Er widmet ihm die erste Sammlung seiner Werke:
Das erste Kupfer ist Freund Hain. Ihm dedizier ich mein Buch, und er soll als Schutzheiliger und Hausgott vorn an der Haustüre des Buchs stehen.DedikationIch habe die Ehr Ihren Herrn Bruder zu kennen, und er ist mein guter Freund und Gönner. Hätt auch wohl noch andre Adresse an Sie; ich denk aber, man geht am besten gradezu. Sie sind nicht für Adressen, und pflegen ja nicht viele Komplimente zu machen.’s soll Leute geben, heißen starke Geister, die sich in ihrem Leben den Hain nichts anfechten lassen, und hinter seinem Rücken wohl gar über ihn und seine dünnen Beine spotten. Bin nicht starker Geist; ’s läuft mir, die Wahrheit zu sagen, jedesmal kalt übern Rücken wenn ich Sie ansehe. Und doch will ich glauben, dass Sie ’n guter Mann sind wenn man Sie genug kennt; und doch ist’s mir als hätt ich eine Art Heimweh und Mut zu dir, du alter Ruprecht Pförtner! dass du auch einmal kommen wirst, meinen Schmachtriemen aufzulösen, und mich auf bessre Zeiten sicher an Ort und Stelle zur Ruhe hinzulegen.Ich hab da ’n Büchel geschrieben, und bring’s Ihnen her. Sind Gedichte und Prosa. Weiß nicht, ob Sie 'n Liebhaber von Gedichten sind; sollt’s aber kaum denken, da Sie überhaupt keinen Spaß verstehen, und die Zeiten vorbei sein sollen wo Gedichte mehr waren. Einiges im Büchel soll Ihnen, hoff ich, nicht ganz missfallen; das meiste ist Einfassung und kleines Spielewerk: machen Sie 'mit was Sie wollen.Die Hand, lieber Hain! und, wenn Ihr ’nmal kommt, fallt mir und meinen Freunden nicht hart.Die Alten solln ihn anders gebildet haben: als ’n Jäger im Mantel der Nacht, und die Griechen; als ’n „Jüngling der in ruhiger Stellung mit gesenktem trüben Blicke die Fackel des Lebens neben dem Leichname auslöscht“. Ist ’n schönes Bild, und erinnert einen so tröstlich an Hain seine Familie und namentlich an seinen Bruder: wenn man sich da so den Tag über müde und matt gelaufen hat und kommt nun den Abend endlich so weit dass man’s Licht auslöschen will – hat man doch nun die Nacht vor sich wo man ausruhen kann! und wenn’s denn gar den andern Morgen Feiertag ist!! ’s ist das wirklich ein gutes Bild vom Hain; bin aber doch lieber beim Knochenmann geblieben. So steht er in unsrer Kirch, und so hab ich 'n mir immer von klein auf vorgestellt, dass er auf’m Kirchhof über die Gräber hinschreite, wenn eins von uns Kindern ’s Abends zusammenschauern tat, und die Mutter denn sagte: der Tod sei übers Grab gangen. Er ist auch so, dünkt mich, recht schön, und wenn man ihn lange ansieht wird er zuletzt ganz freundlich aussehen. (Matthias Claudius, zitiert nach dem Roman "Freund Hain" von Hans-Peter Kraus)Schiller hat - wenig später - mit einer gewissen Nostalgie zurückgeblickt auf die Zeit, die auch Claudius hier beschwört:
Da ihr noch die schöne Welt regieret,
An der Freude leichtem Gängelband
Selige Geschlechter noch geführet,
Schöne Wesen aus dem Fabelland!
Als Gegenbild zu seiner Gegenwart hatte Schiller auf den griechischen Genius hingewiesen, der zum Menschen kommt, wo Claudius von seinem Freund andeutend vom Bruder des Schlafes spricht, aber einen harten Knochenmann zeigt.
Damals trat kein gräßliches Gerippe
Vor das Bett des Sterbenden. Ein Kuß
Nahm das letzte Leben von der Lippe,
Seine Fackel senkt’ ein Genius.
„Jüngling der in ruhiger Stellung mit gesenktem trüben Blicke die Fackel des Lebens neben dem Leichname auslöscht“
doch zieht er dann doch als Bild seines Freundes Hain als Sensen- und Knochenmann vor: "und wenn man ihn lange ansieht wird er zuletzt ganz freundlich aussehen".
Ob es schon ausreicht, den Text noch einmal zu lesen oder ob man sich nicht doch den Roman Freund Hain einmal vornehmen sollte?
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