Die erste Szene spielt am Felsenmeer in Reichenbach. Im Mittelpunkt einer Odinsfeier steht der Odinspriester Wolfhart von Amorbach. An der Feier wirken auch der Harfenspieler Wintgram und Walburga, die Tochter des Dorfgrafen Udalrich von Reichenbach, mit. Als Gerbod, der "Einsiedler von Auerbach", mit weltlichem Namen Reinhold, auftritt, löst sich die Versammlung sofort auf. ("Lautlos verschwanden darauf die Nächtigen in den Felsen." S.4)
Gerbod ist die Zentralfigur der in der Zeit Karls des Großen (der Zeit der ersten Erwähnung Auerbachs im Lorscher Kodex) angesiedelten Erzählung mit dem Konflikt zwischen Kloster Lorsch und den noch zu den germanischen Göttern haltenden Odenwäldern. Gerbods Freund, der Ritter Eberhard, führt den Nebenkonflikt ein, den zwischen Karl und Tassilo III., dem Herzog von Bayern, der den Lehnseid verweigert.
Der Autor, Karl Schäfer, ist sehr darauf bedacht, dass die Hauptlinien des Romans als historisch gedeckt anerkannt werden, und fügt daher in 32 Anmerkungen Belege aus historischen Darstellungen und Quellen bei sowie Hinweise, die historische Zusammenhänge erläutern.
Die heidnische Seite wird außer den oben Genannten auch durch die alte Steinvöla, die Großmutter des mit Walburga befreundeten Ratz, vertreten. Sie versteht sich auf das Deuten von Runen und sieht schon sehr rasch voraus, dass Walburga zum christlichen Glauben wechseln wird (epische Vorausdeutung).
Im christlichen Bereich des Klosters Lorsch werden einige historische Personen angeführt: Erzbischof Lullus von Mainz, Einhard (der spätere Biograph Karls des Großen), der hier als "Kronbaumeister" bezeichnet wird, und der Lorscher Abt Richbod.
Hier tritt der Adlige Geilo als scharfer Kritiker der Kriegsgräuel in Karls Sachsenkrieg auf und gerät dadurch mit Lullus in Konflikt. Richbod vermittelt. Diese Rolle wird er auch späterhin in den Konflikten zwischen den Vertretern des Klosters und den zunächst bekehrungsunwilligen Heiden spielen.
Negativfiguren des Romans sind zunächst der Dekan, der zwar ständig Bibelsprüche parat hat, aber recht unbarmherzig handelt, vor allem aber der Klostervogt, der in der Burg auf dem Auerberg (einer nicht belegten Vorgängerin des Auerbacher Schlosses) misshandeln und foltern lässt.
Bald fällt Walburga, die weibliche Heldin des Romans, dort in Gefangenschaft. Sie weigert sich, dem heidnischen Glauben abzuschwören, weil sie zu ihrem ebenfalls dort gefangenen Vater halten will.
Auf Dauer wird sie freilich der aus Milde und emotionaler Kälte gemischten Werbung des Einsiedlers Gerbod nicht widerstehen.
Mit dem bayrischen Ritter Eberhard, der in Tassilos Auftrag die Möglichkeiten einer Einigung mit Karl erkunden soll, beginnt nun die Werbung für die Bergstraße. Ungeahnte Mengen von Kannen Bergsträßer Wein werden getrunken, der Auerbacher Rott als "Königswein" (S.68) bezeichnet (heute würde man das Product-Placement nennen), die Auerbacher Krone wird wiederholt als Gastwirtschaft und Herberge gerühmt, doch den Vogel schießt doch Karl der Große ab, der - als er als Jäger zu Odenwald und Bergstraße kommt - bekennt: "Ich hätte nicht geahnt, daß die Bergstraße so schön wäre" (S.122).
Gegen Schluss tritt die Tassilo-Handlung in den Vordergrund, die mit dem (historischen) Ingelheimer Prozess (788) mit einem Todesurteil und Begnadigung zu Klosterhaft ihr Ende findet, nicht ohne dass Ritter Eberhard bei seiner Verteidigung sein Leben lässt.
Im Schlusskapitel erfahren wir freilich noch, dass der Einsiedler Gerbod, jetzt wieder unter seinem weltlichen Namen Reinhold, und seine Geliebte Walburga zueinander finden und dass im Odenwald eine Doppelhochzeit gefeiert wird.
Der Roman schließt:
In Glanz und Schimmer getaucht, ragten die Berge des Odenwaldes und die Türme der Klosterkirchen von Lorsch in den blauen Frühlingshimmel. Durch alle Herzen ging ein Hauch der Versöhnung und des Friedens.
(Die Seitenangaben beziehen sich auf die 183 Seiten starke Ausgabe ohne Jahr, die um 1975 herum herausgekommen ist.)
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