Es klopfte an.
»Nur zu!« rief der Schreiner; er saß noch immer auf dem Boden.
Ein lustiger Alter kam zur Türe herein; es war der Seppel. Von seinem Handwerk hatte er den Namen »Schnefler«, denn er war ein geschickter Holzschnitzer. Die bösen Buben in der Nachbarschaft hießen ihn freilich nur den »Gälfinken«. Seine gelbe Perücke hatte diesen Übernamen verschuldet.
Der »Schnefler-Seppel« war sehr jähzornig. Gnad' Gott dem, der ihn »Gälfink« nannte. Das machte ihn teufelswild, und im Zorne kannte er sich selbst nicht mehr.
»Guten Tag, Meister Toni!« grüßte Seppel artig, »was schaffst du denn auf dem Boden?«
»Ich will den Ameisen das ABC beibringen.«
»Ein neuer Beruf! – Guten Erfolg!«
»Was bringt dich heute zu mir, Seppel?«
»Eine kleine Sorge, Toni; ich möchte dich um einen Gefallen bitten. – Heute früh ist mir ein neuer Gedanke in den Kopf gekommen.«
»Laß hören!« sagte der Schreiner und stand vom Boden auf.
»Ich möchte mir einen hölzernen Hampelmann schnitzen; denn ich habe eine neue Art erfunden, den Zauberhampel. Fechten und seiltanzen muß er mir lernen. Dann reise ich mit ihm durch die Welt und verdiene mein Brot. – Was meinst du dazu, Toni?«
»Sehr gut, Gälfink!« kreischte ein feines Stimmchen.
Seppel hörte »Gälfink«, ward vor Zorn rot wie eine Himbeere und fuhr den Schreiner wütend an:
»Warum sagst du mir eine Grobheit?«
»Wer?« –
»Du! – Gälfink hast du mich geheißen!«
»Aber ich nicht!«
»Wer denn? vielleicht ich selber? – Lüg nicht! – Du hast's gesagt!«
»Nein!«
»Doch!«
»Nein!!«
»Doch!!«
Immer hitziger wird der Streit. Mit Worten ist ihr Zorn nicht mehr zufrieden: schon packen sie sich an den Kitteln; der eine schlägt, der andere beißt; jetzt ringen sie miteinander auf dem Boden; jetzt schnellen sie beide auf und lassen einander los.
(Edition Gutenberg)
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