12 Oktober 2022

Wolf von Niebelschütz: Der Blaue Kammerherr

Wolf von Niebelschütz

Am aufschlussreichsten für den potenziellen Leser ist vermutlich das sehr ausführliche Inhaltsverzeichnis, das weiter unten durch 7 Fotos wiedergegeben wird. Es informiert auch über den Stil sowie die Erzählhaltung und die Annäherung an musikalische Kompositionsprinzipien, die die Rezensionen meist ansprechen.

Ich plane, dem auch Stilproben hinzuzufügen.

Nach 20 Jahren wieder entdeckt. Offenbar ein 2. Leseversuch in der Zeit nach meiner Krankheit. Ein Lesezeichen bei S.130.

Ich wunderte mich, dass ich das Taschenbuch (779 S.) damals gelesen habe (noch dazu mit kleiner, für mich jetzt relativ schwer im Bett lesbarer Schrift), als ich weniger Lesezeit hatte als heute. Erinnerte mich daran als an ein Buch aus einer interessanten Welt. 

Jetzt wieder hineingesehen, verwirrend, bei Danae wieder das Gefühl einer sympathischen Person, über die ich mehr lesen will. Aber auch das Bedürfnis, die Erinnerung an das Buch festzuhalten. 

1. Lektüre 2002 (Lektüretagebuch): Bis Seite 274 gelesen, etwas mehr als der erste Band und den Schluss. Auf der Rückfahrt aus Lübeck. Zu wortreich. Das, was mir als Nachahmung von Thomas Mann erscheint, vielleicht aber noch mehr von Hofmannsthal [Danae oder die Vernunftheirat - im Inhaltsverzeichnis vom Autor ausdrücklich als Inspiration genannt] beeinflusst ist, die ausführliche ridikulisierende Schilderung, mir zu penetrant, maniriert. Es erinnert mich in mancher Hinsicht an Hauffs 'Mann im Mond'. Doch für eine Parodie zu ausführlich. Da war der 'Mann im Mond' weit ergötzlicher zu lesen. Auch ist es wohl kaum als Parodie gedacht, da es (entsprechend den stark gedanklichen Passagen am Schluss) die Formalitäten des 18. Jahrhunderts zu ernst nimmt. Offenbar als Entfliehen aus der Wirklichkeit des Dritten Reiches geschrieben. Als Kritik an totalitärer Herrschaft aufgrund der Verspieltheit aber kaum zu lesen. Im wesentlichen wohl mehr nach 1945 entstanden. Dann wohl Ausweichen vor Naturalismus Borcherts, Bölls und der anderen Kahlschlag-Literatur, ohne die moralische Utopie des Glasperlenspiels übernehmen zu wollen. Realitätsflucht aus ästhetischen Gründen?

Zeus Verfolgung. Danaes mit Horrorwelt für das normale Volk als Parodie auf die Anforderung an die Künstler, unbedingt auf die Realität des Dritten Reiches und des Weltkrieges Bezug zu nehmen? Fin du Siecle-Stimmung wie bei Hofmannsthal?

Jedenfalls für mich nicht die Entdeckung, die mir Anfang der siebziger Jahre von der stellvertretenden Schulleiterin Frau Frank und anderen versprochen wurde. 
Ich bin aber ganz zufrieden mit mir, dass ich diese Kenntnis- (nicht Bildungs-) Lücke jetzt geschlossen habe. Ich hatte das Buch für 5 Euro in Lübeck als Lektüre für die Heimfahrt erstanden.

Stilproben:

1. Band 20. Kapitel: 
Zeus setzt die Naturgewalten ein, um Danae dazu zu bringen, seinem Liebeswerben nachzugeben.
Zu diesem Kapitel heißt es in der Inhaltsangabe: "Des Gottes Antwort entbehrt jeder Courtoisie, der Stallmeister verliert die Neven" [...]
"Er sah Menschen dort vorne, ach was! er hörte sie – wie sie schrien! Schreie, dass einem das Blut gefror – Menschen, lebende Fackeln, hingen über den Fensterbrüstungen – verkohlte Leichen, ganz zusammengeschnurrt, lagen vornüber im Schmutz und in der Gosse – auf den Treppen lagen sie, vor ihren Türen lagen sie, aus Dachstühlen wirbelten sie empor, Balken und Latten drehten sich, mit ihnen, brennend durch die Luft, die Luft sauste, heute und der Brandsturm, pfeifend, langte nach weiteren Opfern, Menschen, die hilfreich bemüht waren, zwei Kinder zu retten, ja, er langte nach ihnen, wie sie auch immer sich wehrten, sog sie in seine Lungen, am Boden hin, und sie wehten davon ..
Da wurde dem Stallmeister klar, was sie wollte, die schöne Dame, Endlich begriff er: sie wollte umkommen, hier gab es nicht zu rätseln. Welche Vermessenheit! Und ihn angehend, so änderte das keinen Deut an der Aussicht, dass er Amt und Brot verlor, wenn er sie nicht zurückbrachte." (S. 174)

