Eschenburg
berichtet dass sein Vater, hochrangiger Seeoffzizer der Weimarer Republik,
"immer monarchiebesessener" wurde.
"Immer
öfter ließ er den Kaiser hochleben und äußerte seine Sympathien
für die Monarchie, zwar nicht im Dienst, aber doch im Gegenwart von
aktiven, vor allem jüngeren Offizieren. So wurde ihm im Sommer 1926
die Verabschiedung zum Ende des Jahres angekündigt. Man könne ihn
wegen seiner monarchistischen Provokationen nicht mehr halten,
erklärte ihm der Chef der Marinelitung, Vizedmiral Behnke,
taktvoll. Er wurde mit dem Recht verabschiedet, Titel und
Uniform der nächsthöheren Rangstufe zu tragen, also als
Konteradmiral a.D. Das meldete mein Vater, kaiserergeben wie er war,
dem Kaiser und wurde kurze Zeit darauf in dessen Exil nach Doorn in
Holland eingeladen. Damit begann eine seltsame Beziehung. Denn mein
Vater, der vor 1918 nie bei Hofe gewesen war, verbrachte nun jedes
Jahr etwa sechs Wochen beim Kaiser, der einen Narren an ihn gefressen
hatte."
Eschenburgs Vater ließ sich deshalb eine kaiserliche Uniform herstellen, indem er die republikanischen Seesterne und Knöpfe abtrennen und durch eine Kaiserkrone ersetzen ließ. Diese Uniform nahm er über die Grenze im Koffer mit, damit er sie bei Hofe tragen könnte (S. 131)
"Den ganzen Tag lang, von morgens früh bis abends spät, spielte Wilhelm II. unverdrossen die Rolle des Kaisers. Der Hofstaat war, gemessen an Berlin, natürlich sehr verkleinert aber en miniature der gleiche geblieben. Auch das Ritual mit ständigen Adjjuanten und wechselnden Generaladjutanten sowie Hofbeamten, Hofdamen Haushofmeister und einer stattlichen Dienerschar in alter Livree hat er sich nicht geändert. (S. 132)
Der Vater Eschenburgs stand mit seiner Kaisertreue nicht allein "Hindenburg war ja ein solcher Fall. Selbst als Reichspräsident, also als oberste Repräsentant der Republik, verfügte er über ein zweites Briefpapier, auf dem er nicht als Reichspräsident, sondern als Generalfeldmarschall firmierte, und wenn eher nach Doorn schrieb – was gelegentlich vorkam –, benutzt er dieses Papier und dann lautete die Anrede so, als hätte es Revolution und Abdankung nie gegeben: "Allergnädigster Kaiser und König! " Ähnlich ging es in Berlin zu. Der kaiserliche Kammerherr, Graf Ernst von Rantzau, hat mir einmal erzählt, daß Hindenburg auf unterschiedliche Weise einlud. Da hieß es einmal: "Der Staatssekretär beim Reichspräsidenten lädt im Auftrag des Herrn Reichspräsidenten zum Abendessen ein ..." auf der Karte konnte aber auch stehen: "Generalfeldmarschall Paul von Hindenburg und Beneckendorff bittet Herrn Generalfeldmarschall von Mackensen zum Essen ..." Aber hinter den Stühlen standen immer dieselben Diener, und im Roten Salon hing das von Lovis Corinth gemalte Portrait seines Vorgängers, das Reichspräsidenten Ebert. Das immerhin wurde nicht abgenommen, ganz gleich, unter welchem Titel eingeladen worden war." (S.133/34)
Eschenburgs Vater ließ sich deshalb eine kaiserliche Uniform herstellen, indem er die republikanischen Seesterne und Knöpfe abtrennen und durch eine Kaiserkrone ersetzen ließ. Diese Uniform nahm er über die Grenze im Koffer mit, damit er sie bei Hofe tragen könnte (S. 131)
"Den ganzen Tag lang, von morgens früh bis abends spät, spielte Wilhelm II. unverdrossen die Rolle des Kaisers. Der Hofstaat war, gemessen an Berlin, natürlich sehr verkleinert aber en miniature der gleiche geblieben. Auch das Ritual mit ständigen Adjjuanten und wechselnden Generaladjutanten sowie Hofbeamten, Hofdamen Haushofmeister und einer stattlichen Dienerschar in alter Livree hat er sich nicht geändert. (S. 132)
Der Vater Eschenburgs stand mit seiner Kaisertreue nicht allein "Hindenburg war ja ein solcher Fall. Selbst als Reichspräsident, also als oberste Repräsentant der Republik, verfügte er über ein zweites Briefpapier, auf dem er nicht als Reichspräsident, sondern als Generalfeldmarschall firmierte, und wenn eher nach Doorn schrieb – was gelegentlich vorkam –, benutzt er dieses Papier und dann lautete die Anrede so, als hätte es Revolution und Abdankung nie gegeben: "Allergnädigster Kaiser und König! " Ähnlich ging es in Berlin zu. Der kaiserliche Kammerherr, Graf Ernst von Rantzau, hat mir einmal erzählt, daß Hindenburg auf unterschiedliche Weise einlud. Da hieß es einmal: "Der Staatssekretär beim Reichspräsidenten lädt im Auftrag des Herrn Reichspräsidenten zum Abendessen ein ..." auf der Karte konnte aber auch stehen: "Generalfeldmarschall Paul von Hindenburg und Beneckendorff bittet Herrn Generalfeldmarschall von Mackensen zum Essen ..." Aber hinter den Stühlen standen immer dieselben Diener, und im Roten Salon hing das von Lovis Corinth gemalte Portrait seines Vorgängers, das Reichspräsidenten Ebert. Das immerhin wurde nicht abgenommen, ganz gleich, unter welchem Titel eingeladen worden war." (S.133/34)
"Mit ganz wenigen Ausnahmen taten alle Lehrer so, als ob es die Republik gar nicht gäbe, die Geschichtslehrer vorneweg. Noch in der Untertertia feierte unser Geschichtslehrer den Sedanstag, der im Kaiserreich ein Festtag gewesen war, durch eine Ansprache und das Absingen von "Es braust ein Ruf wie Donnerhall". (S. 140)
Bei
Schülern zeigte sich Entsprechendes:
"Mein Banknachbar hatte mir geholfen, indem er mir das Abschreiben in Mathematik erleichterte. Als wir jedoch im Pausengespräch auf Erzberger zu sprechen kamen und ich Empörung über dessen Ermordung äußerte, war damit sogleich Schluß: Einem Erzberger-Freund, so erklärte er mir, helfe er nicht mehr." (S.141)
(Theodor Eschenburg: Also hören Sie mal zu, 1995)"Mein Banknachbar hatte mir geholfen, indem er mir das Abschreiben in Mathematik erleichterte. Als wir jedoch im Pausengespräch auf Erzberger zu sprechen kamen und ich Empörung über dessen Ermordung äußerte, war damit sogleich Schluß: Einem Erzberger-Freund, so erklärte er mir, helfe er nicht mehr." (S.141)
Th. Eschenburg über die Hansestädte
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