Wohl war keiner je so traurig;
Gramvoll dacht er Tag' und Nächte
Nur an seines Hauses Schmach.
So beginnt Johann Gottfried Herders Versepos Der Cid auf der Basis von spanischen Romanzen zum Cid.
Don Diego hofft, dass einer seiner Söhne seine Schande rächt und greift zum - naheliegenden? - Mittel, dass er sie alle fesselt. Der jüngste Sohn, Rodrogo, freilich lässt sich das nicht gefallen und erklärt seinem Vater, er könne von Glück sagen, dass er ihn wegen dieses Versuchs, ihn zu fesseln, nicht getötet habe. Daraufhin ist der Vater begeistert und erkennt ihn als seinen einzig wahren Sohn an.
Rodrigo, der später Cid genannt wird, tötet den Feind des Vaters. Dessen Tochter fordert beim Köning Fernando eine Bestrafung Rodrigos, wird aber abgewiesen. Schließlich habe er schon in jugendlichem Alter fünf Maurenkönige besiegt.
Die Königstochter Uraka schwärmt von Rodrigo. Der freilich wirbt um die Tochter des Mannes, den er getötet hat, und deren Mutter aus Gram darüber gestorben ist. Diese Werbeszene liest sich bei Herder so:
Rodrigo:
In der stillen Mitternacht,
Wo nur Schmerz und Liebe wacht,
Nah ich mich hier,
Weinende Ximene,
– Trockne deine Träne!
Zu dir.
Ximene:
In der dunkeln Mitternacht,
Wo mein tiefster Schmerz erwacht,
Wer nahet mir?
Rodrigo:
Vielleicht belauscht uns hier
Ein uns feindselig Ohr;
Eröffne mir –
Ximene
Dem Ungenannten,
Dem Unbekannten
Eröffnet sich zu Mitternacht
Kein Tor.
Enthülle dich!
Wer bist du? Sprich!
Rodrigo:
Verwaisete Ximene,
Du kennest mich.
Ximene:
Rodrigo, ja, ich kenne dich,
Du Stifter meiner Tränen,
Der meinem Stamm sein edles Haupt,
Der meinen Vater mir geraubt
Rodrigo:
Die Ehre tats, nicht ich. Die Liebe wills versöhnen.
Ximene:
Entferne dich! Unheilbar ist mein Schmerz.
Rodrigo:
So schenk, o schenke mir dein Herz!
Ich will es heilen.
Ximene:
Wie? Zwischen dir und meinem Vater, ihm,
Mein Herz zu teilen? –
Rodrigo:
Unendlich ist der Liebe Macht.
Ximene:
Rodrigo, gute Nacht.
Wie es jetzt wohl weitergeht? sieh hier
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