Was - im Jahre 1949 gelesen - noch wie eine Beschreibung des Hamburger Feuersturms verstanden werden könnte, verwandelt sich in eine groteske Beschreibung: Der Brandsturm "sog sie in seine Lungen, am Boden hin, und sie wehten davon .." Man muss bedenken, hier treten Götter auf. Im 6. Kapitel war Zeus als goldener Regen aufgetreten. Der darüber Berichtende sagt: "ihr näherte sich der alte Galan als Wolke, ich bitte Sie." (S.53) Das Verhalten des Gottes wird als Fauxpas angesehen. Hier ist der Ort für realistische Schilderung längst verlassen. Was der Leser als ein von Zeus herbeigerufenes Naturschauspiel zu erkennen gelernt hat, ist freilich für das einfache Volk noch bitterer Ernst. 
Das Kapitel schließt: 
"Ein ausgehöhlter, von Kummer, Zorn und Hass flackernder Mann, offenbar aus der niedrigsten Ständen, sprang auf das Trittbrett und schrie ihr, verzerrt vom Geiste des Aufruhrs, mitten in die Augen hinein: "Opfere dich, schöne Hure, das Sterben tut dir nicht weher als uns!" Die Heiducken rissen ihn herab, er wurde von den Rädern zermalmt und war tot.
Die Prinzessin ließ nicht anhalten." (S.176)


Inhalt (Tabula operis)

Stilprobe: 24. Kapitel: 
"Wir, Danae", trompetete der Ceremoniar, ungerührt in steinerner Beamtenseele, "Wir, Danae, Francesca, Albertine [...] haben die Gnade gehabt, Uns, um eines allgemeinen Wohles  willen zu einer Antwort zu entschließen, in welcher wir zu bekunden belieben, dass einer nicht näher zu qualificierenden, auf das Formloseste  vorgebrachten Forderung in aller Form Genüge geschehen mag. Gegeben in seiner Majestät Residenz zu Myrrha, gesiegelt und gezeichnet Danae, Prinzessin zu Myrrha, urkundlich contresigniert Alphanios Rex, [...] aber der Ceremoniar war noch nicht am Ende.
"Der Minister des Kgl. Hauses. Ihre Kgl. Majestäten geben unter heutigem Datum die Verlobung ihrer einzigen Tochter, der Prinzessin Danae, Kgl. Hoheit, mit Sr. Kaiserl. Majestät Jupiter Tonans, Chef des ehemals souveränen Hauses der Chroniden, ihren Staaten und Untertanen zu wissen. [...] 
Und nun blieb sie einfach stehen, mitten vor der Statue des Gottes. Sie verweigerte ihm sogar die Reverenz, nickte nur kurz nach der Seite hin, wo der Ceremoniar auf das Zeichen wartete und blickte für eine Sekunde in den Text, den er ihr reichte.
"Angesichts all des Unrechtes", sagte sie und betonte es nicht einmal sehr, aber man verstand es unten bis in das kleinste Wort, [...] "angesichts all des Unrechtes, das sie, mein Herr, über die Welt gebracht haben angesichts Ihrer Macht, die Sie missbrauchen und angesichts des Elendes, der Gewalt, der Unterdrückung und der Finsternis, im Namen meines Volkes: verfügen Sie über das, was an mir sterblich ist."
"Es wird mir ein Vergnügen sein", erklärte die Statue, nur Danae hörte es, und sie zuckte so wenig wie der Marmor, auf dem sich, weil Marmor, kein Muskel gerührt hatte. [...]
Der geneigte Leser wird nun auch an dem Punkt gekommen sein, wo es sich empfiehlt, den Atem anzuhalten. Gesetzt es sei dem Chronisten gelungen trotz hier hin und wieder ein wenig weit getriebenen Skepsis, ihm die mindeste Vorstellung von dem zu vermitteln, was dem Barroco heilig und was ihm wundervoll dünkte, wird er sich noch einmal all die düsteren Umstände vor die Seele rufen: das Erdbeben, die vielen und unterschiedlichen Todesfälle, die in seinem Gefolge leider statthaben mussten; Zerstörung allerorten, Grauen, wohin man blickte; die ausgebrannten Ruinen, dass Verfaulte auf den Feldern; die Bäume von Ruß bedeckt, die Waldstücke voll von Briganten; Mord und Frevel durch die Gehölze schleichend [...] 
Ja, es jubelt sich leicht, wenn der Solist seinen Part geendet hat. Fragt man nach Lust und Necessität? Er tat doch nur, was seines Amtes war. Man zollt ihm Beifall, findet ihn großartig, und es gehört sich so, dass man ihm dankt.
Er aber möchte allein sein
.
Ende des ersten Bandes" (S. 200 - 205)


2. Band 17. Kapitel: "[...] Der Staatssekretär erhob ungeduldig die Schultern. 
Eine Brise fuhr über See, weiße Schaumkronen wurden auf das Blau der Wellen getuscht, die einen Augenblick aussahen, als frören sie, denn eine Wolke glitt über den Himmel, und das goldene Linienschiff rauschte mit mächtigerem Wind an der Insel Theodosia vorüber in den Sund, wo nun Escarpe  und Contraescarpedie Batterien sprechen ließen. Und wieder feuerte die Flotte eine Breitseite in den Aether hinauf, das Volk aber, militärfromm und königstreu, jauchzte dazu, und es war ein herrlicher Tumult.
"Man wird mir nicht zumuten wollen", sagte der König, "dass ich schiefe Situationen eingehe. Schließlich bin ich der Brautvater und habe die Priorität vor dem Bräutigam – von der Anciennität meiner Krone ganz zu schweigen."
"Majestät werden, erwiderte der Staatssekretär mit der furchtbaren Beharrlichkeit der Beamten, "die Majestät des Herrn Bräutigams doch auf die eine oder andere Weise begrüßen wollen?"
"Auf jede andere Weise gern, nicht auf diese, entgegnete der Monarch gereizt. [...]" (S. 350)

4. Band Die Bürgerin Valente, 
Kapitel 63-66
Danae versucht ihrer Rolle als Kronprinzessin zu entgehen, indem sie ins Kloster Gelmion geht. Dort aber trifft sie auf eine Orgie der Gewalt. Eine Meuterei ist ausgeartet. 
Das schildert von Nebelschütz weniger in Handlung als in Bildern, die den Kriegsgräueln des 30-jährigen Krieges und Märtyrerlegenden entlehnt sind. Der Stil schlägt dabei vom Rokokohaften ins Barocke um. Der Erzähler entschuldigt In moderner Weise und eher rokokohaft im Stil.
Danae wird beim Versuch einer Revolution zur "Bürgerin Valente". 
Kapitel 70-73 (S.624-660)
Im Traum erlebt Danae die Herrschaftsbereiche von Jupiter (jovial), Neptun (poseidonisch) und Pluto (plutonisch). Opulente Bilder, die ohnehin phantastische Welt des Buches verwandelt sich in eine Traumwelt, die kaum Beziehung auf die übrige Handlung hat.
Kapitel 74-77 (S.661-688)
Danae wird Gefangene eines Finanzhais, der sie wieder als Königin einsetzen will, weil er sich mit den Revolutionären, denen er sich angedient hat, nicht mehr recht versteht. Es sei ihm egal, durch wen er mit seinem Geld regiert. Danae weigert sich, besteht auf absoluter Herrschaft. Befreit wird sie durch den roten Dominik, dem Staatssekretär Merziphon, der sich durch zügellose Gewalt als Revolutionsgeneral hervorgetan hat, aber in Wirklichkeit Danae dafür gewinnen will, mit Hilfe von Brieftauben Befehle an die königliche Armee zu senden, in der er auf dem Schlachtfeld kämpft. Dafür hat er ihr zuvor seinen Schlachtenplan erläutert.
Danae reitet, nachdem Merziphon gefallen ist, mit Bauern des Grafen Auffenbühl und Merziphons Sohn Deodat selbst in die Schlacht. Als Deodat den Revolutionsgeneral Bandra gefangen genommen hat, sagt sie zu ihm: "Nur ruhig, Deodat, ruhig, ruhih, wir wollen Menschen bleiben, .. Nicht wahr." (S.698)

Wikipedia: 

Der Blaue Kammerherr ist ein historischer Roman von Wolf von Niebelschütz, erschienen 1949.

