Die Inszenierung legt Fragen nahe.
Könnte die religiöse Überhöhung seines Auftrags Parzifal, statt seine Mitleidsfähigkeit zu stärken, zum Gotteskrieger machen?
Kann Instrumentalisierung und strikteste Privatisierung weiblicher Reize für den Ehemann (oder Besitzer?) die Belohnung durch die Huris im Paradies so attraktiv machen, dass Selbstmordattentate als Selbstverwirklichung verstanden werden oder ist die religiöse Motivierung weit stärker als solche vorgeblich Erfüllung lang unterdrückter Wünsche?
Aber ich habe großes Verständnis für Musikliebhaber, die eine solche Aktualisierung des Bühnenweihfestspiels für eine Verhunzung des Gesamtkunstwerkes halten.
Denn mich hat die Sprache des Musikdramas so abgestoßen, dass ich es nie fertig gebracht habe, das Stück durchzulesen. Die geniale Musik ist mir viel zu anspruchsvoll, als dass ich mich ihr länger als 20 Minuten aussetzen wollte, ohne mich auf anderes konzentrieren zu können. Der Parzival Wolframs von Eschenbach ist mir zu lieb, als dass ich die Fabel von Wagners Parsifal nicht als fragwürdige Beschränkung auffassen könnte.
So hat mir erst diese Inszenierung ermöglicht, Text und Musik des Gesamtkunstwerks im Zusammenhang kennen zu lernen. Dass ich damit dem Gesamtkunstwerk nicht gerecht werden kann, ist klar. Immerhin hat mir die Inszenierung erstmals einen ersten Zugang dazu verschafft und die Möglichkeit, die Leistungen der beteiligten Interpreten wenigstens im Ansatz zu würdigen.
Mir waren dabei die vielfältigen Verfremdungseffekte hilfreich, das theatralische Pathos zu würdigen, das ich so in einer Passionsaufführung nicht akzeptieren könnte.
Richard Wagner: Parsifal
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