"Die literaturwissenschaftliche Frage nach der Urheberschaft Homers wird die Homerische Frage genannt. Hauptsächlich geht es dabei um die Frage, ob Homer tatsächlich Verfasser nur der Ilias oder überhaupt der beiden Epen gewesen sei oder ob unter dem Namen „Homer“ verschiedene Dichter zusammengefasst worden seien, die ältere, mündlich überlieferte Sagen verschriftlicht kompiliert hätten.
Ein weiterer Aspekt der „Homerischen Frage“ ist die Datierung der beiden Epen: Hätte die deutlich jüngere Odyssee überhaupt noch während der Lebenszeit des Ilias-Autors geschrieben werden können? Teils wird hier jedoch davon ausgegangen, die Ilias sei ein Jugend- und die Odyssee ein Alterswerk Homers.
Literaturwissenschaftliche stilistische Analysen neigen heute aufgrund der hohen kompositorischen Kunst und durchgehenden sprachlichen Qualität beider Epen wiederum dazu, wie die antiken Autoren auf einen gemeinsamen Verfasser („Homer“) als wahrscheinlich zu folgern. "(Wikipedia: Homer)
Heutiger Stand der Forschung
- "Die Tradition des mündlichen Improvisierens von Dichtung in der festen Form von Hexametern (siehe Milman Parry) entstand ca. 1550 v. Chr.
- Der beliebte Sagenstoff der Troja-Geschichte existierte bereits 700 v. Chr.
- Homer, ein begabter Einzelgänger, nutzt die (seit ca. 800 v. Chr. existierende) Schrift zur Stoffstrukturierung und schafft so eine (oder bei Annahme einer Verfasseridentität zwei) individuell geformte Gestaltung(en) von Ausschnitten des vorhandenen Sagenstoffes:
Beide Epen wären so Produkte der Übergangszeit zwischen Mündlichkeit und Schriftlichkeit. Beide Werke wurden unter Verwendung der Schrift konzipiert und festgehalten, aber bis zur abgeschlossenen Verschriftlichung der griechischen Überlieferung weiterhin mündlich durch Rhapsoden weiterverbreitet. Diese Hypothesen sind jedoch unvollständig belegt.
Die Datierung der mündlichen Dichtung auf 1550 v. Chr. beruht auf der ungesicherten Theorie einer indogermanischen epischen Tradition[1] (naturgemäß gibt es aus dieser Zeit keine Aufzeichnungen). Gewisse Vokabeln, Wendungen und metrische Besonderheiten des Textes deuten auf ein wesentlich älteres Sprachstadium, dies lässt sich durch die Annahme einer indogermanischen dichterischen Tradition erklären.[2] In der indogermanischen Sprachwissenschaft hat Homer deswegen eine sehr große Bedeutung." (Wikipedia: Homerische Frage)
Bemerkenswert scheint mir, dass sich die Frage nach dem Verfasser der Epen schon in der Antike stellte und andererseits, dass auch bei anderen überragenden Werken trotz bereits lange ausgeprägter Schriftlichkeit und solider schriftlicher Überlieferung die Frage nach dem Verfasser stellte, bei Shakespeare.
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