29 September 2025

Dee Brown: Begrabt mein Herz an der Biegung des Flusses

                                                                                                                                                                        Dee Brown: Begrabt mein Herz an der Biegung des Flusses  (Wounded Knee), 1970. 

Brown "beschreibt die Geschichte der Indianerkriege im Gebiet der heutigen USA von den 1860er Jahren bis zum titelgebenden Massaker von Wounded Knee im Jahr 1890." (Wikipedia)






















Als ich dies Buch das erste Mal las - es war etwa 1994 -,  war ich bewegt, aber ich dachte dabei nicht an den Nahostkonflikt.

Was an der indigenen Bevölkerung begangen wurde, war letztlich ein Völkermord. Aber wie viel weniger waren die weißen Siedler, die die erste weltweit verbreitete Erklärung der Menschenrechte verfassten, sich dessen bewusst, dass sie auf einen Völkermord zusteuerten, als Spätere, die Rivalen beseitigen oder gar bewusst vernichten wollten.

Welcher Zionist der ersten Stunde konnte voraussehen, was 2025 (durchaus bewusst provoziert durch die Hamas) auf dem Gazastreifen geschehen würde?

Heute denkt man bei Berichten über die Navajos und die indigene Bevölkerung unwillkürlich an das Schicksal der Palästinenser auf dem Gazastreifen. 

"Ich lebe geheiligt, ich blicke zu den Himmeln" (S.48)  Welches Schicksal steht mir bevor?

Hier beschreibt eine US-Bürgerin mit palästinensischem Migrationshintergrund (so sagt man das heute wohl) mit stark autobiographischem Hintergrund das Schicksal der Palästinenser. Das Buch sollte ursprünglich "The Scar of David" (Die Narbe Davids) heißen. Das spielt darauf an, das Juden wie Palästinenser gegenüber ihren Gegnern vergleichsweise klein und schutzlos waren und dass Juden wie Palästinenser im Laufe ihrer Geschichte schwere Verletzungen davongetragen haben. Beide ganz andere als ihre Gegner, aber beide ohne Verständnis dafür, wieso das ungeheure Unglück über sie kam und wieso ihnen keine Gerechtigkeit widerfuhr. 

Die Narben sind unterschiedlich alt. Das hier vorgestellte Buch erläutert, wie es zum Schicksal der inndigenen Bevölkerung in Nordamerika kam.

Zunächst Einzelzitate:

"Inzwischen hatte Sibley aus fünf Offizieren ein Militärgericht zusammengestellt, dass alle Santees, die im Verdacht standen, sich an dem Aufstand beteiligt zu haben, aburteilen sollte. Da die Indianer keine gesetzlichen Rechte besaßen, sah er keinen Grund, ihnen einen Verteidiger zu stellen." (S.69)

Kapitel 6 Red Clouds Krieg, S.126-149

Wikipedia1866:

  • 27. März: Präsident Andrew Johnson legt sein Veto gegen den vom Kongress beschlossenen Civil Rights Act of 1866 ein, der allen in den Vereinigten Staaten Geborenen das Bürgerrecht gewährt, es sei denn, dass es sich um Indianer handelt. Am 9. April überstimmt eine Koalition aus radikalen und gemäßigten Republikanern das Veto des Präsidenten.
  • Juni: Der Red-Cloud-Krieg entlang des Bozeman Trails beginnt, nachdem Verhandlungen zwischen Repräsentanten der US-Regierung und der umliegenden Stämme im Fort Laramie gescheitert sind. Die Lakota unter der Führung des Oglala-Häuptlings Red Cloud konzentrieren sich darauf, die Versorgungstrecks der US-Army anzugreifen sowie die entlang des Bozeman-Trails errichteten Forts zu belagern. Einen direkten Angriff auf befestigte Anlagen oder größere Armee-Einheiten vermeiden sie jedoch.
  • 13. Juni: Als weitere Reaktion auf das Veto des Präsidenten beschließt der US-Kongress den 14. Zusatzartikel zur Verfassung der Vereinigten Staaten, der 1868 in Kraft tritt. Er enthält die Gleichbehandlungsklausel, das Recht auf ein ordentliches Gerichtsverfahren in den Bundesstaaten und die Grundlagen des Staatsbürgerschaftsrechts.
  • 20. August: Mit diesem Tag wird offiziell das Ende des Amerikanischen Bürgerkrieges angegeben. Es wird von US-Präsident Andrew Johnson im Act of 2 March, 1867 festgehalten.
  • 21. Dezember: Beim Fetterman-Gefecht im Red-Cloud-Krieg vernichten Krieger der Lakota, Arapaho  und Cheyenne eine Abteilung der US-Armee unter der Leitung von Captain William Judd Fetterman. Eine zehnköpfige Gruppe von aus den beteiligten Stämmen ausgesuchten Indianern unter Crazy Horse lockt Fetterman über den Hügelkamm des Lodge Trail Ridges in einen Hinterhalt ins Peno-Tal hinein, wo etwa 1500 Krieger unter Little Wolf und High Backbone Fettermans Männer erwarten. Aus Rache für das Sand-Creek-Massaker kommt es im Anschluss zu Verstümmelungen der getöteten Soldaten. [im Buch S.138-141]
  • Als Folge der Niederlage wird Colonel Henry B. Carrington, der eine friedliche Koexistenz mit den Indianern angestrebt hat und gegen dessen ausdrücklichen Befehl Fetterman gehandelt hat, seines Kommandos über Fort Phil Kearny enthoben. Die bis dahin nur unzureichend bewaffneten Einheiten in Fort Kearny erhalten zudem moderne Springfield-Hinterladergewehre.
  • Der Montana Gold Rush im Montana-Territorium erreicht seinen Höhepunkt.
[...] 

Kapitel 7 "Nur ein toter Indianer ist ein guter Indianer", S.151-175

Wikipedia 1868:

Angriff am Washita, Frederic Remington


  • Kapitel 8 Donehogawas Aufstieg und Fall,

Wikipedia 1869: 


Wikipedia: "Ely Samuel Parker, geboren als Hasanoanda und später bekannt als Donehogawa (* 1828; † 30. August 1895 in FairfieldConnecticut), war ein Häuptling des Wolf-Clans der Seneca-Indianer und Offizier des US-Heeres unter General Ulysses S. Grant. Sein Vater Jonoestowa oder William Parker war ein Häuptling der Tuscarora, seine Mutter Goongwutwus oder Elizabeth eine Nachfahrin von Handsome Lake und Red Jacket. [...] Nach Kriegsende zum Oberst und Brevet-Brigadegeneral befördert, diente Parker weiterhin als Grants Adjutant, bis dieser 1869 zum US-Präsidenten gewählt wurde und seinen alten Weggefährten zum Kommissar für indianische Angelegenheiten bestellte. Er war der erste Ureinwohner, der dieses Amt ausübte. Parker widmete sich dieser Aufgabe zunächst mit großem Enthusiasmus, musste aber bald erkennen, dass die Schwerfälligkeit der Bürokratie und die Engstirnigkeit der Beamten in Washington alle Bemühungen, die Situation für die Indianer zu verbessern, zunichtemachten. Im August 1871 trat er von seinem Amt zurück, nachdem ihm Unregelmäßigkeiten beim Kauf von Lebensmitteln für vom Hunger bedrohte Stämme vorgeworfen worden waren."

1870 lud Parker Red Cloud durch einen Vermittler zu einem Gespräch nach Fort Laremie ein.
 "Eine solche Reise reizte Red Cloud; sie würde ihm die Gelegenheit bieten, mit dem Großen Vater zu sprechen und ihm zu sagen, dass die Sioux kein Reservat am Missouri wollten. Außerdem konnte er den Kleinen Vater der Indianer kennen lernen, diesen Kommissar namens Parker, der Indianer war und wie ein Weißer schreiben konnte.
Als Parker erfuhr, dass Red Cloud nach Washington kommen wollte, schickte er Colonel John E. Smith mit dem Auftrag, ihn abzuholen, nach Fort Laremie. Red Cloud wählte 15 Oglalas als Begleiter aus und am 26. Mai bestieg die Gruppe einen Sonderwagen der Union Pacific und trat die weite Reise in den Osten an.
Für die Indianer war es ein großes Erlebnis, auf ihrem alten Feind, dem eisernen / Pferd zu reiten. Omaha (eine nach Indianern benannte Stadt) war ein Bienenstock voller Weißer, und Chicago (ebenfalls ein Indianername), erschreckte sie mit seinem Lärm und Wirrwarr und seinen Gebäuden, die bis zum Himmel zu reichen schienen. Die Weißen waren dicht und zahlreich und ziellos wie Heuschrecken und immer in Eile, schienen aber nie dorthin zu kommen, wohin sie wollten.

Nach einer anstrengenden fünftägigen Fahrt lief das eiserne Pferd in Washington ein. Außer Red Cloud waren die Mitglieder der Delegation benommen und schlecht gelaunt. Kommissar Parker, der tatsächlich ein Indianer war, empfing sie herzlich: "Ich freue mich sehr, euch hier heute hier begrüßen zu dürfen. Ich weiß, dass ihr von weit her gekommen seid, um den großen Vater, den Präsidenten der Vereinigten Staaten, zu sehen. Ich bin froh, dass ihr keinen Unfall hattet und alle gesund angekommen seid. Ich möchte hören, was Red Cloud für sich und sein Volk zu sagen hat." (S. 183/184) 

"In den nächsten Tagen hatte Parker viele Besprechungen mit Cloud und Spotted  Tail. Um einen dauerhaften Frieden zu erreichen, mußte er genau wissen, was sie wünschten, um den Politikern, die jene Weißen vertraten, die das Land der Indianer wollten, entsprechend entgegentreten zu können. Er arrangierte einen Empfang im Innenministerium, zu dem er Vertreter aller Regierungsstellen einlud, um sie mit den Sioux bekannt zu machen. Innenminister Jakob Cox eröffnete die Verhandlungen mit einer Rede, wie die Indianer schon allzu oft gehört hatten. Die Regierung würde den Indianern gern Waffen und Munition für die Jagd geben, sagte Cox, doch sie könne dies erst tun, wenn sie sicher sei, dass die Indianer Frieden wollten. 'Haltet Frieden', schloss er dann werden wir das Rechte für euch tun.' Das Sioux-Reservat am Missouri erwähnte er nicht." (S. 185) 
Aus Red Clouds Antwort:
" 'Der Große Vater sagt, er ist uns gut und freundlich gesonnen. Ich glaube das nicht. Ich bin seinem weißen Volk gut gesonnen. Auf eure Einladung hin bin ich von weit her in dieses Haus gekommen. Mein Gesicht ist rot, dass eure ist weiß. Der Große Geist hat euch lesen und schreiben gelehrt; mich nicht. Ich bin hierhergekommen, um meinem Großen Vater zu sagen, was mir in meinem Land nicht gefällt. Ihr steht dem Großen Vater alle nahe, und ihr seid viele Häuptlinge. Die Männer, die uns der Große Vater schickt, haben keinen Verstand – kein Herz.
Ich mag mein Reservat am Missouri nicht; es ist jetzt das vierte Mal, dass ich dies sage.' 
Er schwieg einen Moment und deutete auf Spotted Tail und die Boulé-Delegation.  'Hier sind einige Leute von dort. Ihre Kinder sterben wie die Schafe; das Land behagt ihnen nicht. Ich wurde am Platte geboren, und man hat mir gesagt, das Land gehöre mir, im Norden, Süden, Osten und Weste … Wenn ihr mir Waren schickt, dann werden sie auf der Straße gestohlen, und wenn ich sie bekomme, ist es nur eine Handvoll. Man hat mich ein Papier unter/schreiben lassen, und das ist alles, was ich für mein Land bekommen habe. Ich weiß, dass die Leute, die ihr uns geschickt habt, Lügner sind. Seht mich an. Ich bin arm und nackt. Ich will keinen Krieg mit meiner Regierung… Ich möchte, dass ihr dies alles meinem Großen Vater sagt.'
Kommissar Parker antwortete: 'Wir werden dem Präsidenten berichten, was Red Cloud heute gesagt hat. Der Präsident hat mir gesagt, er möchte bald mit Red Cloud sprechen.' " (S. 185/186)

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