Über die Vorgeschichte dieses Berichtes über Joseph und seine Frau Asenath informiert ein früherer Blogartikel aus dem Jahr 2010. Aber vielleicht wird mancher auch angeregt, den vollständigen Text bei Wikisource nachzulesen. Eine Einführung in die Erzählung und ihren Hintergrund gibt die Wikipedia: Josef und Asenat.
24. Kapitel: Verschwörung gegen das junge Paar
weil er die Brüder Josephs fürchtete;
doch wieder war er toll,
weil Asenath so schön;
so härmt er sich darum noch mehr.
„Die Söhne Ballas und die Söhne Zelphas,
der Mägde Lias und der Rachel,
der Weiber Jakobs,
sie hassen Joseph und die Asenath
und sie verabscheuen sie;
die werden dir in allem wohl zu Willen sein.“
gar eilig Boten an sie ab
und ließ sie rufen.
Und in der ersten Stunde in der Nacht erschienen sie vor ihm
und traten vor ihn hin;
er sprach zu ihnen:
Von vielen habe ich erfahren, daß ihr tapfre Männer seid.
Es rede unser Herr mit seinen Knechten, was er wünscht,
damit es deine Knechte hören
und wir nach deinem Wunsche tun!
und sprach zu seinen Dienern:
Entfernet euch auf kurze Zeit von mir!
Ich möcht mit diesen Männern ein geheimes Wörtlein reden.
und spricht zu ihnen:
Seht, Segen oder Fluch liegt hier vor eurem Angesicht!
Wählt lieber Segen als den Tod!
Ihr seid ja tapfre Männer
und wollt nicht wie die Weiber sterben.
Seid vielmehr tapfer!
Rächt euch an euren Feinden!
wie Joseph, euer Bruder, einst zu meinem Vater Pharao sprach:
Dan, Gad und Nephthalim
und Aser sind nicht meine Brüder;
sie sind vielmehr die Mägdekinder meines Vaters;
Ich warte nur den Hingang meines Vaters ab,
dann tilg ich von der Erde sie und ihre ganze Sippe.
Sie sollen nimmer mit uns erben,
dieweil sie Mägdekinder sind!
und so vergelt ich ihnen ihren Übermut,
womit sie gegen mich gefrevelt.
Nur soll mein Vater vorher sterben.
und sprach zu ihm:
Gar gut gesprochen, Kind!
Nun nimm von mir doch starke Männer!
Alsdann belange sie
nach dem, was sie dir angetan!
Ich will dabei dein Helfer sein.
da wurden sie betrübt und ängstlich;
sie sagten ihm:
Wir bitten, Herr, dich: Leist uns Hilfe!
Von jetzt an sind wir deine Diener, deine Sklaven,
und wollen mit dir sterben.
Ich werde euer Helfer sein,
wenn ihr auf meine Worte hört.
Befiehl uns, was du willst!
Wir tun nach deinem Willen.
Ich werde meinen Vater Pharao in dieser Nacht noch töten,
weil Pharao zu Joseph wie ein Vater ist
und weil er ihm versprochen, gegen euch zu helfen.
Ihr aber tötet Joseph;
dann nehme ich mir Asenath zum Weib.
Ihr werdet meine Brüder sein,
Miterben all des Meinen.
Nur tuet so!
Wir sind heute deine Knechte
und wir tun alles, was du uns befiehlst.
Wir hörten aber Joseph so zu Asenath sprechen:
Geh morgen doch in unser Erbgut;
es ist ja Erntezeit!
Er sandte auch sechshundert Krieger mit ihr aus
und fünfzig leicht Bewaffnete.
Wir möchten jetzt mit unserm Herren reden!
fünfhundert Mann
und machte sie zu ihren Obersten und Führern.
Wir sind heut deine Knechte
und wir tun alles, was du uns befiehlst;
wir ziehen in der Nacht noch fort
und legen in der Schlucht uns in den Hinterhalt
und bergen uns im Röhrendickicht.
