Als wär’s ein Stück von mir. Horen der Freundschaft, die Autobiographie Carl Zuckmayers.
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Tobias Blumenberg schreibt dazu (S.665): "Neben Stefan Zweigs Welt von Gestern ist Zuckmayers Autobiographie Als wär’s ein Stück von mir die interessanteste Beschreibung des geistigen Klimas vor und während der Nazizeit, statt von Wien von Berlin aus gesehen." *
Dem kann ich mich weitgehend anschließen, wobei (von mir aus gesehen) gerade Zweigs Blick auf das ausgehende 19. Jh. interessant ist und ich zu beachten bitte, dass sich Zuckmayer während des Sommerhalbjahrs von Berlin nach Österreich aufs Land zurückziehen konnte (Henndorf am Wallersee, Henndorfer Kreis, sieh nächster Absatz) und beide nur den Anfang der NS-Zeit im Lande erlebt haben. (Interessant auch Sebastian Haffner: Geschichte eines Deutschen)
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1926–1934 Ein Augenblick, gelebt im Paradiese[1] (1. Kapitel: Zuckmayers Haus „Wiesmühl“ in Henndorf am Wallersee, Henndorfer Kreis) - Österreichische Idylle in der Nähe von Salzburg.
Die Tapete mit Schwarzen, Weißen, New Yorks Silhouette im Gartenzimmer des Carl Mayr, Kunstmaler und Hobbygastwirt, die Zuckmayer dann in den USA wiederfand. Es gab nur 3 oder 4 Exemplare, das Originale und die Kopien alle aus des Künstlers Hand.
"Es war keine Städte der Wunschlosigkeit, doch barg es den Kern des Glücks: denn die einzige dauerhafte Form irdische Glückseligkeit liegt im Bewusstsein der Produktivität. Heute arbeite ich, in anderer Landschaft, wieder an dem gleichen Tisch mit der schweren, langgestreckten Eichenholzplatte, der in meiner Henndorferr Stube stand, liege nachts im gleichen, buntbemalten Bauernbett, in dem mich der Wiesmühlenbach so oft in Schlaf sang." (Seite 9)
1934-1939 Austreibung (S.37-124)
"In jeder menschlichen Existenz ereignet sich, früher oder später, die Katastrophe der Austreibung oder Verstoßung, mit der in der biblischen Geschichte alle irdische Mühsal beginnt. Vielen Menschen tritt sie kaum ins Bewusstsein – oder sie empfinden erst später, dass sie einmal, bei einem äußerlich unbedeutenden Anlass vielleicht [...] diese zwangsläufige Wiederholung, Nachspielung eines Urvorgangs durchgemacht haben – so zwangsläufig für die Gestalt des Menschen wie die Metamorphose für viele Tiere.
In manchen Lebensläufen und Zeitläuften spielt sich die Austreibung in einer krassen, daseinsbetonten Härte ab, unter dem Zeichen der Ächtung, Verfolgung, Heimzerstörung. Wer Glück hat, erlebt das in einem Alter, in dem es noch nicht ihn selber zerstört, sondern vorhandene Widerstands- und Verwandlungskräfte in ihm wachruft. Wer die Freundschaft liebt, erfährt in solchen Zeiten ihre besondere Gnade: sie erweist sich stärker als jeder Hass, und selbst als der große Widersacher, der Tod." (Seite 37)
"Man musste – auch das war mir schon Im Anfang klar – sich vor ihm in acht nehmen, so sehr man von ihm angezogen war: und als einer, der selbst seinen Ausdruck sucht und sich eigener Talentkräfte bewusst es, dieser Anziehungskraft nicht zu erliegen. Brecht war in vieler Hinsicht gefährlich, wie vermutlich jedes Genie. Er wollte keine Bewunderer oder Jünger, aber Mitarbeiter, die sich ihm zu- und damit unterordneten." (Seite 379)
"Du weißt es doch, dass ich Deutschland liebe! Dass ich nie gegen die Deutschen, nur gegen die Nazis war!" Ich wusste es. Und ich hatte in ihr, durch die ganze Kriegszeit hindurch, eine Verbündete im Verständnis für das andere Deutschland und seine Not.[8]
Goebbels vermerkt unter dem Datum vom 5. April 1942 in seinen Tagebüchern: „Dorothy Thompson hält eine absolut verrückte Rede gegen Hitler. Es ist beschämend und aufreizend, dass so dumme Frauenzimmer, deren Hirn nur aus Stroh bestehen kann, das Recht haben, gegen eine geschichtliche Größe wie den Führer überhaupt das Wort zu ergreifen.“[9]
Während des Zweiten Weltkrieges erschienen ihre Beiträge fast täglich in etwa 150 Zeitungen. Doch sparte sie auch nicht mit Kritik an den Sympathisanten Stalins im Weißen Haus. So attackierte sie den früheren US-Botschafter in Moskau Joseph E. Davies für sein Stalin verherrlichendes Buch „Mission to Moscow“ sowie dessen Verfilmung.[10]
[...] verheiratet von 1928 bis 1942 mit dem Schriftsteller Sinclair Lewis."(Wikipedia)
Hollywood: Einen siebenjährigen Vertrag, nach dem er unabhängig von seinen Arbeitsergebnissen bezahlt wird, hält er nicht durch und freut sich über seine Entlassung: "[...]
und ich bekam jenen berüchtigten siebenjährigen Vertrag, der in meinem Fall mit der beträchtlichen Summe von 750 Dollar die Woche begann, dafür den Vertragsnehmer bedingungslos seiner Firma verpflichtete, diese doch jedoch jederzeit zur Kündigung und Entlassung innerhalb einer Wochenfrist berechtigte. Man hatte in diesen Verträgen eine Klausel zu unterschreiben die lautete: 'Ich erkläre und bestätige, dass der Begriff des sogenannten geistigen Eigentums innerhalb dieser Vertragsbindung nicht existiert.' Das heißt:. Was immer man im Auftrag des Studios schrieb, gehörte, wie eine abgelieferte Ware, dem Produzenten, er konnte damit machen was er wollte, es benutzen, wegwerfen, umschreiben lassen, abändern, ohne irgendwelches Einspruchs- oder Mitspracherecht von Seiten des eigentlich Produzierenden. Ich saß im 'Schreiberhaus', so nannte ich 'The Writer's Building', einem weiträumigen Gebäude, in dem es viele große, wohleingerichtete Büros für die Filmschreiber gab. Auch mir wurde ein solches Büro zugeteilt mit einem Überfluss an Schreibzubehör jeder Art und einer Sekretärin im Vorzimmer, mit der ich nichts anfangen konnte, als sie freundlich zu begrüßen und sie dann ihrer Coca-Cola-Flasche zu überlassen, da ich noch nicht imstande gewesen wäre, auf Englisch auch nur einen Brief zu diktieren [...] Von Zeit zu Zeit ging ich in meinem Büro das Telefon, und die Stimme der Chefsekretärin des Studiochefs fragte: 'How is your work going on?' 'Wie steht es mit ihrer Arbeit?' 'Very well', sagte ich – 'Thank you', sagte sie. Sonst kümmerte man sich wenig um mich, [...]" (S.484/485)
Über den Erwerb der Farm in Vermont:
"Im Frühjahr 1941 hatten wir uns endgültig entschlossen, die New Yorker Wohnung aufzugeben und das Wagnis des Farmerlebens zu beginnen." (Seite 502)
Von Landwirtschaft verstand ich nichts, aber ich war gewiss, dass ich das leichter erlernen könne als irgendeine technische Arbeit in der Stadt – es war die einzige praktische Tätigkeit, zu der ich ein gewisses Talent und vor allem Neigung verspürte. Ich war gesund und kräftig, [...] (Seite 503)"Eine amerikanische Freundin [...] bot uns aus eigener Initiative eine Anleihe an, ohne dass ich sie darum gebeten hätte – nur weil ihr unser Vorhaben gefiel. Der Verleger Alfred Harcourt [...] übernahmen meinen unerfüllten Vertrag von der 'Viking Press' und zahlte mir noch einen anständigen Vorschuss dazu, obwohl er nicht annahm, dass ich mich zu einem amerikanischen Erfolgsautor entwickeln werde, sondern gleichfalls nur, weil ihm unser Vorhaben gefiel. [...] So hatten wir gerade genug, knapp genug, um anzufangen, den geeigneten Platz zu suchen, den ersten Winter, in dem die Farm noch nichts eintragen konnte, zu überdauern, den ersten Grundstock von Farmtieren und die nötigsten Gerätschaften – diese größtenteils auf Abzahlung bei einem Versandhaus – anzuschaffen. [...]" (Seite 504)
Wikipedia: "Marcel Reich-Ranicki bewertete Zuckmayers Position in der Literaturgeschichte auf folgende Weise:
„Für die Kritik galt er oft als zu volkstümlich und für das Volk bisweilen als zu kritisch. Die Linken hielten ihn für konservativ und die Konservativen für allzu links. So saß er oft zwischen allen Stühlen. Das jedoch ist für einen Schriftsteller kein schlechter Platz.“[16]"
*Tobias Blumenberg: Der Lesebegleiter. Eine Entdeckungsreise durch die Welt der Bücher erfasst nur Belletristik und zwar rund 1500 Werke (nicht chronologisch nach Druckdatum geordnet).
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