26 Mai 2025

Thyra Danebod

 Wenn wir Fontane trauen dürfen, verdanken wir dieser Königin, genauer gesagt: ihrem Namen, das Alterswerk Fontanes: Gorm Grymme

"Thyra Danebod, sein Gemahl" und "Thyra Danebod schreitet hinab an den Sund". Sie ist die Heldin der Ballade, schafft das unerhörte Ereignis, ihr gelingt es, nach der Hybris des Mannes, der dem Schicksal trotzen und dem Unglück eine Freveltat hinzufügen will, einen versöhnenden Schluss zu erreichen. Vom lästerlichen Wort des Herrschers führt sie ihn zum Selbsturteil. Und das durchweg in Liebe und Selbstaufopferung.

Die fragwürdige Rolle, die das Viktorianische Zeitalter den Frauen zugedacht hat, adelt sie durch die Art, wie sie ihren Mann besiegt, indem sie zu ihm hält.

Sprachlich gesehen schreitet sie mit ihrem Namen gekrönt wie ein Juwel durch das Gedicht, doch legt sie ihn zusammen mit dem Schmuck ab. Nur Gorm Grymme behält seinen Namen, bis er sich das Urteil spricht. Danach bleiben nur Königin und König, und sie  hält ihm die Hand bis zum Schluss.

Bemerkenswert ist auch der Wechsel der Tempora zwischen Präsens und Präteritum schon von der ersten Zeile zur zweiten: Von der Gegenwart (oder atemporal"herrscht" wird unhörbar durch das Apostroph (herrscht') zur Vergangenheit gewechselt.

Nach "Jung-Harald liegt im Blut" (Präsens mit Vergangenheitsbedeutung) tritt schon in der nächsten Zeile mit "Wer bringt die Kunde" ein Wechsel zur Zukunftsbedeutung ein. Ähnliches geschieht mehrfach auf, doch meist so motiviert, dass man es nicht bemerkt.

In der letzte Strophe gibt es außer in der wörtlichen Rede (Mit den Worten "Er ist tot" spricht sich der König sein Todesurteil) nur noch das erzählende Präteritum. 

Keine Kommentare: