Manfred Ranft wurde 1929 in Dresden geboren. In der Bombennacht vom 13. auf den 14. Februar 1945 wurde sein Zuhause vernichtet und mit ihm alle Erinnerungen an seine Kindheit. Auch seine Großeltern sind in dieser Nacht verbrannt. Dieser Verlust lässt Ranft nie wieder los, verzweifelt versucht er, ihn zu kompensieren. Als Erwachsener beginnt er alles zu sammeln, was ihm diese Zeit zurückbringt: Er versucht, alte Fotos von seiner Familie und Erinnerungsstücke zu ergattern, er notiert aus dem Gedächtnis Sätze, die früher gesagt wurden. So verteidigt er die Kindheit gegen die Zukunft – besonders nach dem Tod seiner Mutter, die für ihn das letzte Bindeglied zur Vergangenheit gewesen ist. [...] Das Sammeln bleibt, bis zu seinem Tod 1987, Ranfts große Leidenschaft.
Der Schriftsteller Martin Walser hat Manfred Ranfts Geschichte in dem biografischen Roman Die Verteidigung der Kindheit erzählt, der 1991 erschien und von dem Marcel Reich-Ranicki sagte, er sei eines der wichtigsten Bücher der deutschen Nachkriegsliteratur. Nun sind die Dokumente, auf die sich Walsers Buch stützt, im Militärhistorischen Museum in Dresden zu sehen: Bilder und Aufzeichnungen von Manfred Ranft. Sie sind Teil der Ausstellung Schlachthof 5 – Dresdens Zerstörung in literarischen Zeugnissen,die sich anlässlich des siebzigsten Jahrestages der Bombardierung mit literarischen Zeugnissen der Zerstörung beschäftigt. [...]
(Martin Walser:
"Eine unersättliche Gier nach Vergangenheit")
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen