12 August 2025

Ignatius von Loyola

 Ignatius von Loyola

Die folgenden Textausschnitte aus den Geistlichen Übungen verfolgen nicht die Absicht, zu den geistlichen Übungen hinzuführen, sondern dienen nur dazu, zu zeigen, welcher Art der Text ist, mit dem Ignatius  in dreizehnjähriger Arbeit versucht hat, anderen eine ähnliche Gotteserfahreng zu ermöglichen, wie er selbst sie hatte. Wirksam werden können diese Übungen nur, wenn der Übende mindestens mit demselben Engagement wie ein angehender Hochleistungssportler daran geht, diese Erfahrung zu machen.

Ignatius: Geistliche Übungen. Übertragung und Erklärung von Adolf Haas, Herder Verlag Imprimatur Freiburg 20.12.1966, 6. Aufl. 1967

Aus dem Vorwort von Karl Rahner:

"[...] Die unter den einfachen Worten des Buches verborgene Theologie gehört zu den wichtigsten Grundlagen des abendländischen Christentums der Neuzeit, ja, ist in der Schultheologie der Kirche und der üblichen Praxis der Frömmigkeit noch gar nicht völlig eingeholt, sondern hat noch eine große Zukunft. Denn bei aller Selbstverständlichkeit, mit der sich der hier skizzierte Vorgang einer totalen Lebensentscheidung auf dem Boden eines überlieferten Christentums und einer römisch-katholischen Kirchlichkeit abspielt, wollen diese Übungen den Menschen eine radikale Unmittelbarkeit zu Gott erfahren lassen, die für Ignatius auch alles Christliche und Kirchliche letztlich trägt und umfasst. Ignatius ist davon überzeugt, dass eine solche mystische Unmittelbarkeit zu Gott wirklich möglich ist. Diese Unmittelbarkeit zu Gott ist für Ignatius in einem gegenseitigen Bedingungsverhältnis in Einheit mit der Begegnung mit Jesus, dem Armen, Gekreuzigten und Auferstanden. Diese Unmittelbarkeit zu Gott ereignet, sich für Ignatius in der von / Gott, gegebenen existenziell in "Armut", realisierten Indifferenz, die biblisch Freiheit über alle Mächte und Gewalten heißt und im Mitvollzug des armen und in Gottes Unbegreiflichkeit hinein sterbenden Lebens Jesu geschieht. [...]"


Geistliche Übungen. (Exerzitien)
Anweisungen, um einige Einsichten in die folgenden geistlichen Übungen zu erlangen und um sowohl dem zu helfen, der sie zu geben, mit dem, dass sie aufzunehmen hat.

Erste Anweisung Unter dem Namen geistliche Übungen versteht man jede Art, das Gewissen zu erforschen, sich zu besinnen, zu betrachten, mündlich und rein geistig zu beten und andere geistliche Tätigkeiten, wie später noch erklärt wird. Denn so wie spazieren gehen, marschieren und laufen körperliche Übungen sind, gleicherweise nennt man geistliche Übungen, jede Art, die Seele vorzubereiten und dazu bereit zu machen, alle ungeordneten Neigungen von sich zu entfernen, und nachdem sie abgelegt sind, den göttlichen Willen zu suchen und zu finden, in der Ordnung des eigenen Lebens, zum Heil der Seele. 
Zweite Anweisung Die Person, die einer anderen Weise und Ordnung für die Besinnung (Meditation) oder Betrachtung (Kontemplation) vorlegt, muss die geschichtliche Tatsache für eine solche Betrachtung oder Besinnung wahrheitsgetreu erzählen, wobei sie die Punkte nur mit kurzer oder zusammenfassender Erklärung durchläuft; wenn nämlich die betrachtende Person, die unverfälschte (wahre) Grundlage der Geschichte erfasst, indem sie diese selbstständig überdenkt und Schlussfolgerungen zieht und hierbei irgendeine Sache neu entdeckt, welche die Geschichte ein wenig mehr aufhellt oder verkosten (sentir)  lässt – sei es durch das eigene, verstandesmäßig Eindringen, sei es, dass das Verständnis durch göttliche Kraft erleuchtet wird –, so bietet dies mehr Geschmack und geistliche Frucht, als wenn der, der die Übungen gibt, den Sinn der Geschichte viel erklärt und ausgeweitet hätte; denn nicht das Vielwissen sättigt und befriedigt die Seele, sondern das Verspüren und Verkosten der Dinge von innen her./ [...]
Fünfte Anweisung Für den, der die Übungen macht, ist es von großem Nutzen, in sie einzutreten, mit großmütig Geist und Freiherzigkeit gegenüber seinem Schöpfer und Herrn, indem er ihm seine ganze Willenskraft und Freiheit darbringt, damit seine göttliche Majestät sich sowohl seiner Person wie alles dessen, was er besitzt, entsprechend ihrem heiligen Willen bediene. [...]" (S. 15/16). 

Zum vollständigen Text der Geistlichen Übungen (pdf)

Aus den Tagebüchern des Ignatius
Gustav René Hocke: Europäische Tagebücher aus vier Jahrhunderten 566ff.
19.2.1544
"Als ich zur Messe ging, vorher nicht ohne Tränen, während der Messe viele und mit großer Gelassenheit; sehr viele Einsichten über die heiligste Dreifaltigkeit. Mein Verstand wurde von ihnen so sehr erleuchtet, dass mir schien, selbst durch ein tüchtiges Studium würde ich nicht so viel Wissen erlangen können. [...] selbst wenn ich mein ganzes Leben lang studieren wollte." (S 566)
6. März  1544
Obwohl ich darauf achtete, konnte ich nichts schauen, was der Aussöhnung noch entgegensteht. Ich hatte eine große Sicherheit und konnte nicht mehr ungewiss sein über das, was mir vor Augen gestanden und was ich geschaut hatte. (S.568)

27.3.1544 
Vor der Messe Tränen, viele während der Messe, ganz auf Ehrerbietung gerichtet. Schau des göttlichen Seins in Kugelgestalt, wie die anderen Male bisher. (S.569)


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