Jochen Klepper schreibt: "Von seiner frühen wilden, ungestümen Knabenzeit an bis in die qualvolle Nächte seines Sterbens hinein hielt Friedrich Wilhelm bange Ausschau nach den wenigen, bei denen er 'tätiges Christentum' zu finden hoffte, und das hieß für ihn: bezeugten und gelebten Glauben der 'Stillen im Lande', die – um ein Wort Luthers zu gebrauchen –
"in die offene Mauerlücken" eines von innen und außen dauernd bedrohten Landes 'ihr Gebet zu werfen hatten' "(S.5)
Zinzendorf schreibt Friedrich Wilhelm I. von Preußen auf dessen Aussage, er habe seinen Feinden vergeben: "Ich hätte meinen Feinden nicht nur vergeben, sondern mich auch sehnlich danach umgesehen, wie ichs anstellte, daß sie mir vergäben."
"in die offene Mauerlücken" eines von innen und außen dauernd bedrohten Landes 'ihr Gebet zu werfen hatten' "(S.5)
Zinzendorf schreibt Friedrich Wilhelm I. von Preußen auf dessen Aussage, er habe seinen Feinden vergeben: "Ich hätte meinen Feinden nicht nur vergeben, sondern mich auch sehnlich danach umgesehen, wie ichs anstellte, daß sie mir vergäben."
Eine bemerkenswerte Aussage, weil der Soldatenkönig wohl schwerlich imstande war, einen Versuch zu machen, dass sein Sohn Friedrich ihm vergäbe. Dafür war es 1740 sicher zu spät.
Aber dass Zinzendorf (nach einem vorherigen untertänigen Schreiben, ob der König wirklich seine Meinung hören wolle, so geantwortet hat und dass er darüber das Wohlwollen des Königs nicht verloren hat, hat mich beeindruckt.
Auch der Gedanke, dass Gott nicht die Sünden strafe, sondern die Sünden selbst die Strafe sind (die man sich zufügt).
Klepper hat sich freilich in seinem Buch "Der Vater" über den Soldatenkönig in Sachen Versöhnung von Vater und Sohn optimistischer gezeigt. Im letzten Kapitel des Buches heißt es da:
"Erst allmählich wandte sich der König seinem Sohne zu. Seine Blicke füllten sich mit letztem Leben, letzter Nähe. Er streckte die Arme weit aus, hilflose, abgemagerte, zitternde Arme im zu weiten Rock: der Sohn war noch so fern! Friedrich stürzte auf den Vater zu, und das Gesicht des Vaters begann von aufsteigendem Weinen zu zucken. Er mühte sich sehr, sich zu dem Sohn zu erheben. Der neigte sich tief zu ihm herab. Sie hielten sich ganz nahe umschlungen, Herz an Herz, nur noch Liebende, nur noch Leidende: der verletzten Majestät des Vaterherzens war genügt. Sie sprachen nicht. Die Tränen des Sohnes fielen auf die Hände des Vaters, und er vermochte noch immer keine Worte zu finden; der dann das Schweigen brach, war der König. Denn auch die Ärzte und die Offiziere um den Rollstuhl waren verstummt. "
Kleppers Buch besteht weitgehend aus Dokumenten: Den Aufzeichnungen August Hermann Franckes, seines Schwiegersohns Johann Anastasius Freylinghausen sowie seines Sohnes Gotthilf August Francke sowie dem Briefwechsel zwischen Friedrich Wilhelm I. und Zinzendorf.
Bemerkenswert: Die 5-jährige Prinz Wilhelm küsst seinen Vater, bis der ihn fragt, was er wolle. Darauf hin sagt er, er wolle, dass der gefangene Deserteur nicht gehängt werde. Der König geht zunächst nicht darauf ein, schließlich gewährt er es. Freylinghausen berichtet weiter, Prinz Wilhelm habe im Auftrag der Königin gehandelt. Bei seinem ersten Versuch habe er den Vater zwar liebkost, aber nicht gewagt, seine Bitte vorzubringen. Daraufhin habe die Königin mit der Rute gedroht mit dem Erfolg, dass er sich dann traute. [Wie doch Leben gerettet werden.] Die Königin musste offenkundig damit rechnen, dass ihre Bitte abgeschlagen worden wäre. Da musste das Kind herhalten.
Als der König den Prinz fragte, was der Deserteur statt dessen als Strafe haben solle, sagte er "die Rute". (Der König und die Stillen im Lande, S.55)
Gotthilf August Francke erscheint mir aufgrund seines Berichts recht selbstgerecht; aber vielleicht stören mich auch nur die streng pietistischen Vorstellungen zu sehr.
Schon 2009 hat mich bei der Lektüre die Szene mit dem bittenden Prinzen besonders berührt. Damals hatte ich auch geschrieben: "Im übrigen wird Freylinghausen immer wieder gefragt, ob Jagd und Komödie erlaubt seien. Jagd, die Leidenschaft des Königs, Komödie, das Bedürfnis der Königin."
Bei diesem ehelichen Konflikt stellt er sich auf die Seite des Königs. Komödie sei sündhaft, weil sie die Gedanken von Gott ablenke. Bei der Frage der Bestrafung der Deserteurs unterstützte er die Bitte des Kindes (also den Wunsch der Königin).
Diesmal ist mir Zinzendorf wichtiger geworden.
Schon 2009 hat mich bei der Lektüre die Szene mit dem bittenden Prinzen besonders berührt. Damals hatte ich auch geschrieben: "Im übrigen wird Freylinghausen immer wieder gefragt, ob Jagd und Komödie erlaubt seien. Jagd, die Leidenschaft des Königs, Komödie, das Bedürfnis der Königin."
Bei diesem ehelichen Konflikt stellt er sich auf die Seite des Königs. Komödie sei sündhaft, weil sie die Gedanken von Gott ablenke. Bei der Frage der Bestrafung der Deserteurs unterstützte er die Bitte des Kindes (also den Wunsch der Königin).
Diesmal ist mir Zinzendorf wichtiger geworden.
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