Über den Lord muß ich drei Worte sagen, nämlich drei Meinungen.
Die erste ist ganz unwahrscheinlich: er hält nach ihr wie alle Welt- und Geschäftmänner das Menschengeschlecht für einen Apparat zu Versuchen, für Jagdzeug, für Kriegsgeräte, für Strickzeug – diese Menschen sehen den Himmel nur für die Klaviatur der Erde und die Seele für die Ordonnanz des Körpers an – sie führen Kriege, nicht um die Kränze der Eichen, sondern um ihren Boden und ihre Eicheln zu erbeuten – sie ziehen den Glücklichen dem Verdienstvollen vor und den Erfolg der Absicht – sie brechen Eide und Herzen, um dem Staate zu dienen – sie achten Dichtkunst, Philosophie und Religion, aber als Mittel; [...]
Die zweite Meinung ist wenigstens der ersten entgegen und besser: dem Lord ist, wie andern großen Menschen, die Laufbahn das Ziel, und die Schritte sind ihm die Kränze – Glück unterscheidet sich bei ihm von Unglück nicht im Werte, sondern in der Art, ihm sind beide zwei zusammenlaufende Rennbahnen zum Ewigkeit-Ringe der innern Erhebung – alle Zufälle dieses Lebens sind ihm bloße Rechenexempel in unbenannten Zahlen, die er durchmacht, aber nicht als Kaufmann, sondern als Indifferentialist und Algebraist, welchem die Produkte und die Multiplikanden gleich lieb sind, und dem es einerlei ist, mit Buchstaben oder mit Zentnern zu rechnen. [...]
Gleichwohl ist die dritte Meinung die wahre und zugleich die meinige: der Lord, [...] ist einer der unglücklichen Großen, die zu viel Genie, zu viel Reichtum und zu wenig Ruhe und Kenntnisse haben, um glücklich zu bleiben – sie hetzen Freude statt der Tugend und verfehlen beide und schreien zuletzt über jeden bittern Tropfen, der ihnen in einem Zuckerhut eingegeben wird [...]
Jean Paul: Hesperus, 1. Heftlein, 13. Hundsposttag
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