Die drei bedeutendsten deutschen Bildungsromane des 18. und 19. Jahrhunderts sind Goethes Wilhelm Meister in Deutschland, Kellers Der grüne Heinrich in der Schweiz und Stifters Der Nachsommer in Österreich.
Bemerkenswert erscheint mir, dass Stifters Nachsommer nur vier Jahre nach Kellers grünem Heinrich erscheint und dass der Protagonist des Nachsommer auch Heinrich heißt, auch wenn das dem Leser nicht weiter auffällt, weil er als Ich-Erzähler auftritt. Über die Gemeinsamkeiten der drei Romane ist öfter geschrieben worden.
Selten erwähnt wird aber, dass auch der Faust von Goethe den Vornamen Heinrich trägt. Und Goethes Faust ist mehr noch als Wilhelm Meister als Verkörperung des modernen Menschen gesehen worden und sein Bildungsgang ist noch umfassender als der Wilhelms, insofern er bis an das Lebensende mitverfolgt wird.
dazu:
"Die Faust-Dichtung bildet gewissermaßen mit den autobiographischen Schriften und den späten Prosadichtungen ein gewaltiges Epos des modernen Lebens."
(Dierter Borchmeyer: Schnellkurs Goethe)
Literatur:
Richard Meier: Gesellschaftliche Modernisierung in Goethes Alterswerken „Wilhelm Meisters Wanderjahre” und „Faust II”
Ich halte es für möglich, dass Keller und Stifter durch die Namensgebung des Protagonisten darauf anspielen wollten, dass sie nicht nur Wilhelm Meister, sondern auch Faust als Anregung für ihr Werk begriffen haben. So weit ich weiß, gibt es aber keinerlei Beleg dafür.
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vor 14 Stunden
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