Dahns erfolgreichster Roman aus diesem Genre ist Ein Kampf um Rom (historischer Roman, 4 Bände 1876) Darin beschreibt er den Untergang des von Theoderich dem Großen begründeten Ostgotenreiches in Italien auf der Grundlage der Geschichte des Gotenkrieges des spätantiken griechischen Geschichtsschreibers Prokop von Caesarea.
Stilicho, der vorletzte der Romane aus der Völkerwanderungszeit, teilt die Problematik, ob die Germanen sich der römischen Zivilisation anpassen können, so dass eine Mischkultur entsteht, mit dem ersten Werk "Ein Kampf um Rom". Anders als dort kommt Dahn hier aber ohne eine unhistorische Gegenfigur zum germanischen Helden aus. Der Konflikt ist in den germanischen Heermeister Stilicho selbst hinein verlegt. Dabei geht Dahn davon aus, dass dieser in der Tat vom sterbenden Imperator die Verantwortung für das Gesamtreich und eine Art Vormundschaft über die beiden unmündigen Kaiser Ost- und Westroms übertragen bekommen habe. Von daher fühlt er sich für das Römische Reich verantwortlich. Bei seinen germanischen Freunden stößt es bei seiner Werbung für den Reichsgedanken freilich auf wenig Gegenliebe. Insbesondere Alarich, der mit seinen Westgoten schon länger auf römischen Territorium lebt, fühlt sich viel zu eng seinem Volk verbunden, um sich auf Stilichos Werbung einzulassen.
So sehr Dahn seinen Helden mit positiven Eigenschaften ausstattet. In seiner mangelnden Bindung an sein Volk sieht er Stilichos entscheidende Schwäche, und er lässt ihn am Schluss auch einsehen, dass sein Weg ein Fehler war.
Diese Verherrlichung des Germanentums und die Kritik am Reichsgedankens dürfte ein wichtiger Grund gewesen sein, weshalb Dahn seine Vorliebe für die Behandlung der Völkerwanderungszeit entdeckt hat.
17 Jahre nach seinem Bericht über den Untergang des Ostgotenreiches ("Kampf um Rom", 1876) legt Dahn dann die Anfänge der Translatio imperii vom Römischen Reich zu den Germanen schon in die Zeit kurz vor Beginn der Völkerwanderung im engeren Sinne, nämlich in das Jahr 360 mit der Schilderhebung Julians des Abtrünnigen (Roman 1893). Der geheime Held dieses Romans ist die (erfundene) Gestalt Merowech, der Sohn eines Bataverkönigs, der trotz tiefen Eindringens in die römische, ja sogar die ägyptische Kultur an seiner Bindung an sein Volk (und seiner Vorstellung, dass früher oder später in Gallien die Germanen an die Stelle der Römer treten werden) festhält. Dahn lässt ihn ein Abkomme des Julius Civilis (bei Dahn noch unter dem Namen Claudius Civilis) sein, der im Jahre 69 einen Germanenaufstand gegen die römische Herrschaft unter Führung der Bataver organisierte. (Hier ein Abschnitt aus dem Roman)
Weitere Romane Dahns aus der Völkerwanderungszeit:
- Bd. I – Felicitas. Historischer Roman aus der Völkerwanderung (a. 476 n. Chr.) 1882
- Bd. II – Bissula. Historischer Roman aus der Völkerwanderung (a. 378 n. Chr.), 1884
- Bd. III – Gelimer. Historischer Roman aus der Völkerwanderung (a. 534 n. Chr.), 1885
- Bd. IV – Die schlimmen Nonnen von Poitiers. Historischer Roman aus der Völkerwanderung (a. 589 n. Chr.), 1885
- Bd. V – Fredigundis. Historischer Roman aus der Völkerwanderung (Ende VI. Jahrhundert), 1886
- Bd. VI – Attila. Historischer Roman aus der Völkerwanderung (a. 453 n. Chr.), 1888
- Bd. VII – Die Bataver. Historischer Roman aus der Völkerwanderung (a. 69 n. Chr.)
- Bd. VIII – Chlodovech. Historischer Roman aus der Völkerwanderung (a. 481–511), 1895
- Bd. IX – Vom Chiemgau. Historischer Roman aus der Völkerwanderung (a. 596 n. Chr.), 1896
- Bd. X – Ebroin. Historischer Roman aus der Völkerwanderung, 1897
- Bd. XI – Am Hof Herrn Karls. Vier Erzählungen, 1901
- Bd. XII – Stilicho. Historischer Roman aus der Völkerwanderung, 1900
- Bd. XIII – Der Vater und die Söhne. Historischer Roman aus der Völkerwanderung, 1901
* Zu dem Professorenroman "Die Ahnen" von Gustav Freytag finden sich acht Artikel auf diesem Blog.
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