10 Oktober 2019

Peter Handke Interviews von 2012 und Würdigung von 2019

"[...] Siegfried Unseld, meine Mutter und Nicolas Born sind die drei Menschen, die mir nach ihrem Tod erschienen sind. Das ist etwas mystisch, aber das waren keine Träume. Ich habe gedacht, die sind jetzt da und schauen mich an, ein Durch- und Durchgehen, wie wenn einer mit einem Schneidbrenner einem durch die Seele fährt. Alle drei hatten was Ermahnendes an sich, als ob man sich in einer gewaltigen Kathedrale befände, und ich würde von ihnen stumm mit den Augen zurechtgewiesen. [...]"
https://sz-magazin.sueddeutsche.de/literatur/peter-handke-nobelpreis-79280

"Was wollen Sie Ihren zwei Töchtern weitergeben?
HANDKE: Ernsthaftigkeit. Begeisterung. Dass sie erschütterbar sind. Begeisterung ist alles. Dass sie sich nicht schämen für ihre Begeisterung. Dass sie stehen zu dem, was sie lieben. Dass sie es verteidigen und weitergeben. Dass sie Traditionalisten sind, auf eine Weise auch Konservative. Und dass sie nicht zynisch werden. Ironie kann helfen, aber Zynismus nie. Selbstironie behütet auch die eigene Begeisterung. Wenn man zu sich selbst ironisch ist. Und ich will weitergeben, dass man auch zornig werden kann."

 "Alle meinen, ich schreibe das so einfach dahin, ich hätte so ein natürliches Schreibtalent", sagt er. "Und es ist eine ganz lange Arbeit, bis ich das Wort finde, das einfach und neuartig zugleich ist. Grad bei meinen Sachen besteht doch das Geheimnis in den Sätzen, die da stehen, die Bedeutung wird durch die ein bisschen veränderten Sätze dem Alltagsdeutsch gegenüber erzielt. Ich habe ja keine Ideologie, ich habe ja keine Weltanschauung, keine richtige Botschaft, die dann mitgeteilt wird. Meine Botschaft ist das Changieren der Sätze, dass die Sätze so dinglich werden, dass ich die Erfahrungen, die ich sprachlos habe, versuche, durch lange Arbeit mit der Sprache in einer Art zweiten Natur wiederherzustellen." 
Mit Sprache hat alles zu tun, von Ulrich Rüdenauer, ZEIT 10.10.19

Keine Kommentare: