21 August 2025

Günter Gaus und Christian Klar

Nachwort von Bettina Gaus, der Tochter von Günter Gaus, zu dessen Autobiografie: Widersprüche. Erinnerungen eines linken Konservativen, 2004, S.329-345

 "[...] Ungeschrieben bleibt auch das letzte Kapitel seiner Erinnerungen. Es sollte die Überschrift tragen: "Klar". Noch einmal widerfuhr meinem Vater im Dezember 2001, was ihm [S.344/345] im Laufe seines Lebens so oft widerfahren ist: Er interessierte sich für ein Thema, er sah eine berufliche Herausforderung – und er fand einen Menschen. Im Besucherraum des Gefängnisses Bruchsal in Baden-Württemberg führte er für seine Reihe "Zur Person", das erste Fernsehinterview mit dem ehemaligen RAF-Terroristen, Christian Klar, der zu diesem Zeitpunkt seit neunzehn Jahren inhaftiert war.

Nervös wirkte der damals Neunundvierzigjährige auf ihn. Die erkennbare Mühe, die es dem Häftling bereitete, sich zu konzentrieren, hat meinen Vater tief verstört. Er konnte keinen Sinn in einer Fortdauer der Haft mehr sehen. Weder den der Resozialisierung noch den der Vereitelung weitere Straftaten. Er sah nur einen Mann, dessen Taten er missbilligte, und für dessen Recht auf eine eigene, wenigstens in Teilen noch selbstbestimmte Biografie er bis zur letzten eingetreten ist.

Ich habe meinen Vater nur sehr selten weinen sehen. Als er mir erzählte, dass Klar auf einer Postkarte um Gnade gebeten hat, die ein Segelschiff zeigte, da weinte er. Er hat das Maß der Sehnsucht nach Freiheit, das er aus diesem Motiv herausgelesen hat, nur schwer ertragen. Seinen diskreten Bemühungen um eine Begnadigung des Gefangenen blieb der Erfolg versagt. Das hat er nicht mehr erleben müssen. Es war uns, seiner Familie vergönnt, ihn an seinem Todestag – an dem er sich zum letzten Mal nach dem Stand der Dinge erkundigte – wahrheitsgemäß zu sagen, die Angelegenheit sei noch nicht entschieden. Das ist sie, wenn man so will, noch immer nicht. Nichts ist endgültig, solange Menschen leben.

Berlin, im Juni 2004"


Zum Interview von Gaus von 2001:

  Klar: Die RAF hat bewusst aus der Position der Minderheit gekämpft. Man muss ja nicht auf eine Massenbasis setzen. Die RAF ist von den Widersprüchen ausgegangen und hat die Taktik Stadtguerilla benutzt, um einen Bruch herzustellen.
   Gaus: In der 3. Welt war für uns Gewalt verständlich, aber in Europäischen Gesellschaften nicht. 
  Klar: Ein polit. Konzept, das auf Freiheit aus ist, hat guten Grund, abstrakt zu sein. Der einzelne muss das Konkrete ja selbst ausgestalten. Ich habe Illegalität als große Freiheit erlebt. Das Lebensgefühl war frei, man war für alles verantwortlich. Mit der Gefangenschaft war man in der Hand des Feindes. 
  Gaus: Eine Hoffnung für später?  Klar: Mit Leuten zusammenkommen, mit denen man darüber sprechen kann.


18 August 2025

Wichtige Sachbücher des 21. Jahrhunderts

2024 Was wir von der Welt wissen sollten von Jens Bott

2023 Triggerpunkte von Steffen MauThomas LuxLinus Westheuser

2022 Das Klima-Buch von Greta Thunberg und ca. 100 weiteren Autoren

2020 A Promised Land von Barack Obama

2019 Diese Wahrheiten von Jill Lepore

2018 Becoming - Meine Geschichte von Michelle Obama

         Der Pilz am Ende der Welt von Anna L. Tsing

2017 Die Gesellschaft der Singularitäten von Andreas Reckwitz

2014 Das Kapital im 21. Jahrhundert von Thomas Pickety

2012 Schnelles Denken, langsames Denken von Daniel Kahneman

* Gern schnell. Besser langsam. Gerade noch hatte der Mensch als rational gegolten, aber dann kam Kahneman. Und alles war ganz schön anders..Von  ZEIT Nr. 22/2025  23. Mai 2025

         2052. Der neue Bericht an den Club of Rome von Jørgen Randers

         Schulden von David Graeber

2011 Warum Liebe weh tut von Eva Illouz

2010 Eine Geschichte der Welt in 100 Objekten von Neil MacGregor

2002 Empire von Michael Hardt und Antonio Negri


 Arm und Reich. Die Schicksale menschlicher Gesellschaften von Jared Diamond: 1999, Neuausgabe 2006.

Aufstieg und Fall der großen Mächte von Paul Kennedy,1987 TB 2000

13 August 2025

Hildegard von Spitzemberg

 Hildegard von Spitzemberg

"Hildegard Amalie Henriette Maria Freifrau von Spitzemberg[1] (* 20. Januar 1843 in  Hemmingen;   † 30. Januar 1914 in Berlin) war eine Berliner Salonnière der Bismarckzeit und des Wilhelminischen Zeitalters. [...] 

Bis 1866 eine scharfe Gegnerin Preußens, wandelte sich Baronin Spitzemberg nach dem preußischen Sieg über Österreich und die süddeutschen Staaten (vgl. Deutscher Krieg) bald zur enthusiastischen Befürworterin der deutschen Einigung unter preußischer Führung und zur glühenden Bewunderin Bismarcks. Der dänische Literat Georg Brandes, der um 1880 Berlin bereiste, schildert, ohne ihren Namen zu nennen, eine Unterhaltung mit der Baronin, die diesen Gesinnungswandel eindrucksvoll dokumentiert:

„In einer großen Gesellschaft vor einigen Tagen sprach die Gemahlin eines süddeutschen Gesandten mit einem Fremden über diese Eigenart des Norddeutschen, seine Individualität dem Staatsgedanken unterzuordnen; persönlich fühle sie sich von der Uniformierung der Gemüter abgestoßen; aber sie erkannte diese Entsagung an, die allzeit zu Opfern bereit war: 'Weil sie den Preußen in Fleisch und Blut übergegangen ist, sind sie geworden, was sie sind, und weil sie uns fehlt, sind wir mit all unsern lieben individuellen Eigenarten zu einem Nichts geworden.' [...] Eine derartige Äußerung ist ein Zeichen der Zeit. Ihr Vater war ein süddeutscher Premier, einer von denen, die vor 1866 Bismarck den hartnäckigsten Widerstand leisteten und große Zuversicht in Österreichs Sieg hatten [...] Die Tochter gehört jetzt zu Bismarcks engerem Kreis und zu seinen eifrigsten Bewunderinnen.[3]

Seit den frühen 1870er Jahren ging „Higa“ bei Bismarcks ein und aus wurde dem Reichsgründer eine vertraute Freundin und Gesprächspartnerin, ebenso seiner Gattin Johanna.[4] Allerdings nahm ihr Kontakt nach Bismarcks Entlassung 1890 und seinem Rückzug auf Schloss Friedrichsruh stark ab, wie sie selber 1895 schwermütig resümierte:

„Ich persönlich habe dem Fürsten geschrieben mit wenig Aussicht, dass er den Brief lese – er in seiner Einsamkeit und seinem Alter vergisst wohl allmählich die Menschen, die ihm nicht öfter wieder vor Augen treten, und seit die Fürstin tot ist, fehlt mir die Persönlichkeit, durch die ich meine Wünsche und Rechte könnte geltend machen. Marie [v. Bismarck] ist mir ganz entfremdet, die Söhne [Herbert und Wilhelm v. Bismarck] haben mir schon, als Bismarcks noch hier waren, ferne gestanden. Wäre ich ein Mann, ich säße irgendwo bei Friedrichsruh und genösse von A bis Z all das, was sich jetzt dort abspielt! So muss ich mich damit begnügen, es in Gedanken mit zu erleben.[5]

Die Meinungen über das Verhältnis der Frau von Spitzemberg zu Bismarck nach seiner Entlassung sind allerdings geteilt. Nach den, indessen nicht immer zuverlässigen, Memoiren des Fürsten Bülow gehörte sie

„zu den ersten, die von dem gestürzten Bismarck abschwenkten [...] Hildegard von Spitzemberg schloss sich mit solchem Enthusiasmus dem Nachfolger von Bismarck an, dass in dem grollenden Friedrichsruh spöttisch behauptet wurde, sie wolle den Hagestolz Caprivi [den unverheirateten Nachfolger Bismarcks als Reichskanzler, General Leo von Caprivi] heiraten, um Frau Reichskanzler zu werden.[6]

Jedenfalls steht sie Bismarck – mit der Zeit zunehmend – kritisch gegenüber; in ihrem Tagebuch beklagt sie „die Brutalität und Unbarmherzigkeit, mit der [die Familie Bismarck] so viele Menschen, groß und klein, in den Staub getreten“,[7] Bismarcks „Gewalttätigkeit und kleinliche Herrschsucht“,[8] „viel menschliche Versündigung“[9] und „viele kleine und kleinliche Seiten“ ihres „Helden“.[10]" [...]

Baronin Spitzemberg ist heute durch ihr Tagebuch bekannt, das sie seit ihrer frühen Jugend bis unmittelbar vor ihrem Tod führte und in dem sie die Situation der gesellschaftlichen Elite des Kaiserreiches sowie die politische Stimmung insbesondere ihrer eigenen Gesellschaftsschicht detailliert und kontinuierlich beschrieb, kommentierte und kritisierte. Dem Leser vermittelt die Lektüre neben den Fakten – wie höfischen Veranstaltungen, personellen Revirements und familiären Begebenheiten – vor allem den jeweiligen Eindruck, den Veränderungen in der politischen Elite und der Hofgesellschaft bei der Autorin und ihren Bekannten hervorriefen. Persönliche Emotionen, die über ein Niveau strenger bürgerlicher Zurückhaltung hinausgingen, spielen dagegen keine Rolle, es sei denn, sie betreffen Phänomene aus Politik und Gesellschaft.

Nicht zuletzt deshalb liegt der Schluss nahe, dass zumindest die reife Frau von Spitzemberg ihr Journal bewusst für die Nachwelt schrieb, worauf ebenso sein gehobener, ungewöhnlich gesetzter und durchweg „vorzeigbarer“ Stil hinweist; jedenfalls wurde es genau im Todesjahr der Tochter der Verfasserin, 1960, vom Historiker Rudolf Vierhaus an die Öffentlichkeit gebracht und bis heute mehrmals neu aufgelegt. Da es allerdings nur in Auszügen ediert wurde, ein Teil ihrer Aufzeichnungen also weiterhin in privaten und öffentlichen Archiven ruht, kann diese Vermutung nicht restlos bestätigt werden.

Da zahlreiche Aristokraten, Beamte, Offiziere und Politiker zu den Habitués der Spitzemberg zählten, sie selber wiederum bei allen wichtigen Berliner Persönlichkeiten verkehrte, stellen ihre Aufzeichnungen ein relativ dichtes Panorama und ein authentisches Sittenbild der Berliner beau monde dar, das die gesamte Zeitspanne von der Reichsgründung 1871 bis ins Jahr des Kriegsausbruchs 1914 umfasst. So ist das Tagebuch als Geschichtsquelle zur Erforschung der politischen und sozialen Mentalitäten des Kaiserreiches bis heute für die Geschichtswissenschaft „hoch einzuschätzen“:[16]

„Ein zwar persönlich bestimmter, aber bedeutsamer Ausschnitt deutscher Geschichte ist hier in dem zwar persönlich gefassten, aber doch allgemeines Interesse beanspruchenden Spiegel des Bewusstseins einer klugen Miterlebenden und der Berliner Hofgesellschaft aufgefangen [...] Der historische Wert des Tagebuchs der Baronin Spitzemberg beruht darauf, dass es Quelle für das Bewusstsein von Menschen, für ihr politisches und soziales Selbstverständnis ist.[17]

(Wikipedia)

Gustav R. Hocke: Europäische Tagebücher (S.217 ff.):

"[...] Diese fortschreitende Dekadenz von Staat und Gesellschaft und die Kämpfe der Jahre 1871 bis 1914 um eine parlamentarisch-demokratische Staatsform spiegelt sich in einem vorwiegend politischen, zwar 'privaten', aber nicht 'intimen' Frauentagebuch wider, das in dieser Beziehung heute schon klassischen Wert haben dürfte; in dem ebenso gescheiten wie farbigen Diarium der Baronin Spitzemberg. [...]

Die Brüche dieser Zeit erkennt Hildegard von Spitzenberg, vor allem aufgrund ihrer Erfahrungen in der damaligen Berliner Hofgesellschaft. Alle maßgebende Persönlichkeiten dieser exklusiven Machtgruppe werden portraitiert, meist mit knappen Formeln; dann durch Zitate, sowie durch eine Fülle von Indiskretionen und Anekdoten. Dabei bekundet die Baronin auch viel Sinn für die zwielichtige Atmosphäre dieser Zeit, für wechselnde Modeströmungen, für die Wandlungen der Gebräuche und Ansichten. [...] So nimmt sie oft auch in sehr kritischer Weise Stellung. Sie urteilt nicht nur. Sie verurteilt auch: den zunehmenden Dilettantismus und Amoralismus der Machtausübung, die materielle Profitgier und politische Selbstgerechtigkeit der aristokratische Gesellschaft der Gründerzeit, den Byzantinismus in der Umgebung Wilhelm II. Dabei legt Hildegard von Spitzenberg, bei einigem Interesse für Thea- [S.218/19]  ter und Kunst nicht gerade eine Tochter der Musen, auf literarische Form, keinen Wert. Aus diesem Grunde haben wir es mit einem ebenso echten Diarium wie mit einem wahren politischen Tagebuch zu tun. Einen besonderen Wert erhält es dadurch, dass Hildegard von Spitzenberg für ihre Informationen nicht auf das Couloir-Geflüster am Hof angewiesen war. Sie verkehrte bei Bismarck und seinen Nachfolgern. Kaiser Wilhelm I, kam zu ihr ins Haus. Die wichtigsten Beamten des Reiches, hohe Militärs, deutsche und ausländische Diplomaten, hatten zu ihr ein eigenartiges Vertrauen. Man hat das Gefühl, dass manche es liebten, sich bei ihr ganz einfach einmal auszusprechen, und sich nicht scheuten, sie auch um Rat zu fragen, vor allem in ihren letzten Lebensjahren. [...] Dass sie so genau Tagebuch führte, wussten wohl nur ihre nächsten Angehörigen. So füllte sie sechs Jahrzehnte lang achtundsechzig Schreibhefte in Quart von je rund zweihundertfünfzig Seiten, mit eigenen Beobachtungen und Meinungen, mit Berichten über Begebenheiten und vor allem über 'Hintergrund'-Geschehnisse. Eine [...] verborgene Diagnostikerin, die die abfallenden Kurven der 'Dekadenz'-Epoche (nach der Bismarckzeit einer ihrer Lieblingsausdrücke) aufzeichnete wie ein Arzt, die Fieberkurve eines Kranken." (S. 219).

12 August 2025

Zwei parodistische Wörterbücher

 Milorad Pavić: Das Chasarische Wörterbuch. Lexikonroman in 100.000 Stichworten (1984/88) – norberto42

Die gross Blocklaus - Das komplett erfundene Lexikon (2010) -  norberto42

Ignatius von Loyola

 Ignatius von Loyola

Die folgenden Textausschnitte aus den Geistlichen Übungen verfolgen nicht die Absicht, zu den geistlichen Übungen hinzuführen, sondern dienen nur dazu, zu zeigen, welcher Art der Text ist, mit dem Ignatius  in dreizehnjähriger Arbeit versucht hat, anderen eine ähnliche Gotteserfahreng zu ermöglichen, wie er selbst sie hatte. Wirksam werden können diese Übungen nur, wenn der Übende mindestens mit demselben Engagement wie ein angehender Hochleistungssportler daran geht, diese Erfahrung zu machen.

Ignatius: Geistliche Übungen. Übertragung und Erklärung von Adolf Haas, Herder Verlag Imprimatur Freiburg 20.12.1966, 6. Aufl. 1967

Aus dem Vorwort von Karl Rahner:

"[...] Die unter den einfachen Worten des Buches verborgene Theologie gehört zu den wichtigsten Grundlagen des abendländischen Christentums der Neuzeit, ja, ist in der Schultheologie der Kirche und der üblichen Praxis der Frömmigkeit noch gar nicht völlig eingeholt, sondern hat noch eine große Zukunft. Denn bei aller Selbstverständlichkeit, mit der sich der hier skizzierte Vorgang einer totalen Lebensentscheidung auf dem Boden eines überlieferten Christentums und einer römisch-katholischen Kirchlichkeit abspielt, wollen diese Übungen den Menschen eine radikale Unmittelbarkeit zu Gott erfahren lassen, die für Ignatius auch alles Christliche und Kirchliche letztlich trägt und umfasst. Ignatius ist davon überzeugt, dass eine solche mystische Unmittelbarkeit zu Gott wirklich möglich ist. Diese Unmittelbarkeit zu Gott ist für Ignatius in einem gegenseitigen Bedingungsverhältnis in Einheit mit der Begegnung mit Jesus, dem Armen, Gekreuzigten und Auferstanden. Diese Unmittelbarkeit zu Gott ereignet, sich für Ignatius in der von / Gott, gegebenen existenziell in "Armut", realisierten Indifferenz, die biblisch Freiheit über alle Mächte und Gewalten heißt und im Mitvollzug des armen und in Gottes Unbegreiflichkeit hinein sterbenden Lebens Jesu geschieht. [...]"


Geistliche Übungen. (Exerzitien)
Anweisungen, um einige Einsichten in die folgenden geistlichen Übungen zu erlangen und um sowohl dem zu helfen, der sie zu geben, mit dem, dass sie aufzunehmen hat.

Erste Anweisung Unter dem Namen geistliche Übungen versteht man jede Art, das Gewissen zu erforschen, sich zu besinnen, zu betrachten, mündlich und rein geistig zu beten und andere geistliche Tätigkeiten, wie später noch erklärt wird. Denn so wie spazieren gehen, marschieren und laufen körperliche Übungen sind, gleicherweise nennt man geistliche Übungen, jede Art, die Seele vorzubereiten und dazu bereit zu machen, alle ungeordneten Neigungen von sich zu entfernen, und nachdem sie abgelegt sind, den göttlichen Willen zu suchen und zu finden, in der Ordnung des eigenen Lebens, zum Heil der Seele. 
Zweite Anweisung Die Person, die einer anderen Weise und Ordnung für die Besinnung (Meditation) oder Betrachtung (Kontemplation) vorlegt, muss die geschichtliche Tatsache für eine solche Betrachtung oder Besinnung wahrheitsgetreu erzählen, wobei sie die Punkte nur mit kurzer oder zusammenfassender Erklärung durchläuft; wenn nämlich die betrachtende Person, die unverfälschte (wahre) Grundlage der Geschichte erfasst, indem sie diese selbstständig überdenkt und Schlussfolgerungen zieht und hierbei irgendeine Sache neu entdeckt, welche die Geschichte ein wenig mehr aufhellt oder verkosten (sentir)  lässt – sei es durch das eigene, verstandesmäßig Eindringen, sei es, dass das Verständnis durch göttliche Kraft erleuchtet wird –, so bietet dies mehr Geschmack und geistliche Frucht, als wenn der, der die Übungen gibt, den Sinn der Geschichte viel erklärt und ausgeweitet hätte; denn nicht das Vielwissen sättigt und befriedigt die Seele, sondern das Verspüren und Verkosten der Dinge von innen her./ [...]
Fünfte Anweisung Für den, der die Übungen macht, ist es von großem Nutzen, in sie einzutreten, mit großmütig Geist und Freiherzigkeit gegenüber seinem Schöpfer und Herrn, indem er ihm seine ganze Willenskraft und Freiheit darbringt, damit seine göttliche Majestät sich sowohl seiner Person wie alles dessen, was er besitzt, entsprechend ihrem heiligen Willen bediene. [...]" (S. 15/16). 

Zum vollständigen Text der Geistlichen Übungen (pdf)

Aus den Tagebüchern des Ignatius
Gustav René Hocke: Europäische Tagebücher aus vier Jahrhunderten 566ff.
19.2.1544
"Als ich zur Messe ging, vorher nicht ohne Tränen, während der Messe viele und mit großer Gelassenheit; sehr viele Einsichten über die heiligste Dreifaltigkeit. Mein Verstand wurde von ihnen so sehr erleuchtet, dass mir schien, selbst durch ein tüchtiges Studium würde ich nicht so viel Wissen erlangen können. [...] selbst wenn ich mein ganzes Leben lang studieren wollte." (S 566)
6. März  1544
Obwohl ich darauf achtete, konnte ich nichts schauen, was der Aussöhnung noch entgegensteht. Ich hatte eine große Sicherheit und konnte nicht mehr ungewiss sein über das, was mir vor Augen gestanden und was ich geschaut hatte. (S.568)

27.3.1544 
Vor der Messe Tränen, viele während der Messe, ganz auf Ehrerbietung gerichtet. Schau des göttlichen Seins in Kugelgestalt, wie die anderen Male bisher. (S.569)


02 August 2025

Kampf gegen kindliche Neugier

 "Heute gleich nach 9 kommt eine aus der II. in die Mathematikstunde und sagt: ,,Die Frau Direktorin läßt bitten, die Lainer, die Bruckner und die Franke sollen sofort in die Kanzlei kommen. Alle Mädchen schauen uns an, aber wir wissen nicht, warum. Wie wir in die Kanzlei kommen, ist die Tür von der Frau Dir. zu und das Fräulein N. sagt, wir sollen warten. Dann kommt die Frau Dir. hinaus und ruft mich hinein. Drin sitzt eine Dame, die schaut mich mit dem Lorgnon an. ,,Gehst du öfters mit der Zerkwitz?" fragt die Frau Direktorin. Ja, sag ich, und es ahnt mir gleich nichts Gutes. ,,Diese Dame ist die Mama der Zerkwitz, sie beschwert sich darüber, daß du mit ihrer Tochter sehr unpassende Sachen redest; ist dies so?" ,,Wir, die Hella und ich, haben ihr nie etwas sagen wollen; aber sie hat uns sehr gebeten und dann glaubten wir auch, sie wisse es ohnehin schon und stellt sich nur so." ,,Was soll sie wissen und was habt ihr gesprochen?" fährt die Mama von der Anneliese los. ,,Bitte", sagt die Direktorin, ,,ich werde die Mädchen verhören; also die Bruckner war auch dabei?" ,,Nur ganz selten", sage ich. ,,Ja, die Haupbschuldige ist die Lainer, deren Mama erst vor kurzem gestorben ist." Da habe ich die Tränen verbissen und gesagt: ,,Wenn die Anneliese nicht immer wieder angefangen hätte, hätten wir kein Wort von diesen Sachen geredet." Und dann habe ich überhaupt keine Antwort mehr gegeben. Jetzt mußte die Hella hereinkommen. Sie hat mir dann gesagt, wie sie mich angeschaut hat, hat sie gleich gewußt, wieviel es geschlagen hat. ,,Was habt ihr mit der Zerkwitz geredet?" Zuerst wollte die Hella nichts sagen, aber dann sagte sie ganz kurz: ,,Vom Kinderkriegen und von dem Verheiratetsein!" ,,Gott im Himmel, solche Küken und sprechen von solchen Dingen", sagte die Mama von der Anneliese. ,,Solche verdorbene Geschöpfe." ,,Wir haben nicht geglaubt, daß die Anneliese wirklich nichts weiß, sonst hätten wir nichts mit ihr geredet", sagte auch Hella; sie war großartig. ,,Was den Alfred betrifft, so sind wir ganz unbeteiligt und wir haben ihr oft abgeraten, sich von der Schule abholen zu lassen; aber sie hörte nicht auf unsern guten Rat." ,,Ich spreche jetzt von euren Gesprächen, durch die ihr das arme unschuldige Kind verdorben habt", sagte die Frau v. Zerkwitz. ,,Sie muß unbedingt schon etwas gewußt haben, sonst wäre sie nicht mit dem Alfred gegangen und auch nicht mit uns", sagte die Hella. ,,Ach, du himmlischer Vater, das ist ja die weit Ärgere; eine solche Verdorbenheit!" Dann mußten wir hinausgehen. Draußen hat die Hella furchtbar geweint und ich auch, weil wir uns fürchten wegen zuhause. Wir konnten gar nicht in die Mathematikstunde gehen, weil wir ganz verweint waren. [...]

Knapp vor 12 wurde ich nochmals mit der Hella zur Frau Direktorin gerufen. ,,Mädchen", sagte sie, ,, was habt ihr für abscheuliche Sachen? Was müßt ihr denn das, was eure Phantasie vorzeitig vergiftet, andern auch noch sagen? Und du Lainer, schämst du dich nicht, vor wenigen Wochen wurde deine Mama begraben, und jetzt hört man solche Dinge von dir?" ,,Bitte", sagt die Hella; ,,dies war alles schon im Frühling und noch im Winter; denn da sind wir noch aufs Eis gegangen. Da war die Mama der Rita noch ziemlich gesund. Und die Zerkwitz hat uns schrecklich sekkiert, ihr alles zu sagen. Ich habe die Rita oft gewarnt und gesagt: ,,Trau ihr nicht", aber sie war ganz vernarrt in die Zerkwitz. Bitte Frau Direktorin, sagen Sie nichts davon dem Papa der Rita; denn er würde sich sehr kränken." Die Hella war einfach großartig, ich werde ihr das nie vergessen. Sie will mich das nicht schreiben lassen; wir schreiben nämlich zusammen. Die Hella meint, wir müssen alles wörtlich niederschreiben, man kann nie wissen, wozu man es braucht. Die Hella ist eine Freundin, wie es keine zweite gibt, und dabei so mutig und gescheit. ,,Du bist geradeso gescheit", sagt sie zu mir, ,,aber nur bist du gleich so eingeschüchtert und dann bist noch von deiner Mama ihrem Tod sehr nervös. Wenn nur dein Papa nichts erfährt." Die dumme Gans hat auch die alte Sauce von den zwei Studenten am Eis aufgewärmt, die längst vorüber ist. ,,Nur niemanden sich anvertrauen", sagt die Hella und da hat sie / wirklich recht. Ich hätte das der Anneliese niemals zugetraut. Was mit der Franke war, wissen wir noch nicht. Wie sie heraufkam, legte sie die Finger an die Lippen, das sollte natürlich heißen: ,,Nichts verraten!'' (144/145pdf 161-63st 132-34 Orig.)  

Dieser Text ist ein Abschnitt aus einem Tagebuch, das 1919 von Dr. Hermine Hug-Hellmuth, einer Frau, die mit dem Psychoanalytiker Sigmund Freud zusammenarbeitete, herausgegeben wurde.

Der vollständige Text des "Tagebuch(s) eines halbwüchsigen Mädchens"  ist hier nachzulesen. Dort ist er allerdings etwas unbequem zu lesen. 1987 kam er allerdings als suhrkamp taschenbuch 1463 heraus. Eine eingehende Besprechung des Buches findet sich hier. Mädchen führen weit häufiger als Jungen Tagebücher, aber ungekürzt bekommt man sie fast nie zu lesen, weil sie über die Privatsphäre von Kindern berichten, die aus guten Gründen geschützt ist, damit sich Kinder da völlig offen über ihr Erleben äußern und als Erwachsene darüber Rechenschaft geben können. Elke Heidenreich hat kürzlich berichtet, dass sie ihr Tagebuch bewusst verbrannt hat. Thomas Mann hat verfügt, dass sein sehr ausführliches Tagebuch (Teile davon hat auch er verbrannt) erst Jahrzehnte nach seinem Tod veröffentlicht werden durften, um seine Privatsphäre zu schützen. 

Dies Tagebuch ist aber zur Veröffentlichung freigegeben worden. Allerdings wurden alle Namen der betroffenen Personen geändert und die präzisen Datumsangaben nur ohne Jahreszahlen freigegeben. 

Acht Jahre nach der Veröffentlichung wurde das Buch wieder vom Markt genommen (auf Wunsch von Sigmund Freud, der es vor seinem Erscheinen als Juwel bezeichnet hatte und hinzufügte: "Sie sind verpflichtet, es der Öffentlichkeit zu übergeben." 

Warum kam es erst 68 Jahre nach seinem Erscheinen wieder heraus?

Es handelt von der Privatsphäre eines Mädchens, dem man - wie über viele Jahrzehnte üblich - alle Informationen über die sexuelle Entwicklung der Frau vorenthalten hatte. Viele unverheiratete Frauen starben, ohne je Genaueres darüber zu erfahren. Auch darüber berichtet Stefan Zweig, von dem die Besprechung des Tagebuchs stammt, und zwar in seinem Bericht über die Erziehung im Viktorianischen Zeitalter.

Vieles spricht dafür, dass die Herausgeberin mehr verändert hat, als sie angegeben hat und manches dafür, dass sie ihr eigenes Jungmädchentagebuch bei der Erstellung des Textes herangezogen hat. 

mehr dazu: Stefan Zweigs Rezension des Tagebuchs und ausführlichere Textausschnitte finden sich hier.

01 August 2025

Louisa May Alcott: Little Women - Erwachsenwerden

Louisa May Alcott:  Little Women

"I want to tell you something, Mother." "About Meg?" "How quickly you guessed! Yes, it's about her, and though it's a little thing, it fidgets me." "Beth is asleep. Speak low, and tell me all about it. That Moffat hasn't been here, I hope?" asked Mrs. March rather sharply. "No. I should have shut the door in his face if he had," said Jo, settling herself on the floor at her mother's feet. "Last summer Meg left a pair of gloves over at the Laurences' and only one was returned. We forgot about it, till Teddy told me that Mr. Brooke owned that he liked Meg but didn't dare say so, she was so young and he so poor. Now, isn't it a dreadful state of things?" "Do you think Meg cares for him?" asked Mrs. March, with an anxious look. "Mercy me! I don't know anything about love and such nonsense!" cried Jo, with a funny mixture of interest and contempt. "In novels, the girls show it by starting and blushing, fainting away, growing thin, and acting like fools. Now Meg does not do anything of the sort. She eats and drinks and sleeps like a sensible creature, she looks straight in my face when I talk about that man, and only blushes a little bit when Teddy jokes about lovers. I forbid him to do it, but he doesn't mind me as he ought." "Then you fancy that Meg is not interested in John?" "Who?" cried Jo, staring. "Mr. Brooke. I call him 'John' now. We fell into the way of doing so at the hospital, and he likes it." "Oh, dear! I know you'll take his part. He's been good to Father, and you won't send him away, but let Meg marry him, if she wants to. Mean thing! To go petting Papa and helping you, just to wheedle you into liking him." And Jo pulled her hair again with a wrathful tweak. "My dear, don't get angry about it, and I will tell you how it happened. John went with me at Mr. Laurence's request, and was so devoted to poor Father that we couldn't help getting fond of him. He was perfectly open and honorable about Meg, for he told us he loved her, but would earn a comfortable home before he asked her to marry him. He only wanted our leave to love her and work for her, and the right to make her love him if he could. He is a truly excellent young man, and we could not refuse to listen to him, but I will not consent to Meg's engaging herself so young. [...]

Brooke will scratch up a fortune somehow, carry her off, and make a hole in the family, and I shall break my heart, and everything will be abominably uncomfortable. Oh, dear me! Why weren't we all boys, then there wouldn't be any bother." Jo leaned her chin on her knees in a disconsolate attitude and shook her fist at the reprehensible John. Mrs. March sighed, and Jo looked up with an air of relief. "You don't like it, Mother? I'm glad of it. Let's send him about his business, and not tell Meg a word of it, but all be happy together as we always have been." "I did wrong to sigh, Jo. It is natural and right you should all go to homes of your own in time, but I do want to keep my girls as long as I can, and I am sorry that this happened so soon, for Meg is only seventeen and it will be some years before John can make a home for her. Your father and I have agreed that she shall not bind herself in any way, nor be married, before twenty. [...]

After a minute's silence, he looked down at Amy, who sat on the cricket at his feet, and said, with a caress of the shining hair . . . "I observed that Amy took drumsticks at dinner, ran errands for her mother all the afternoon, gave Meg her place tonight, and has waited on every one with patience and good humor. I also observe that she does not fret much nor look in the glass, and has not even mentioned a very pretty ring which she wears, so I conclude that she has learned to think of other people more and of herself less, and has decided to try and mold her character as carefully as she molds her little clay figures. I am glad of this, for though I should be very proud of a graceful statue made by her, I shall be infinitely prouder of a lovable daughter with a talent for making life beautiful to herself and others. [...]" Location: 3,028

"I read in Pilgrim's Progress today how, after many troubles, Christian and Hopeful came to a pleasant green meadow where lilies bloomed all year round, and there they rested happily, as we do now, before they went on to their journey's end," answered Beth, adding, as she slipped out of her father's arms and went to the instrument, "It's singing time now, and I want to be in my old place. I'll try to sing the song of the shepherd boy which the Pilgrims heard. I made the music for Father, because he likes the verses." So, sitting at the dear little piano, Beth softly touched the keys, and in the sweet voice they had never thought to hear again, sang to her own accompaniment the quaint hymn, which was a singularly fitting song for her. He that is down need fear no fall, He that is low no pride. He that is humble ever shall Have God to be his guide. I am content with what I have, Little be it, or much. And, Lord! Contentment still I crave, Because Thou savest such. Fulness to them a burden is, That go on pilgrimage. Here little, and hereafter bliss, Is best from age to age! [...]

CHAPTER TWENTY-THREE

AUNT MARCH SETTLES THE QUESTION

[...] bees swarming after their queen, mother and daughters hovered about Mr. March the next day, neglecting everything to look at, wait upon, and listen to the new invalid, who was in a fair way to be killed by kindness. As he sat propped up in a big chair by Beth's sofa, with the other three close by, and Hannah popping in her head now and then 'to peek at the dear man', nothing seemed needed to complete their happiness. But something was needed, and the elder ones felt it, though none confessed the fact. Mr. and Mrs. March looked at one another with an anxious expression, as their eyes followed Meg. Jo had sudden fits of sobriety, and was seen to shake her fist at Mr. [...]" Location: 3,043

"Laurie went by in the afternoon, and seeing Meg at the window, seemed suddenly possessed with a melodramatic fit, for he fell down on one knee in the snow, beat his breast, tore his hair, and clasped his hands imploringly, as if begging some boon. And when Meg told him to behave himself and go away, he wrung imaginary tears out of his handkerchief, and staggered round the corner as… " Location: 3,047

"Don't say my John, it isn't proper or true," but Meg's voice lingered over the words as if they sounded pleasant to her. "Please don't plague me, Jo, I've told you I don't care much about him, and there isn't to be anything said, but we are all to be friendly, and go on as before." "We can't, for something has been said, and Laurie's mischief has spoiled you for me. I see it, and so does Mother. You are not like your old self a bit, and seem ever so far away from me. I don't mean to plague you and will bear it like a man, but I do wish it was all settled. I hate to wait, so if you mean ever to do it, make haste and have it over quickly," said Jo pettishly. "I can't say anything till he speaks, and he won't, because Father said I was too young," began Meg, bending over her work with a queer little smile, which…"| Location: 3,056

"Would you mind telling me what you'd say?" asked Jo more respectfully. "Not at all. You are sixteen now, quite old enough to be my confident, and my experience will be useful to you by-and-by, perhaps, in your own affairs of this sort." "Don't mean to have any. It's fun to watch other people philander, but I should feel like a fool doing it myself," said Jo, looking alarmed at the thought. "I think not, if you liked anyone very much, and he liked you." Meg spoke as if to herself, and glanced out at the lane where she had often seen lovers walking together in the summer twilight. "I thought you were going to tell your speech to that man," said Jo, rudely shortening her sister's little reverie. "Oh, I should merely say, quite calmly and decidedly, 'Thank you, Mr. Brooke, you are very kind, but I agree with Father that I am too young to enter into any engagement at present, so please say no more, but let us be friends as we were.'" "Hum, that's stiff and cool enough! I don't believe you'll ever say it, and I know he won't be satisfied if you do. If he goes on like the rejected lovers in books, you'll give in, rather than hurt his feelings." "No, I won't. I shall tell him I've made up my mind, and shall walk out of the room with dignity." Meg rose as she spoke, and was just going to rehearse the dignified exit, when a step in the hall made her fly into her seat and begin to sew as fast as if her life depended on finishing that particular…" Location: 3,070

"Jo slipped out of the room to give Meg a chance to make her speech and air her dignity. But the instant she vanished, Meg began to sidle toward the door, murmuring . . . "Mother will like to see you. Pray sit down, I'll call her." "Don't go. Are you afraid of me, Margaret?" and Mr. Brooke looked so hurt that Meg thought she must have done something very rude. She blushed up to the little curls on her forehead, for he had never called her Margaret before, and she was surprised to find how natural and sweet it seemed to hear him say it. Anxious to appear friendly and at her ease, she put out her hand with a confiding gesture, and said gratefully . . . "How can I be afraid when you have been so kind to Father? I only wish I could thank you [...]she both longed to run away and to stop and listen. "Oh no, please don't, I'd rather not," she said, trying to withdraw her hand, and looking frightened in spite of her denial. "I won't trouble you. I only want to know if you care for me a little, Meg. I love you so much, dear," added Mr. Brooke tenderly. This was the moment for the calm, proper speech, but Meg didn't make it. She forgot every word of it, hung her head, and answered, "I don't know," so softly that John had to stoop down to catch the foolish little reply. He seemed to think it was worth the trouble, for he smiled to himself as if quite satisfied, pressed the plump hand gratefully, and said in his most persuasive tone, "Will you try and find out? I want to know so much, for I can't go to work with any heart until I learn whether I am to have my reward in the… " Location: 3,083

"Please choose to learn, Meg. I love to teach, and this is easier than German," broke in John, getting possession of the other hand, so that she had no way of hiding her face as he bent to look into it. His tone was properly beseeching, but stealing a shy look at him, Meg saw that his eyes were merry as well as tender, and that he wore the satisfied smile of one who had no doubt of his success. This nettled her. Annie Moffat's foolish lessons in coquetry came into her mind" Location: 3,088

"[...] not knowing what else to do, followed a capricious impulse, and, withdrawing her hands, said petulantly, "I don't choose. Please go away and let me be!" Poor Mr. Brooke looked as if his lovely castle in the air was tumbling about his ears, for he had never seen Meg in such a mood before, and it rather bewildered him.… Location: 3,202

To outsiders the five energetic women seemed to rule the house, and so they did in many things, but the quiet scholar, sitting among his books, was still the head of the family, the household conscience, anchor, and comforter, for to him the busy, anxious women always turned in troublous times, finding him, in the truest sense of those sacred words, husband and father. The girls gave their hearts into their mother's keeping, their souls into their father's, and to both parents, who lived and labored so faithfully for them, they gave a love that grew with their growth and bound them tenderly together by the sweetest tie which blesses life and outlives death. Mrs. March is as brisk and cheery, though rather grayer, than when we saw her last, and just now so absorbed in Meg's affairs that the hospitals Location: 3,213

Meg had spent the time in working as well as waiting, growing womanly in character, wise in housewifely arts, and prettier than ever, for love is a great beautifier. She had her girlish ambitions and hopes, and felt some disappointment at the humble way in which the new life must begin. Ned Moffat had just married Sallie Gardiner, and Meg couldn't help contrasting their fine house and carriage, many gifts, and splendid outfit with her own, and secretly wishing she could have the same. But somehow envy and discontent soon vanished when she thought of all the patient love and labor John had put into the little home awaiting her, and when they sat together in the twilight, talking over their small plans, the future always grew so beautiful and bright that she forgot Sallie's splendor and felt herself the richest, happiest girl in Christendom. Location: 3,221

Beth, who remained delicate long after the fever was a thing of the past. Not an invalid exactly, but never again the rosy, healthy creature she had been, yet always hopeful, happy, and serene, and busy with the quiet duties she loved, everyone's friend, and an angel in the house, long before those who loved her most had learned to know it. Location: 3,226

Laurie, having dutifully gone to college to please his grandfather, was now getting through it in the easiest possible manner to please himself. A universal favorite, thanks to money, manners, much talent, and the kindest heart that ever got its owner into scrapes by trying to get other people out of them, he stood in great danger of being spoiled, and probably would have been, like many another promising boy, if he had not possessed a talisman against evil in the memory of the kind old man who was bound up in his success, the motherly friend who watched over him as if he were her son, and last, but not least by any means, the knowledge that four innocent girls loved, admired, and believed in him with all their hearts. Being only 'a glorious human boy', of course he frolicked and flirted, grew dandified, aquatic, sentimental, or gymnastic, as college fashions ordained, hazed and was hazed, talked slang, and more than once came perilously near suspension and expulsion. But as high spirits and the love of fun were the causes of these pranks, he always managed to save himself by frank confession, honorable atonement, or the irresistible power of persuasion which he possessed in perfection. Location: 3,354

CHAPTER TWENTY-FIVE

THE FIRST WEDDING The June roses over the porch were awake bright and early on that morning, rejoicing with all their hearts in the cloudless sunshine, like friendly little neighbors, as they were. Quite flushed with excitement were their ruddy faces, as they swung in the wind, whispering to one another what they had seen, for some peeped in at the dining room windows where the feast was spread, some climbed up to nod and smile at the sisters as they dressed the bride, others waved a welcome to those who came and went on various errands in garden, porch, and hall, and all, from the rosiest full-blown flower to the palest baby bud, offered their tribute of beauty and fragrance to the gentle mistress who had loved and tended them so long. Location: 3,359

Meg looked very like a rose herself, for all that was best and sweetest in heart and soul seemed to bloom into her face that day, making it fair and tender, with a charm more beautiful than beauty. Location: 3,361

"I don't want a fashionable wedding, but only those about me whom I love, and to them I wish to look and be my familiar self." So she made her wedding gown herself, sewing into it the tender hopes and innocent romances of a girlish heart. Her sisters braided up her pretty hair, and the only ornaments she wore were the lilies of the valley, which 'her John' liked best of all the flowers that grew. Location: 3,474

If 'genius is eternal patience', as Michelangelo affirms, Amy had some claim to the divine attribute, for she persevered in spite of all obstacles, failures, and discouragements, firmly believing that in time she should do something worthy to be called 'high art'. She was learning, doing, and enjoying other things, meanwhile, for she had resolved to be an attractive and accomplished woman, even if she never became a great artist. Here she succeeded better, for she was one of those happily created beings who please without effort, make friends everywhere, and take life so gracefully and easily that less fortunate souls are tempted to believe that such are born under a lucky star. Everybody liked her, for among her good gifts was tact. She had an instinctive sense of what was pleasing and proper, always said the right thing to the right person, did just what suited the time and place, and was so self-possessed that her sisters used to say, "If Amy went to court without any rehearsal beforehand, she'd know exactly what to do." One of her weaknesses was a desire to move in 'our best society', without being quite sure what the best really was. Money, position, fashionable accomplishments, and elegant manners were most desirable things in her eyes, and she liked to associate with those who possessed them, often mistaking the false for the true, and admiring what was not admirable. Location: 3,484

"My lady," as her friends called her, sincerely desired to be a genuine lady, and was so at heart, but had yet to learn that money cannot buy refinement of nature, that rank does not always confer nobility, and that true breeding makes itself felt in spite of external drawbacks. "I want to ask a favor of you, Mamma," Amy said, coming in with an important air one day. "Well, little girl, what is it?" replied her mother, in whose eyes the stately young lady still remained 'the baby'. "Our drawing class breaks up next week, and before the girls separate for the summer, I want to ask them out here for a day. They are wild to see the river, sketch the broken bridge, and copy some of the things they admire in my book. They have been very kind to me in many ways, and I am grateful, for they are all rich and I know I am poor, yet they never made any difference." "Why should they?" and Mrs. March put the question with what the girls called her 'Maria Theresa air'. Location: 4,331

That is so Frenchy.

Yellow highlight | Location: 4,362

I hate poverty, and don't mean to bear it a minute longer than I can help. One of us must marry well. Meg didn't, Jo won't, Beth can't yet, so I shall, and make everything okay all round. I wouldn't marry a man I hated or despised. You may be sure of that, and though Fred is not my model hero, he does very well, and in time I should get fond enough of him if he was very fond of me, and let me do just as I liked. So I've been turning the matter over in my mind the last week, for it was impossible to help seeing that Fred liked me. He said nothing, but little things showed it. He never goes with Flo, always gets on my side of the carriage, table, or promenade, looks sentimental when we are alone, and frowns at anyone else who ventures to speak to me. Yesterday at dinner, when an Austrian officer stared at us and then said something to his friend, a rakish-looking baron, about 'ein wonderschones Blondchen', Fred looked as fierce as a lion, and cut his meat so savagely it nearly flew off his plate. He isn't one of the cool, stiff Englishmen, but is rather peppery, for he has Scotch blood in him, as one might guess from his bonnie blue eyes. Location: 5,134

I only mean to say that I have a feeling that it never was intended I should live long. I'm not like the rest of you. I never made any plans about what I'd do when I grew up. I never thought of being married, as you all did. I couldn't seem to imagine myself anything but stupid little Beth, trotting about at home, of no use anywhere but there. I never wanted to go away, and the hard part now is the leaving you all. I'm not afraid, but it seems as if I should be homesick for you even in heaven." Jo could not speak, and for several minutes there was no sound but the sigh of the wind and the lapping of the tide. Location: 5,155

CHAPTER THIRTY-SEVEN NEW IMPRESSIONS

At three o'clock in the afternoon, all the fashionable world at Nice may be seen on the Promenade des Anglais--a charming place, for the wide walk, bordered with palms, flowers, and tropical shrubs, is bounded on one side by the sea, on the other by the grand drive, lined with hotels and villas, while beyond lie orange orchards and the hills. Location: 5,158

Many nations are represented, many languages spoken, many costumes worn, and on a sunny day the spectacle is as gay and brilliant as a carnival. Haughty English, lively French, sober Germans, handsome Spaniards, ugly Russians, meek Jews, free-and-easy Americans, all drive, sit, or saunter here, chatting over the news, and criticizing the latest celebrity who has arrived--Ristori or Dickens, Victor Emmanuel or the Queen of the Sandwich Islands. Location: 5,173

"How is your grandfather? When did you come? Where are you staying?" "Very well--last night--at the Chauvain. I called at your hotel, but you were out." "I have so much to say, I don't know where to begin! Get in and we can talk at our ease. I was going for a drive and longing for company. Flo's saving up for tonight." "What happens then, a ball?" "A Christmas party at our hotel. There are many Americans there, and they give it in honor of the day. You'll go with us, of course? Aunt will be charmed." "Thank you. Where now?" asked Laurie, leaning back and folding his arms, a proceeding which suited Amy, who preferred to drive, for her parasol whip and blue reins over the white ponies backs afforded her infinite satisfaction. Location: 5,372

When you and Jo were little, I went on just as you are, feeling as if I didn't do my duty unless I devoted myself wholly to you. Poor Father took to his books, after I had refused all offers of help, and left me to try my experiment alone. I struggled along as well as I could, but Jo was too much for me. I nearly spoiled her by indulgence. You were poorly, and I worried about you till I fell sick myself. Then Father came to the rescue, quietly managed everything, and made himself so helpful that I saw my mistake, and never have been able to got on without him since. That is the secret of our home happiness. He does not let business wean him from the little cares and duties that affect us all, and I try not to let domestic worries destroy my interest in his pursuits. Each do our part alone in many things, but at home we work together, always." Location: 5,921

Amy had been dabbling her hand in the water during the little pause that fell between them, and when she looked up, Laurie was leaning on his oars with an expression in his eyes that made her say hastily, merely for the sake of saying something . . . "You must be tired. Rest a little, and let me row. It will do me good, for since you came I have been altogether lazy and luxurious." "I'm not tired, but you may take an oar, if you like. There's room enough, though I have to sit nearly in the middle, else the boat won't trim," returned Laurie, as if he rather liked the arrangement. Feeling that she had not mended matters much, Amy took the offered third of a seat, shook her hair over her face, and accepted an oar. She rowed as well as she did many other things, and though she used both hands, and Laurie but one, the oars kept time, and the boat went smoothly through the water. "How well we pull together, don't we?" said Amy, who objected to silence just then. "So well that I wish we might always pull in the same boat. Will you, Amy?" very tenderly. "Yes, Laurie," very low. Then they both stopped rowing, and unconsciously added a pretty little tableau of human love and happiness to the dissolving views reflected in the lake.

CHAPTER FORTY-TWO

ALL ALONE

It was easy to promise self-abnegation when self was wrapped up in another, and heart and soul were purified by a sweet example. But when the helpful voice was silent, the daily lesson over, the beloved presence gone, and nothing remained but loneliness and grief, then Jo found her promise very hard to keep. How could she 'comfort Father and Mother' when her own heart ached with a ceaseless longing for her sister, how could she 'make the house cheerful' when all its light and warmth and beauty seemed to have deserted it when Beth left the old home for the new, and where in all the world could she 'find some useful, happy work to do', that would take the place of the loving service which had been its own reward? She tried in a blind, hopeless way to do her duty, secretly rebelling against it all the while, for it seemed unjust that her few joys should be lessened, her burdens made heavier, and life get harder and harder as she toiled along. Some people seemed to get all sunshine, and some all shadow. It was not fair, for she tried more than Amy to be good, but never got any reward, only disappointment, trouble and hard work. [...]"

"Meg laughed, for she was glad to see a glimmer of Jo's old spirit, but she felt it her duty to enforce her opinion by every argument in her power, and the sisterly chats were not wasted, especially as two of Meg's most effective arguments were the babies, whom Jo loved tenderly. Grief is the best opener of some hearts, and Jo's was nearly ready for the bag. A little more sunshine to ripen the nut, then, not a boy's impatient shake, but a man's hand reached up to pick it gently from the burr, and find the kernal sound and sweet. If she suspected this, she would have shut up tight, and been more prickly than ever, fortunately she wasn't thinking about herself, so when the time came, down she dropped. Now, if she had been the heroine of a moral storybook, she ought at this period of her life to have become quite saintly, renounced the world, and gone about doing good in a mortified bonnet, with tracts in her pocket. But, you see, Jo wasn't a heroine, she was only a struggling human girl like hundreds of others, and she just acted out her nature, being sad, cross, listless, or energetic, as the mood suggested. It's highly virtuous to say we'll be good, but we can't do it all at once, and it takes a long pull, a strong pull, and a pull all together before some of us even get our feet set in the right way. Jo had got so far, she was learning to do her duty, and to feel unhappy if she did not, but to do it cheerfully, ah, that was another thing!"