"Es ist mir von der Intendanz aus erst jetzt ein Freibillett angeboten worden als einem strebenden Jüngling, allein ich nahm es nicht mehr an, da ich doch öfter hingehen müßte und ich gerade jetzt nicht mehr Zeit habe, und mit meinen eigenen Produkten zu sehr beschäftigt bin. Ich habe eine mäßige Reihe von Stoffen, sowohl komische wie tragische, die ich durchführen will. Doch sind diese Sachen nicht das, was ich für das Absolute, auch in Hinsicht meiner persönlichen Verhältnisse, halte, vielmehr betrachte ich sie für eine Übergangstätigkeit oder einen Anfang, da einerseits ich selbst noch nicht bei der höchsten Erfahrung, deren ich mich fähig glaube, angelangt bin, und man andrerseits nicht wissen kann, welche Forderungen die kommenden Jahre durch ihre geschichtliche wie wissenschaftliche Entwicklung, beide nicht vorauszusehen, aufstellen werden. Inzwischen habe ich mir die größte Einfachheit und Klarheit zum Prinzip gemacht; keine Intrige und Verwicklung, kein Zufall usf., sondern das reine Aufeinanderwirken menschlicher Leidenschaften und innerlich notwendige Konflikte; dabei möglichst vollkommene Übersicht und Voraussicht des Zuschauers alles dessen, was kommt und wie es kommt; denn nur hierin besteht ein wahrer und edler Genuß für ihn."
(Keller: Brief an Baumgartner September 1851)
"Ich kann jetzt endlich sagen, daß ich in ein kontinuierliches und ergiebiges Arbeiten hineingekommen bin und denke mich binnen einem Vierteljahre herauszufressen. Das Romanzerogedicht werde ich auf Weihnachten nun doch allein herausgeben, da es in dem Gedichtbändchen nicht mehr Platz hatte, ›weil die vorrätigen gepreßten und vergoldeten Pappdeckel zu eng seien‹. Das kommt von unserer Buchbinderpoesie. Man wird nächstens leere Einbände kaufen mit schönen Titeln. Vieweg hat vor zwei Jahren die starke Zahl von 1500 gedruckt mit der Bedingung, daß er nach einiger Zeit den Rest, der nicht verkauft sei, als zweite Auflage mit Vermehrung, die ich unentgeltlich liefern muß, versende. Die Auflagen der Geibel usw. sind nur 500 stark; Vieweg hat mir also drei Auflagen mit einer abgezwackt. Doch muß er mir nun den Romanzero erklecklich bezahlen..." (Brief an Hettner 15.10.1853)
"Ihr Brief, liebster Freund, so willkommen er mir ist, hat mich doch in ärgerlicher Weise an meiner Saumseligkeit ertappt, mit welcher ich seit Monaten mit einem Briefe an Sie laborierte. Der Winter ist mir zum ersten Mal fast unerträglich geworden und hat fast alle Schreiberei lahmgelegt. Immer grau und lichtlos, dabei ungewöhnlich kalt und schneereich, nach vorangegangenem Regenjahr, hat er mir fast täglich namentlich die Morgenstunden vereitelt. Ein einziges Mal hatte ich neulich ein Frühvergnügen, als ich eines Kaminfegers wegen um vier Uhr aufstehen mußte, der den Ofen zu reinigen hatte. Da sah ich das ganze Alpengebirge im Süden, auf acht bis zwölf Meilen Entfernung, im hellen Mondscheine liegen, wie einen Traum, durch die vom Föhnwinde verdünnte Luft. Am Tage war natürlich alles wieder Nebel und Düsternis ..." (Brief an Storm, 26.2.1879)
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