12 Mai 2019

Die Schriftstellerin Anne Frank (anlässlich der Veröffentlichung ihres Romanfragments)


Ich lese heute zum ersten Mal die von ihren Geschichten aus dem Hinterhaus, an denen mir deutlich wird, wie sehr sie sich um Gestaltung bemüht hat. Die sehr eindrucksvollen Schilderungen ihres Verhältnisses zu Peter umgewandelt in journalistische Form. Sie nennt den Text "Mein erstes Interview" und doch besteht er hauptsächlich in einer Beschreibung des Plätzchens, das Peter sich hinter der Bodentreppe geschaffen hat. Sorgfältig bemüht, eine genaue und literarisch geformte Beschreibung zu schaffen, wie ich sie vor allem an Fontanes Romananfängen schätzen gelernt habe. 
Und dann eine Szene des Zusammenseins mit Peter umgestaltet in einen literarischen Text "Das Glück", in dem sie Peter das sagen lässt, was sie selbst sich von der Begegnung erhofft: "jemand, der mich verstehen wird".
Die Schriftstellerin Anne Frank, die jetzt durch die gesonderte Herausgabe ihres bearbeiteten Tagebuchs als Romanfragment "Liebe Kitty" herausgestellt werden soll, ist für mich in diesen beiden Texten sehr deutlich zu finden. 

Kein Zweifel, dass ihr Tagebuch viel wichtiger ist, aber ich verstehe das Bedürfnis, neben ihrer historischen Bedeutung auch die junge Künstlerin in ihrem Formbewusstsein zu zeigen.

sieh auch: 
Ein Vergleich mit Ortheils "Die Berlinreise", ein Vergleich, an dem vor allem die großen Unterschiede deutlich werden.


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