herkunft andichtet und von einem Neonazi ermordet wird. (S.119-137)

Das Klavier in der Steppe (S.139-191)
Die Mennoniten, die aus ihrem Dorf an der Wolga aufbrechen, sind inspiriert von Jung-Stillings Roman "Das Heimweh" und biegen sich Bibelzitate so zurecht, dass sie zu ihrer Situation und ihren Hoffnungen passen.

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