Griseldis - Eine arme Bauerntochter wird von einem Grafen geheiratet und dann von ihm einer dreizehnjährigen Prüfung unterworfen, ob sie sich von ihm wirklich alles gefallen lässt.
Nacheinander fordert er von ihr zweimal das gemeinsame Kind, um es zu töten. Vergleichbar mit der Forderung des alttestamentarischen Gottes an Abraham, ihm seinen Sohn Isaak zu opfern. Hier fehlt aber jeder religiöse Bezug. Der Graf fordert bedingungslose Unterwerfung unter seinen Willen als Vorbedingung für die Ehe schon am Anfang, als sie sich öffentlich nackt auszuziehen hat, dann verteilt über 13 Jahre, in denen sie ihm offenbar stets zu willen gewesen ist, drei grausame Prüfungen. Am Ende der 13 Jahre verstößt er sie, weil sie seinen Anforderungen nicht gerecht geworden sei, und verlangt zum Überfluss noch, dass die die Hochzeit seiner neuen Frau vorbereiten solle. Es reicht nicht, dass sie sich widerspruchslos fügt, sie gratuliert ihm sogar zu seiner neuen Frau, die besser zu ihm passe als sie, Griseldis.
In seiner Forderung nach sklavischem freiwilligen und gutwilligen Gehorsam gegenüber Forderungen äußerster Grausamkeit kann man von heute aus gesehen nur einen Triebtäter erkennen, der die äußerste Erniedrigung seiner Frau verlangt, um sich zu ihrem absoluten Herrn zu machen. - Männerphantasie: Für meine Frau will ich der Gott sein.
Während in der Ältesten überlieferten Fassung der Sage (einer Novelle von Boccaccio) das Verhalten des Grafen von seiner Umgebung zumindest noch stark kritisiert wird, steht in der lateinischen Version von Petrarca einzig das als bewundernswert gewertete Dulden der Griseldis im Mittelpunkt.
Sehr anregend erscheinen mir die Schilderungen der Frauengestalten Fontanes in Burkhard Spinnens: Und alles ohne Liebe vor allem für die Behandlung als Schullektüre.
Rigoros reißt er sie aus ihrem historischen Kontext und kritisiert an diesen "zeitlosen Heldinnen" eines "universellen Alltags", dass sie sich zu sehr auf den richtigen Mann als Voraussetzung für das Lebensglück konzentrieren oder gar wie die Töchter Poggenpuhl gar nicht erst den Versuch machen, sich aus dem Familienzusammenhang zu lösen.
Sophie Poggenpohl, "taff", wie sie sei, hätte sich doch einen Broterwerb suchen sollen. Das klingt ganz, als hätte er sich gewünscht, sie hätte Journalistin, Moderatorin oder Influencerin werden sollen. Für die unterrichtliche Behandlung scheinen mir solche Anregungen fruchtbar, auch wenn ich selbst das überzeitlich Gültige an Fontanes Gestalten nicht darin suchen würde, ob sie auch heutigen Frauenrollen mit den zeittypischen Doppelbelastungen gerecht werden würden.
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