Nun nimm auch du mit dir berittene Bogenschützen,
so fünfzig an der Zahl!
Zieh lange vor uns her!
Und kommt dann Asenath,
fällt sie in unsere Hände.
Wir hauen dann die Männer bei ihr all zusammen.
Flieht sie nach vorn auf ihrem Wagen,
so fällt sie dir in deine Hände.
Dann kannst du mit ihr tun,
was nur dein Herz begehrt.
Nach diesem töten wir auch Joseph,
der Asenath betrauern wird.
Auf gleiche Weise töten wir vor seinen Augen seine Kinder.
Als dies der erstgeborne Sohn des Pharao vernahm,
ward er mit großer Freud erfüllt
und er entließ sie mit 2000 Kriegern.
und bargen sich im Röhrendickicht;
sie teilten sich auch in vier Teile
und lagerten sich vorne an der Schlucht,
auf jeder Seit des Weges je fünfhundert Mann.
Die andern blieben ebenso hier an der Schlucht
und lagerten sich in dem Röhrenwald;
auf jeder Seit des Weges je fünfhundert Mann;
doch zwischen ihnen blieb ein breiter und bequemer Weg.
und ging zu seines Vaters Schlafgemach;
er wollte diesen mit dem Schwerte töten.
Doch seines Vaters Wächter ließen ihn nicht zu dem Vater gehen;
sie fragten ihn:
Was ist, Herr, dein Befehl?
Ich will nur meinen Vater sehen,
dieweil ich gehe,
um meinen neugepflanzten Weinberg abzuernten.
Dein Vater leidet Schmerzen;
der Schlaf floh ihn die ganze Nacht.
Nun kann er ruhen;
drum sagte er zu uns,
wir sollten niemand bei ihm einlassen,
selbst nicht den erstgebornen Sohn.
und nahm geschwind berittne Bogenschützen mit,
so fünfzig an der Zahl
und zog vor ihnen her,
wie Dan und Gad es ihn geheißen.
zu ihren ältern, Dan und Gad:
Warum nur handelt ihr an eurem Vater Israel,
sowie an eurem Bruder Joseph abermals so schlecht?
Und diesen hütet Gott doch wie des Auges Apfel.
Habt ihr nicht Joseph schon einmal verkauft,
und heute ist er König über ganz Ägypterland,
ein Heiland und ein Nahrungsspender?
wird er zum Höchsten rufen,
und dieser sendet Feuer aus dem Himmel,
das euch verzehren wird,
und Gottes Engel werden mit euch kämpfen.
sie sprachen:
Wir sollen wohl wie Weiber sterben? Das sei ferne!
den Joseph und die Asenath zu treffen.
und sprach zu Joseph:
Ich will auf unser Erbgut gehen, wie du gesagt;
doch meine Seel ist voller Angst,
weil du nicht bei mir bist.
Sei guten Muts, hab keine Angst!
Geh vielmehr freudig hin!
Hab doch vor niemand Angst!
Der Herr ist ja mit dir
und er behütet dich
wie einen Augapfel vor allem Ungemach.
und geb dort allen Leuten in der Stadt Getreide,
daß niemand im Ägypterlande Hungers sterben muß.
und Joseph ging zu seiner Kornverteilung.
da sprangen plötzlich die beim Sohne Pharaos aus ihrem Hinterhalt
und kämpften mit den Männern bei der Asenath
und hieben sie mit ihren Schwertern all zusammen
und töteten all ihre Leichtbewaffneten
und Asenath ergriff die Flucht auf ihrem Wagen.
all das im Geist, wie ein Prophet,
und meldet seinen Brüdern die Gefahr der Asenath.
