[...]
So wird kommen der Tag, da bald von Ilios Trümmern
Rauch und Qualm sich erhebt, von thrakischen Lüften getrieben,
Idas langes Gebirg und Gargaros Höhe verdunkelt;
Aber ich werd' ihn nicht sehen! die Völkerweckerin Eos
Fand mich Patroklos' Gebein zusammenlesend, sie findet
Hektors Brüder anjetzt in gleichem frommem Geschäfte,
Und dich mag sie auch bald, mein trauter Antilochos, finden,
Daß du den leichten Rest des Freundes jammernd bestattest.
[...]
Hera spricht:
Ilios fällt! du schwurst es mir selbst, und die Winke des Schicksals
Deuten alle dahin, so mag denn auch fallen Achilleus!
Er, der beste der Griechen, der würdige Liebling der Götter.
Denn wer im Wege steht dem Geschick, das dem endlichen Ziele
Furchtbar zueilt, stürzt in den Staub, ihn zerstampfen die Rosse,
Ihn zerquetschet das Rad des ehernen, heiligen Wagens.
Also acht' ich es nicht, wie viel du auch Zweifel erregest,
Jene vielleicht zu erquicken, die weich sich den Schmerzen dahingibt.
Aber dies sag' ich dir doch und nimm dir solches zu Herzen:
Willkür bleibet ewig verhaßt den Göttern und Menschen,
Wenn sie in Taten sich zeigt, auch nur in Worten sich kund gibt.
Denn so hoch wir auch stehn, so ist der ewigen Götter
Ewigste Themis allein, und diese muß dauren und walten,
Wenn dein Reich dereinst, so spät es auch sei, der Titanen
Übermächtiger Kraft, der lange gebändigten, weichet.
[...]
Goethe: Achilleis (Fragment)
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen