Sabine Bode: Die vergessene Generation – Die Kriegskinder brechen ihr Schweigen (Wikipedia), 2004
"[...] Andere Erfahrungen der Kriegskinder, so die Autorin, verhalfen ihnen zu der Bezeichnung der „stillen Generation“, die sich nicht über ihr Schicksal beschwerte, sondern im Gegenteil Deutschland stillschweigend wieder aufbaute, mit gelernter Disziplin und aus dem Bedürfnis nach sicheren Lebensumständen. Besonders tun sich hierbei die Vertreibungs- und Flüchtlingskinder hervor, die, wenn sie Vertreibung und Flucht zusammen mit der Familie überlebten, zu Anpassung und Leistung angehalten wurden. Sie sollten unter allen Umständen Fehler vermeiden und Erwartungen erfüllen, um die Ehre der Familie, teilweise das Einzige was dieser noch geblieben war, nicht zu gefährden; auch aus Gründen einer ständigen Angst vor einer erneuten Vertreibung. [...]"
Ein verdienstvolles Buch. Dennoch scheint mit das Bild, das Bode liefert, etwas verzeichnet. Es stimmt gewiss für Kinder, die während der Flucht 1944/45 und Kinder, die durch Kriegserfahrungen (Bombenangriffe, Vollweisen) traumatisiert worden sind.
Aber nicht alle Kriegskinder waren dermaßen traumatisiert, und natürlich haben nicht alle 'ihr Schweigen gebrochen'. Sie liefert eindrucksvolle Beispiele von Kriegsfolgen, die sich manchmal erst nach Jahrzehnten zeigen. Aber nicht alle Kinder, die während des Krieges geboren wurden, wurden durch den Krieg traumatisiert. Kinder, die manches nicht bewusst erlebt haben und die von ihren Eltern geschützt wurden, konnten trotz mancher Beschädigungen sogar besser aufwachsen als andere späterer Generationen.
Nicht aufgrund großflächiger Untersuchungen nur aus dem persönlichen Erleben möchte ich darauf aufmerksam machen, dass Kinder, die Naziherrschaft als glückliche Kindheit erlebt haben und dann vom Autoritätsverlust der älteren Generationen betroffen waren, andere Erfahrungen gemacht haben als die, die über Krieg und Naziherrschaft nur durch Hörensagen wussten. Daher denke ich, dass die Generation der Jahrgänge (freilich nur ungenau zu fassen) etwa von 1928 - 1941 stärker betroffen war als frühere und spätere Generationen.
Christa Wolf (Jahrgang 1929) hat in ihrem Roman "Kindheitsmuster" schon 1976 eindrucksvoll geschildert, wie stark sie von diesen Erfahrungen geprägt war.
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