" 'Weder in Raum noch Zeit setze ich den Römern eine Grenze. Ein Reich ohne Ende habe ich Ihnen verliehen', erläutert Jupiter seiner Tochter Venus und fügt hinzu: 'Krieg wird ruhen und die verrohte Welt neigt sich zur Milde.' So Vergil in seiner Äneis. [...]"
" 'Friede' bedeutete Schweigen der Waffen innerhalb und Vormarsch der Legionen außerhalb der Grenzen. Beides war untrennbar. Das eine gab es nicht ohne das andere, und um beides zu verwirklichen hatten die Götter Rom auserwählt.
Gefunden war damit eine Legitimationsformel, die eine durch Bürgerkrieg und Not gepeinigte Welt dankbar begrüßte. Dazu bot Tacitus seinen Lesern eine eindrucksvoller Geschichte: Der Feldherr Cerialis habe aufständische germanische Häuptlinge gedrängt, einen Blick in die Zukunft zu tun und ihnen vorgeführt, was sie dort sehen würden, wenn Rom nicht mehr wäre: 'Was kann es dann anderes geben als wechselseitige Kriege aller Völker?… Das Imperium ist ein Gebilde, dass nicht zerstört werden kann ohne das Verderben derer, die daran rütteln'. "(S. 133)
Die drei Dogmen
"Das erste Dogma dieser göttlichen Prophetie erklärte Pax, die personifizierte Göttin des Friedens, zum Sinnbild des ganzen Zeitalters [...]
Das zweite Dogma, das die Entscheidung Jupiters mit Leben füllte, sprach von der Zivilisation: Sie, so betonten Politiker und Literaten, könne es nur innerhalb der Reichsgrenzen geben; sie eigne weder sesshaften Barbaren noch umherschweifenden Nomaden. Wenn Menschen wie etwa die Friesen glaubten, von Rom beherrscht zu werden bedeute Sklaverei, so schulde man ihnen nichts außer Mitleid, erläuterte Plinius." (S. 133)
"Das dritte Dogma sprach von der Gottesfurcht: 'Alle Völker', verkündete Cicero, 'übertreffen wir an Religiosität und durch die Einsicht, dass alles dem Regiment und der Lenkung der Götter anheimgestellt ist.' Seinen Zeitgenossen sprach er aus dem Herzen. Sie glaubten an die Götter und zweifelten nicht, dass diese die Befolgung ihres Willens mit der Weltherrschaft belohnten. So deuteten sie die Geschichte Roms als göttliche Offenbarung und huldigten der Idee, die Himmlischen hätten Rom als Dank für die ihnen erwiesene Verehrung mit dem Imperium belohnt" (S. 134)
Werner Dalheim: Die Herrschaft des Augustus und die Geburt Jesu. Das Augustinische Imperium im Spiegel der christlichen Überlieferung, in: Augustus. Herrscher an der Zeitenwende, herausgegeben von Marietta Horster und Florian Schuller 2014, S.133-143)
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