02 Juni 2009

Maeve Binchy: Light a Penny Candle

Wie tüchtige Frauen das Leben meistern, obwohl es Männer gibt. Oder: eine Sicht, aus der Jane Austens Romane wie Kitsch erscheinen können.
Angesiedelt in einem Londoner Vorort der Nachkriegszeit und der irischen Provinz. Zwei Mädchen werden Frauen.
In der ersten Phase (1940 - 1945) ist Elizabeth White wegen der Bomben auf London von ihrer Mutter zu ihrer alten irischen Schulfreundin nach Irland aufs Land geschickt worden. Die Darstellung dieser Zeit wird beherrscht von der Supermutter Eileen, die die warme Familienatmosphäre schafft, in der Elizabeth mit der gleichaltrigen Aisling, Tochter von Eileen, eine Freundschaft fürs Leben schließen kann.
Diese Phase schließt mit der Todesnachricht, die Eileen über ihren 20-jährigen Sohn erhält, der für England kämpfend in Italien gefallen ist. Eileens Stärke beruht auf ihrer Glaubensgewissheit. Diese macht allerdings auch die Verständigung mit der moderner denkenden Tochter und ihrer Freundin Elizabeth schwerer. Doch werden die beiden Frauen der jüngeren Generation mit ihrer freieren Auffassung des Zusammenlebens der Geschlechter nicht glücklich.
Kurz nachdem Elizabeth White mit 15 Jahren nach Hause gekommen ist, trennt sich ihre Mutter von ihrem Mann. Das lässt Elizabeth vorzeitig erwachsen werden, ihr Vater wird es nie.
Die männlichen Figuren sind durchweg defizitär, aber ich kann alle Beschränkungen ihrer Weltsicht bei mir entdecken. Eine durchaus fesselnde Lektüre. Von mir erst entdeckt, als meine Tochter darüber hinaus gewachsen ist.
Hypothese: Der Durchschnittsmann ist nicht drei oder fünf, sondern dreißig Jahre hinter der Entwicklung einer Durchschnittsfrau zurück. Bei einem Ausnahmemann wie Klausner, waren es nach der Darstellung von Amos Oz eher 60 Jahre.
Bevor ich die aussortierten Binchy-Romane ins Antiquariat gebe, habe ich noch etwas zu lesen. [Maeve Binchy rechnete als junge Frau damit, ledig zu bleiben, bis sie den Kinderbuchautor Gordon Snell kennenlernte. Ihre Bücher verkauften sich bisher 40 Millionen Mal.]

Die Formel von tüchtige Frauen/defizitäre Männer stimmte bis Seite 200 so halbwegs. Dann gibt es auch deutlich weniger defizitäre Männer und recht defizitäre Frauen, sogar die Heldinnen machen nicht alles richtig, und bei den Männern kommen alles in allem so viele Defizite zusammen, dass ich besser nicht behaupte, alle in mir zu vereinen. Die Jungmädchengeschichte weitet sich zu Geburt und Tod, um dem Epischen Raum zu geben.

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