29 Juni 2009

Preußen

Unter Friedrich I. waren knapp 6000 km² an abgabepflichtigem Land den Behörden entgangen und nicht besteuert worden. (S.119) Ungenügende Vorratshaltung und der Ausbruch der Pest (vermutlich wegen Durchzug sächsischer, schwedischer und russischer Truppen) kosteten 250 000 Menschen, etwa ein Drittel der ostpreußischen Bevölkerung das Leben. (S.114) Daher forderte Friedrichs Sohn, der später als Soldatenkönig bekannt wurde, die Mitregierung und erhielt sie auch zugestanden. Freilich, die aufwändige Hofhaltung seines Vaters schaffte er erst nach dessen Tode ab.
Friedrich I. hatte allerdings geholfen, dass sein aufsässiger Sohn, der seine Lehrer schier zum Wahnsinn trieb, sich schon früh in Verwaltung eingearbeitet hatte. Schon mit 9 Jahren erhielt er sein Gut Wusterhausen zur eigenen Verwaltung. (S.114)
Doch so unterschiedlich die preußischen Herrscher von Anlage und Interessen auch waren, sie verstanden sich doch als Mitwirkende an einem generationenübergreifenden Projekt, wie Christopher Clark es beschreibt:
Wenn man die Geschichte der Dynastie der Hohenzollern nach dem Dreißigjährigen Krieg genauer betrachtet, dann stößt man auf einen Widerspruch. Einerseits ist von Generation zu Generation eine bemer­kenswerte Kontinuität der politischen Ziele zu beobachten. Zwischen 1640 und 1797 gab es keine einzige Regentschaft, in der keine Gebietsge­winne zu verzeichnen waren. Wie aus den politischen Testamenten des Großen Kurfürsten, Friedrichs L, Friedrich Wilhelms I. und Friedrichs des Großen hervorgeht, sahen sich diese Landesherren als Teil eines generationenübergreifenden historischen Projekts, bei dem jeder Herr­scher die unerreichten Ziele seiner Vorgänger als seine eigenen betrach­tete. Daher die Kontinuität der Ziele, die der brandenburgischen Expan­sion zugrunde lag, daher das weit zurückreichende Gedächtnis dieser Dynastie, mit dessen Hilfe alte Ansprüche reaktiviert wurden, sobald die Zeit dafür reif war.
Im Widerspruch zu dieser scheinbar nahtlosen Kontinuität von einer Generation zur nächsten stand der immer wiederkehrende Konflikt zwi­schen Vater und Sohn.
(Ch. Clark: Preußen, 2007, S.130)

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