Wer schreibt dann über Obdachlose und Demente?
"Sie leben und unterrichten in Teilen des Jahres in New York. In den USA hat die Debatte über den Umgang mit benachteiligten Gruppen inzwischen die Frage hervorgebracht, ob ein weißer Übersetzer das Buch einer schwarzen Autorin übertragen darf. Erstaunt es Sie, dass viele Ostdeutsche es ganz ähnlich sehen wie manche Afroamerikaner?
Vielleicht sollte ich schön finden, dass man im Osten auf der Höhe der amerikanischen Debatte ist. Aber es ist, Verzeihung, eine der dümmsten Debatten, die ich seit langem erlebt habe. Sollen wir auf Anna Karenina verzichten? Darauf, dass Doris Lessing über Männer und James Baldwin über Weiße geschrieben haben und uns wissen lassen, wie sie uns erleben?"
„Wir schreiben alle nicht nur über uns, Gott sei Dank“, Bernhard Schlink im Interview, FR 9.11.21
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