Anhand von Heinrich Vormwegs rororo Bildmonographie zu Grass aus dem Jahr 1986 habe ich meine Leseerlebnisse aus den 60er Jahren rekapituliert.
Dem Urteil der Kritik folgend habe ich Grass immer für einen sehr fähigen Autor gehalten. In seiner Trilogie lenkten mich freilich als Jugendlichen die sexuell aufregenden Stellen von anderem ab.
Heute wird mir klar, dass die Aufarbeitung nationalsozialistischer Erfahrungen mich nicht interessieren konnten gegenüber Dokumenten wie SS-Staat und Anne Franks Tagebuch. Darin bin ich offenkundig zu sehr Fontanefan.
Dass man nach dieser Aufarbeitung Grass seinen jugendlichen Dienst in der Waffen-SS vorwerfen und dass man ihm Antisemitismus nachzusagen versuchen konnte, habe ich mir nur damit erklären können, dass er eben immer manchen unbequem war.
Meinem literarischen Bedürfnis nach hätten aus der Blechtrommel - sagen wir - 10 Erzählungen gemacht werden sollen und die Hundejahre mit ihrer mich verwirrenden Konstruktion hätte ich mir wie "Davor" und "Örtlich betäubt" ganz sparen können.
Danach konnte ich als Erwachsener die Meisterschaft des Sprachkönners und Erzählers Grass besser schätzen.
Dennoch kein Wunder, dass mir "Das Treffen in Telgte" und "Weites Feld" die liebsten Werke von Grass geblieben sind. - Seine Einmischung in Politik fand ich freilich fast immer vorbildlich.
Auch wenn ich Habermas' Kritik an der Studentenbewegung besser nachvollziehen konnte und die Kritik des Marxisten Werner Hofmann an den Störern seiner Vorlesung (zu denen ich gehörte) noch immer in den Ohren klingt: "Ihr seid kleinbürgerliche Anarchisten".
Günter Grass: Die Blechtrommel 1. Folge (Hörbuch) (2h 14min)
Günter Grass: Katz und Maus (Hörbuch) 4 Folgen
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