Doch dass ich mir bei der Lektüre immer wieder Stellen unterstrichen habe, wo Autorin wie Lektorin geschlampt haben, liegt doch auch daran, dass ich nicht glaube, dass jemand nur deshalb, weil seine Großeltern Großgrundbesitzer waren, unbedingt seinen Beruf aufgeben und seinerseits groß in die Landwirtschaft einsteigen muss.
Wie müssen die Figuren schwarz-weiß gezeichnet werden, wie muss die Handlung gegen jede Psychologie zurechtgebogen werden, damit wenigstens die Fiktion einer solchen Erbverpfichtung herauskommen kann!
Wieso soll ich glauben, dass jemand eine Stelle in Kanada, die er nur auf Probe hat, aufs Spiel setzt, nur um einen weiteren Versuch zu machen, seinem Vater etwas auszureden, von dem er schon vorher deutlich genug gemacht hat, dass er es für Unsinn hält?
Die Erzählung fließt freilich munter daher, es fehlt nicht an Beziehungskonflikten und neuer Liebe, selbst ein treuer Hund und ein Schatzfund sind dabei.
Warum nur nehme ich Ganghofer in Schutz und verweise darauf, dass neben den Klischés auch Charakterschilderung vorkommt, warum gelingt mir das bei diesem Buch nicht?
Ich denke, es liegt daran, dass der Name Ossowski für mich bisher durchaus mit respektabler Jugendliteratur verbunden war, nicht mit einer Kreuzung von Heimatkitsch und sozialistischem Realismus.
Jetzt lief er querfeldein. Die Erde heftete sich an die Schuhe, machte sie schwer und das Vorwärtskommen mühsam. So mußte es sein, so war der Gang des Großvaters gewesen, die Zeit zum Gebet.
Die Symbolik dieser Sätze, die Charaktere Ludwig und Katrin, die weder schwarz noch weiß sind. Das ist dann eben doch ganz anderes als Kitsch.
Es sollte einem Text nicht zum Vorwurf gemacht werden, dass die Verfasserin auch Stern ohne Himmel und Wilhelm Meisters Abschied geschrieben hat. So wie mann auch einem weiten Feld nicht zum Vorwurf gemacht werden sollte, dass der Verfasser die Blechtrommel geschrieben hat.
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