Ich weiß nicht, ob viele Leser den Fehler möglich finden werden, den er jetzt wirklich beging. Die Ministerin war im Gespräche sehr natürlich – durch Liane und Roquairol – auf den Satz geraten, daß Kindern keine Schule nötiger sei als die der Geduld, weil entweder der Wille in der Kindheit gebrochen werde oder im Alter das Herz. Ach sie und ihre Tochter knieten ja selber[174] voll Geduld vor dem beladenden Schicksale oder auch vor dem bewaffneten; wiewohl die Mutter mit einer frommen, die mehr an den Himmel als auf die Wunde sah, Liane mit einer liebenden, die sich in neue Leiden wie in alte Krankheiten ergibt, wie eine Königin am Krönungstage in die Schmerzen und Friktionen des schweren Juwelenputzes und wie ein Kind, das die Wundenmale süß verschläft und süßer verträumt. – Aber Zesara, der gleich dem Wolfe schon den Klang einer Kette floh und gegen jede, von den leichten Panster- und Ritterketten an bis zu den schweren Hafenketten, die den Jünglingen die Fahrt ins arbeitende Meer verhängen, erbittert ansprengte, konnte sich nicht halten, zumal mit diesem Herzen voll Bewegungen, in zu großer zu sagen: »Der Mensch soll sich wehren – lieber will ich auf dem regen Schlachtfelde freiarbeitend alle Adern ausgießen als einen Tropfen daraus über die Folterleiter angebunden.« – »Die Geduld« (sagte die Ministerin voll davon) »streitet und siegt auch, aber im Herzen.« – »Lieber Graf,« (sagte Augusti, nicht bloß auf die Arria anspielend) »die Weiber müssen noch immer zu den Männern sagen: es schmerzet nicht!«
(6. Jobelperiode, 34. Zykel)
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