Beatriz (zu Octavia)
Ich hätt' Euch allerlei Geschichten
Von Felisardo zu berichten.
Octavia Nun wohl, ich höre zu.
Beatriz Sein
Plan Ist, Euch zu fühlen auf den Zahn.
Drum
soll der Hauptmann sich so stellen,
Als
hätt' er sich in Euch vergafft,
Und
soll versuchen, Euch zu fällen,
Damit
er sich Gewißheit schafft,
Ob
treu Ihr seid und tugendhaft.
Octavia Du
scherzest!
Beatriz
Nicht
doch.
Octavia
Das ist echt! Wer sagte dir's?
Beatriz
Mendoza.
Octavia
Recht!
Im
Heucheln bin auch ich beschlagen.
Beatriz
Wie meint Ihr das?
Octavia
Oft
hört' ich sagen,
Es
gelt' als Regel beim Gefecht:
Die
beste Deckung ist der Hieb.
Ich
will so tun, als hätte wunder
Wie
sehr ich ebenfalls ihn lieb.
Er
ist Soldat; wenn man den Plunder
Versteht,
so flammt er auf wie Zunder.
Beatriz
Vorzüglich!
Octavia
Achtung!
Ich beginne.
(Sie
ruft) He, Felisardo!
Felisardo
(eilt zu ihr) Stets
bereit. Nun?
Octavia
Falls
in freundschaftlichem Sinne
Du
den Herrn Hauptmann eingeweiht
In
das Geheimnis unsrer Minne,
So
bring ihn heute mit zu Tisch.
Ich
will ihm Gastlichkeit erweisen
Als
deinem Freund.
Felisardo
(geht zu Don Lorenzo) Bei
ihr zu speisen, Lädt sie Euch ein.
Don
Lorenzo Aha,
der Fisch Beißt an.
Felisardo
Seid
recht verführerisch.
Octavia
(zu Beatriz) Der Wolf hat sich wohl gar gedacht,
Zu
tun hab' er's mit einem Schafe?
Verdient
nicht solch ein Pinsel Strafe?
Don
Lorenzo (zu Felisardo) Paßt auf, sie wird zu Fall gebracht.
Octavia
(zu Beatriz) Einseifen werd' ich ihn, hab acht,
Und
ausziehn, daß sich Gott erbarm'.
Don
Lorenzo (zu Felisardo) Die wird im Handumdrehn bemeistert.
Octavia
Das Essen, meine Herrn, steht warm –
Herr
Hauptmann, reicht mir Euren Arm.
Don
Lorenzo Ich bin beglückt.
Octavia
Ich
bin begeistert. (Alle ab ins Haus rechts) [...]
Don
Lorenzo (zu Tristan)
Drum
laß auch du dir bloß zum Schein
Von
Beatriz den Sinn verwirren
Und
hüte dich vor ihr; dein Girren
Darf
gleichfalls nur erheuchelt sein.
Tristan
Ich werde tun, was Ihr befehlt,
Wenngleich
mit großer Überwindung,
Da
nicht von anderer Empfindung
Mein
Herz wie Eures ist gestählt.
Als
gestern abend sie ein Schnitzel
Mir
auftrug und ich ihre Hand
Ergriff,
da, weiß es Gott, empfand
Ich
in der Seele einen Kitzel.
Sie
zog die Hand zurück, das heißt
Sie
tat wie jemand, der zum Lachen
Den
Anreiz fühlt in sich erwachen
Und
drum sich auf die Lippen beißt.
Don
Lorenzo Auch bei Octavia selbst gelingt
So
schneller Sieg mir, daß ich staune.
Tristan
Es ist ein Weib von guter Laune
Und
gutem Herzen, unbedingt.
Wie
gastlich sie die Schüsseln hob
Und
jedem reichte; wie beflissen
Sie
stets die besten Leckerbissen
Euch
zierlich auf den Teller schob!
Wie
reizend pflegte sie zu nippen
Von
Eurem Becher und erkor
Die
gleiche Stelle, wo zuvor
Ihr
selber hattet Eure Lippen!
Gott
gebe nur, daß Euer Freund
Bei
ihr nicht Euren Kuppler machte
Und
in ein Labyrinth Euch brachte,
Das
rings ein Stachelwall umzäunt. [...]
Octavia Drum zu den Waffen! Ein Verräter
Kommt mit erheucheltem Gefühl,
Will mich erhitzen, selber kühl,
Und ohne Lieb' um Liebe fleht er.
Weil ich jedoch von Eva stamme,
So wickle mich in lauter List,
Die reich gefüllt mit Vorrat ist,
Gleich einem vollgesognen Schwamme.
Gib mir den starken Helm der Lüge,
Den Federbusch der Schmeichelei,
Der Sehnsucht nachgeahmten Schrei,
Der Leidenschaft gefälschte Züge.
Gib mir der Vorsicht Rückenschild,
Gib mir die Schlinge der Erhörung,
Den Degen gleißender Betörung,
Den
Pfeil, der Trug mit Spott vergilt.
[...]
Ob Fässer oder Besenstiele,
Sie sind doch Männer insgesamt.
Und mögen sie den Unterschied
In ihrer Liebe laut betonen,
Sie gleicht den Geißlerprozessionen,
Wo man, was kommt, voraus schon sieht.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen