Seine Hoheit [Muhammad Ali Pascha] erhält überdem alle männlichen Kinder der Seeleute und gewährt ihnen vom Augenblick der Geburt an eine volle Ration, dieselbe wie dem Vater, nebst fünf Piaster monatlich an Geld. [...]
Schiffskapitäne gibt es erster und zweiter Klasse. Die der ersten sind Beys und haben den Rang als Obersten in der Armee; die zweiter Klasse den eines Oberstleutnants. [...]
Diese kurzen, aber ganz zuverlässigen Nachrichten werden genügen, einen richtigen Begriff von dem Belang der Seemacht Mehemed Alis zu geben, und verbunden mit dem, was ich im Verlauf dieses Werks über die Landarmee, den Länderumfang, die Einkünfte und Ressourcen des ägyptisch-nubisch-syrischen Reiches (wie es damals war) noch zu berichten haben werde, berechtigten sie mich wohl zu dem Glauben, daß es nur eine allen Parteien nachteilige Anomalie herbeiführe, einem Manne, welcher de facto ein mächtiger selbständiger Monarch ist, fortdauernd in der offiziellen Stellung eines abhängigen Pascha erhalten zu wollen. Ich dachte mir beim Anblick dieser großen, reellen Macht, daß wir in Europa mehrere Könige haben, deren Königreich kaum einer Provinz des Pascha an Umfang gleich kommt, so wie ihre Einkünfte nicht den zehnten Teil der Mehemed Alis erreichen, und so viel andere Souveräne außerdem, die nicht einmal mit einem Statthalter Mehemed Alis, wie zum Beispiel denen von Kandia und Sudan, an Macht und Glanz wetteifern können, ja von denen einige in der Tat nur als umfassungsreichere Grundbesitzer, wie es zum Beispiel die Herzöge Englands sind, mit einer von Gottes Gnaden hinzugefügten Souveränität erscheinen. Es mußte daher fortwährend zu gewaltsamen Folgen führen, daß ein so unnatürliches Verhältnis wie das jetzige aufrechterhalten wurde, und eine gesunde Politik hätte vielleicht einen solchen Zustand wohl nicht einmal zu erhalten wünschen sollen, selbst die der Pforte nicht, der ein mächtiger, durch gleiche Religion und folglich in der Hauptsache (Erhaltung der muselmännischen Herrschaft überhaupt) auch durch gleiches Interesse verbundener, unabhängiger Freund nötiger tut als ein – solange er seine Selbständigkeit nicht erreicht hat – stets gefährlich ihr gegenüberstehender Vasall, der es nur dem Namen nach ist und der an reeller kompakter Gewalt sie schon einmal weit überragte.
(Pückler-Muskau: Aus Mehemed Alis Reich)
(Pückler-Muskau: Aus Mehemed Alis Reich)
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