Dieter Wunderlich über Knef: Der geschenkte Gaul
Wikipedia: Hildegard Knef
"Das Buch wurde in 17 Sprachen übersetzt und zum international erfolgreichsten Buch eines deutschen Autors seit 1945."
Sie hat tiefgehende Erfahrungen gemacht, hat Beobachtungsgabe, Menschenkenntnis, Sprache und Kunstverstand. Und sie kennt sich in dem meisten, was sie beschreibt, aus. Sie scheut vor Privatem nicht zurück, zeichnet eindrucksvoll privates Erleben und hält sich andererseits zurück.
Der große Respekt, der Marlene Dietrich, dieser Person aus einer anderen Welt, gezollt wird, wird in ihrer Schilderung menschlich verständlich.
"Jede Nacht war Fliegeralarm, wir waren alle müde, [...] (im Luftschutzkeller:) betrachtete die Wasserrohre, schlief über unfertigen Schularbeiten ein, wachte bei Entwarnung wieder auf, schleppte die Koffer nach oben, schlief wieder ein, wurde geweckt durch den zweiten Alarm oder den Wecker, trank dünnen, aufgewärmten Kaffee, aß zweimal wöchentlich Eipulver aufgelöst und verrührt, gekocht, gebraten [...] trug selbst gestrickte Pullover aus kratziger Kriegswolle – Schafen wachsen in schwierigen Zeiten Borsten" (Seite 18)
"Die Bernhardstraße war ein Hufeisen ohne Rundungen, Ein Quadrat mit drei Schenkeln, eine Straße, die nach drei Himmelsrichtungen ging" (Seite 19)
"[...] die Amerikaner riefen: "Hallo Fraulein" [...] Die Engländer lehnten verhalten mit indiengeschulten Sahib-Mienen an Bar und Wänden." (S.103)
Boleslaw Barlog (Theater) Wolfgang Staudte (Filmregisseur, Die Mörder sind unter uns) Erich Pommer (Filmproduzent)
"Im nur bedingt erlernbaren Beruf des Schauspielers fällt man in einen neuen Film, in eine neue Rolle wie in einen Gebirgssee zur Weihnachtszeit" (S.124)
"sie sind immer stolz auf das, auf das sie keinen Einfluss haben." (S.136)
"Ich schwimme zwischen Schnupfennebel und klebrigem Schlaf" (S.140)
In Kalifornien:
"Ein Paradies hat Palmen. [...] dass ihre Blätter wie nasse Scheuertücher hängen, ist mir egal. Palmen sind Palmen und Hollywood ist nah." (S.160)
Else Bongers sagt ihr: "So geht es nicht weiter." (S.257) Hildegard drehe zu viele Filme, wolle den Regisseuren und dem Publikum gefallen, nett sein, und verliere so ihren eigenen Stil, sei nicht mehr sie selbst. (S.257/58)
Ein Sohn seiner Zeit
vor 11 Stunden
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