Handlung

Der Roman spielt zu großen Teilen auf der Mittelmeerinsel Myrrha im Jahr 1732. König Alphanios ist das Opfer intriganter Minister und Finanzleute und sein Reich geht langsam, aber sicher dem Bankrott entgegen. Die Regierungsgeschäfte sind unentwirrbar verfahren, und die Großreiche Venedig und Konstantinopel beziehungsweise die ägäischen Nachbarstaaten bemühen sich eifrig, das Königtum zu annektieren. Dazu umwerben sie die Thronfolgerin, die kluge und selbständige Prinzessin Danae, den Liebling des Volkes. Die entzieht sich jedoch dem höfischen Zeremoniell und versucht allen Intrigen zu begegnen, um ihrem Land zu helfen. Schließlich weist sie sogar Göttervater Zeus zurück, der ihr als angeblicher „Kammerherr“ seine Avancen macht. Dies hat für Myrrha verheerende Folgen.

Mit unvergleichlicher Gewandtheit verbindet Niebelschütz die Mythologie der Antike mit der Galanterie des christlichen Rokokos und spannt mit einem bunten Figurenreigen aus Sagenwelt, Religion, Literatur- und Menschheitsgeschichte spielerisch den Bogen durch die Jahrhunderte bis in die Gegenwart. Niebelschütz' gewaltige Mittelmeersaga ist zugleich ein Lehrstück der Staatskunst und Gesellschaftskunde, eine Schelmengroteske von hintergründigem Humor und stilistischer Opulenz sowie ein psychologisch eindringliches Zeitgemälde, das von menschlicher Größe, Selbstbeherrschung und Leidenschaften erzählt.

Ausgaben

  • Der Blaue Kammerherr. Galanter Roman in vier Bänden. Frankfurt a. M. 1949 (4 Bücher in 2 Bänden) Neuausgaben 1972 und 1980.

Weblinks

Literatur



Perlentaucher

KLAPPENTEXT

Das Inselreich Myrrha im Jahr 1732. König Alphanios ist das Opfer intriganter Minister und Finanzleute. Die Regierungsgeschäfte sind unentwirrbar verfahren, und die Großreiche Venedig und Konstantinopel bemühen sich eifrig, das Königtum zu annektieren. Dazu umwerben sie die Thronfolgerin, die kluge und selbständige Prinzessin Danae, den Liebling des Volkes. Die entzieht sich jedoch dem höfischen Zeremoniell und versucht allen Intrigen zu begegnen, um ihrem Land zu helfen. Niebelschütz greift mit diesem Roman auf die Gattung der galanten Dichtung des Rokoko zurück. Er bedient sich des Stils der Epoche und legt sein Epos ganz nebenbei noch nach den traditionellen Kompositionsprinzipien der klassischen Musik an.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 12.12.2011

So problematisch er die Entstehungskonstellation dieses Romans des früh Verstorbenen Wolf von Niebelschütz auch findet - das Buch entstand, für den Rezensenten Inbild des Eskapismus, während in Deutschland und Frankreich die Nazis wüteten -, so gut kann sich Jens Malte Fischer den Text als utopisches Stück Literatur vorstellen, als Versuch des Autors, den eigenen, für Fischer im besten Sinn retrospektiven Geist ins Überzeitliche zu heben. So gesehen fängt der über ein Fragment von Hugo von Hofmannsthal mit Lust zum barocken Spiel aufgetürmte Roman für Fischer dann an zu leuchten. Otello, Zeus, ein gewisser Don Giovanni, Venedig, der Zutaten sind zu viele, als dass er sie alle aufzählen könnte. Aber außer einer mythisierenden, humorvollen Märchenoper entdeckt Fischer bei Niebelschütz auch die Verarbeitung der Gräuel des Dritten Reichs. Etwas muss sein an diesem Buch, davon ist er überzeugt.

Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 17.07.2010

Das gab es also auch, meint Rezensent Tobias Schwartz leicht ratlos nach Lektüre zweier Romane von Wolf von Niebelschütz: "Der blaue Kammerherr" und "Die Kinder der Finsternis". Niebelschütz gehört zur Altersgruppe von Stefan Heym, Max Frisch, Arno Schmidt und Alfred Andersch, so Schwartz, aber geschrieben hat er ganz anders. So ist "Der blaue Kammerherr" ein "galanter Roman", der im Stil des Rokoko verfasst ist. Ziemlich maniriert findet das unser Rezensent. Auch findet er, wenngleich in eleganter Sprache verfasst, "reaktionäre staatstheoretische Abwägungen". Alles in allem ist ihm nicht ganz klar, warum diese Romane noch einmal aufgelegt wurden.

Die Zeit, 07.12.2000

Ralf Vollmann macht auf einen Schriftsteller aufmerksam, dessen Bücher jetzt wiederzuentdecken sind. Bücher? Wälzer. Fast tausend Seiten lang ist der "Der blaue Kammerherr", so Vollmann, den der Autor im Jahr 1949 herausgebracht hat und damals recht erfolgreich war. Ein "politisch-utopischer Roman", behauptet Vollmann, und zugleich eine "Apotheose des Barock", in der die Vorzüge der Jugend, der Schönheit, der politischen Vernunft gepriesen würden. Der Roman strotze zwar anfangs vor Manierismen - Vollmann fallen dabei Thomas Manns Joseph-Romane als Vorlage ein -, dennoch habe das Buch ganz großartige Passagen, sobald sich der Autor freigeschrieben habe.
Noch begeisterter zeigt sich Vollmann von dem zehn Jahre später erschienenen Roman "Die Kinder der Finsternis", ebenfalls einen geschichtlichen Stoff abhandelnd, diesmal im 12. Jahrhundert in der Provence angesiedelt, einem wilden und frei imaginierten Land, in dem alles und alle Phantasienamen tragen. Besonders angetan hat es Vollmann eine Stelle, die Niebelschütz` Witwe Ilse in ihrem Nachwort weiterspinnt: wie der Schriftsteller dort unten einmal eine geheimnisvolle Teilung des Wassers gesehen haben will. Diesem Geheimnis möchte Vollmann auf den Grund gehen.

Spoiler - Deutung
Der Anfang des 1. Kapitel des 2. Buches, S.209, kann als Parodie auf die Duschszene von Goethe in Th. Manns "Lotte in Weimar" gelesen werden. 
Das 11. Kapitel des 2. Buches als Parodie auf das Gespräch zwischen Teufel und Adrian in "Doktor Faustus" gelesen werden, natürlich als sehr spielerische, verharmlosende. Der war 1947 auf Deutsch in Europa erschienen. Dass der blaue Kammerherr, Reichsgraf zu Weißenstein, für den Olympier steht, habe ich sicher bei der Erstlektüre verstanden. Damals habe ich aber mit großer Wahrscheinlichkeit das 11. Kapitel noch nicht gelesen. 

Sieh auch:

Die Kinder der Finsternis1959 bei Diederichs? in Düsseldorf erschienen, ist Wolf von Niebelschütz' zweiter Roman. Er ist zwölften Jahrhundert angesiedelt und gilt als das dunkle Gegenstück des ersten. Wieder spielt das Buch in einem erfundenen Reich, das einer realen Region nachgebildet ist: in der mauretanischen Mark Kelgurien, die provenzalische Züge trägt.

Protagonist ist der Schäferjunge Barral, der als Einziger das Massaker eines moslemischen Heeres in seinem Heimatdorf überlebt. Von da an beginnt er um Macht und Einfluss zu kämpfen, steigt zum Grafen, zum Herzog und sogar zum Freund des Kaisers auf. Sogar die Liebe der schönen Markgrafentochter Judith gewinnt er. Doch je größer sein Erfolg, desto schwieriger fällt es ihm, sich selbst und seinen Idealen treu zu bleiben ...

Kriege und Seuchen, Inquisitionsprozesse, Turniere, Hungersnöte und eine mitunter jähzornige Lebensfreude - das sind die Zutaten, die Wolf von Niebelschütz in diesem Werk verarbeitet. Es gilt längst als Klassiker. Geradezu trunken, so jubelten die Kritiker, erlebe man als Leser diese wilde Zeit.

(Bücher-Wiki)

1 Kommentar:

Herr Rau hat gesagt…

Bei mir war die erste und bislang einzige Lektüre so um 2005. Und auch ich habe es nur bis zum Ende des ersten Bandes geschafft. Es klang so gut und hat mich doch kalt gelassen - aber ich habe es noch, und vielleicht gehe ich es irgendwann noch einmal an.