Albrecht wendet sich nach dem Auftreten Luthers der Reformation zu, erklärt sich zum weltlichen Herzog von Preußen und schwört seinem Onkel, dem polnischen König den Lehnseid.
Als der Kaufmann 1530 in Coburg seine Sache Luther vorträgt, argumentiert dieser:
»Wenn der Herzog Euch gelobt hat, etwas zu tun, was er nach dem Willen Gottes nicht durchsetzen konnte, so war das Gelübde ein Unrecht, nicht die Vereitlung; und der Zorn über den vorschnellen Eid steht dem Herrn zu, nicht Euch. Mein Amt ist nicht, weltklug zu sein, doch muß ich Euch sagen, daß gerade Euer heißer Wunsch für das deutsche Wesen Eurem Haß gegen den Herzog unrecht gibt. Ihr wolltet Eure Heimat unter deutscher Herrschaft sehen, und deshalb wolltet Ihr, daß der Herzog lieber untergehen sollte, als dem Polen huldigen. War's nicht so?«Der Roman schließt:
»So war es, Herr.«
»Nun gebt acht. Gesetzt, der Herzog wäre seinem Versprechen, das er Euch töricht gegeben, so treu nachgekommen, wie Ihr fordert, was hätten wir erlebt? Wäre er Hochmeister und Knecht des Papstes geblieben, so hätten ihn seine eigenen Untertanen verachtet und ausgestoßen, denn wir wissen wohl, daß der ganze Orden zerfiel wie morsches Gestein. Und hätte er bis zum Tode widerstehen wollen, so wäre ihm nichts übriggeblieben, als sich auf der Heide von polnischen Säbeln niederhauen zu lassen. Dann war er tot und seines Gelübdes quitt. Doch was wurde aus dem Ordensland, wenn der letzte Herr wie ein Katzbalger erschlagen war? Es wäre den Polen gänzlich anheimgefallen, kein Hahn hätte darum gekräht; und was Ihr hartnäckig begehret, das wurde nach menschlichem Erkennen für alle Zeit vereitelt. Aber gerade, weil der Herzog erkannte, daß sein Versprechen gegen Euch eine sündige Vermessenheit war, und weil er sich beim Leben und bei der Regierung erhielt, bewahrte er seinem Lande ein deutsches Regiment. Und daß er den geistlichen Stand aufgab und ein weltlicher Herr wurde, verschaffte dem Lande die Hoffnung auf fürstliche Nachkommenschaft und auf ein Herrengeschlecht, welches sich dort behaupten und Euer deutsches Wesen, wie Ihr wollt, für künftige Zeiten bewahren kann. Ihr seht [952] also, das Versprechen, welches Ihr von ihm erhieltet, war nicht nur ein Unrecht vor dem Herrn, die Erfüllung wäre auch nachteilig für das, was Ihr selbst begehrt.« (G. Freytag: Marcus König. Schluss, S.951-952)
Da klang über den Lauten der Natur die feierliche Stimme des Mannes, in welchem sich die Kraft, die Größe und die Einfalt des deutschen Wesens vereinten wie nie vorher in einem einzelnen Menschen. [...] alle späteren, wohin sie auch der himmlische Landwirt nach dem Bedarf seiner Wirtschaft säte, wurden Dank schuldig für ihre Freiheit und für ihre Frömmigkeit dem Doktor Martinus Luther.G. Freytag: Marcus König. Schluss, S.954)Der Nationalliberale Gustav Freytag, der 1870 aus dem Reichstag ausschied, weil er Bismarcks Politik nicht mitmachen wollte, schreibt nach der Begründung des Deutschen Reiches einen Roman, in dem er die Gründung des ersten Staates mit dem Namen Preußen durch die damals höchste evangelische Autorität in Deutschland, Martin Luther, rechtfertigen lässt.
Nach Bonifatius ist es diesmal Martin Luther, der einen Angehörigen des Thüringer Geschlechtes, an dessen Familiengeschichte Freytag in "Die Ahnen" die deutsche Geschichte veranschaulichen will, erkennen lässt, dass er einen falschen Weg gegangen ist und dass er seinen Frieden nur findet, wenn er der geistlichen Autorität folgt.
Bei aller Liberalität Freytags zeichnet er hier doch ein bemerkenswertes Bündnis von Thron und Altar.
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