Miloslav Stingl berichtet in "Muschelgeld und Straßenkreuzer" von seinen Erkundungen in Melanesien.
So berichtet er über das Kondominium der Neuen Hebriden mit einer binationalen Fluglinie, einem trinationalen britsch-französischen Gericht mit spanischem Vorsitzenden sowie Briefmarken in einer Währung, die es im Lande nicht gab.
Von der französischen Überseeprovinz Neukaledonien berichtet er, dass Frankreich sie zunächst als Strafkolonie in Ersatz für die Teufelsinseln in französisch Guayana nutzte. So kamen viele Überlebende des Aufstandes der Pariser Kommune (3924 Männer und einige Frauen - vgl. S.78) dorthin, später Vietnamesen (meist politische Häftlinge aus Indochina - S.81). Wichtig für die Kolonialmächte war das Land wegen der reichen Bodenschätze, noch heute finden sich dort 25% der Weltbodenschätze an Nickel.
Der Bericht über Guadalcanal ist weitgehend ein Bericht über die Kämpfe um den dort von den Japanern angelegten und kurz vor dem Abschluss von den Amerikanern eroberten Flugplatz. Was als Schlacht bezeichnet wird, waren in Wirklichkeit monatelange Kämpfe auf der Insel und auf See. Etwas 10 x so viel Japaner wie Amerikaner kamen dabei um. Und es waren mehr Matrosen als Soldaten, obwohl die Amerikaner ihren Angriff immerhin mit einer Landungsarmee mit über 19 000 Mann begonnen hatten.
Dass die Amerikaner die strategische Wichtigkeit der Insel erkannten, lag daran, dass wenige bei der japanischen Landung versprengte britische Truppen von der Höhe eines benachbarten Berges den Bau des Flugplatzes bemerkt und nach London gemeldet hatten.
Die Schlacht bedeutete den Wendepunkt auf dem pazifischen Kriegsschauplatz im 2. Weltkrieg.
Einige Melanesier empfanden nach der Besetzung durch die Japaner die Amerikaner als Befreier und halfen ihnen gegen die Japaner. Vousa aus Roroni widerstand auch japanischer Folter und konnte, weil ihn die Japaner für tot hielten, überleben. Heute ist er als wichtiger Kämpfer im 2. Weltkrieg hochdekoriert.
Aus Papua-Neuginea berichtet Stingl von Kannibalen und Kopfjägern und den verschiedenen Gründen für diese Bräuche.
Bemerkenswert die Sandzeichnungen von Vanuatu, die eine Art ikonographische Schrift zur Verständigung im über 100-sprachigen Vauatu bilden.
Beeindruckt war Stingl auch von der Zeremonie des Rauschpfeffertrinkens (vgl. auch Yangona, Yaqona und Kava), das an Feierlichkeit nur mit der japanischen Teezeremonie verglichen werden könne.
Stingl berichtet in seinem Buch von S.22-34 über die Yangona-Pflanze, wie er sie nennt, und die Yangonazeremonie.
Auf dem Hochland im Inneren Neuguineas trifft Stingl auf Papuas, die von den Sprachen her in Stämme eingeteilt werden können, die aber ein Zsammengehörigkeitsgefühl in Sippen entwickelt haben. Als Besonderheiten erwähnt er die Darmkrankheit necrotizing Jejunitis und die Kure-Krankheit, auch Todeslachen genannt, im Stamme der Fore. Oft ist es hier üblich, dass Männer und Frauen in getrennten Hütten wohnen, wobei die Männerhütten gelegentlich als Hütten menstruierender Frauen getarnt oder mit unterirdischen Fluchtgängen versehen waren. (S.214) Die Chimbu arbeiten ständig auf des nächste Bugla Gende hin, ein Fest, das alle 5 oder 10 Jahre stattfindet und bei dem in wenigen Tagen Tausende von Schweinen geschlachtet werden.
Peter Bichsel: Die schöne Schwester Langeweile (2023)
vor 8 Stunden
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