Schnell nimmt ein jeglicher sein Schwert an seine Hüfte
und ihre Schilde an die Arme
und Lanzen in die rechte Hand
und laufen hinter Asenath in schnellem Laufe her.
zog ihr der Sohn des Pharao
mit seinen fünfzig Reitern schon entgegen.
ward sie von Furcht erfüllt
und zitternd rief sie ihres Gottes und Herren Namen an.
und Benjamin war ein gar kräftiger Bursch von neunzehn Jahren;
er war von einer wunderbaren Schönheit
und einer Stärke, wie ein Löwenjunges;
er war sehr gottesfürchtig.
nahm aus dem Bache einen runden Stein,
legt ihn in seine Hand
und schleudert ihn gen Pharaos Sohn
und trifft ihn an die linke Schläfe
und schlägt ihm eine schwere Wunde.
und ruft dem Wagenlenker Asenaths zu:
Hol aus dem Bach mir Steine!
so tötete nun Benjamin mit Steinwürfen
die fünfzig Männer bei dem Sohn des Pharao.
die Steine drangen all durch ihre Schläfen.
und Levi, Juda,
und Issachar mit Zabulon
die Männer, die der Asenath aufgelauert,
und überfielen sie ganz unversehens;
sie hieben allesamt sie nieder,
und die sechs Männer töteten 2706.
vor ihnen mit den Worten:
„Zugrunde gehen wir durch unsere Brüder,
und Pharaos Sohn starb durch die Hand des jungen Benjamin,
und all die Seinen fielen durch die Hand des Knaben Benjamin.
Wir wollen Asenath und Benjamin erschlagen
und dann in diesen Rohrwald fliehen!“
ward sie von Furcht erfüllt und rief:
Herr, Gott! Du hast das Leben mir geschenkt
und mich befreit von Götzenbildern,
von tödlichem Verderben,
hast mir verheißen,
es werde meine Seele ewig leben.
Befrei mich jetzt von diesen bösen Männern!
und augenblicklich fielen ihrer Feinde Schwerter
aus ihrer Hand zu Boden
und wurden Staub.
da sprachen sie voll Furcht:
„Es kämpft der Herr zugunsten Asenaths jetzt gegen uns.“
und warfen sich der Asenath zu Füßen mit den Worten:
„Erbarm dich unser, deiner Sklaven,
dieweil du unsere Herrin bist und unsere Königin!
sowie an unserem Bruder Joseph;
der Herr jedoch vergalt uns schon nach unseren Werken.
Hab Mitleid mit uns Armen, Elenden!
Schütz uns vor unserer Brüder Hand!
Sie mögen nicht als Rächer auftreten,
daß wir dich unterdrücken wollten!
Nicht mögen ihre Schwerter gegen uns sich wenden!
daß unsre Brüder gottesfürchtige Männer sind
und keinem Menschen Böses tun für Böses.
vor jenen, ach du unsre Herrin!“
„Seid guten Muts;
habt keine Furcht vor euren Brüdern!
Sie sind ja gottesfürchtige Männer
und voller Furcht des Herrn.
Geht aber in den Rohrwald dort,
bis ich zu euren Gunsten sie hab umgestimmt
und ihren Zorn beschwichtigt
für das, was ihr so schrecklich gegen sie gewagt!
Indessen sieht’s der Herr
und richtet zwischen mir und euch.“
doch ihre Brüder, Lias Söhne, eilten, wie die Hirsche,
gar eifrig gegen sie heran.
und reichte unter Tränen ihnen ihre Rechte;
sie aber warfen huldigend vor ihr sich hin
und brachen in ein lautes Weinen aus
und fragten nach den Brüdern, nach den Mägdesöhnen,
um sie zu töten.
„Ich bitt euch: Schoner eure Brüder!
Vergeltet ihnen nimmer für das Böse Böses!
Der Herr hat mich vor ihnen ja gerettet.
Denn er zerbrach in ihren Händen ihre Degen, ihre Schwerter;
sie schmolzen hin und wurden Asche,
wie Wachs vorm Feuer,
und dies ist uns genug
daß selbst der Herr mit ihnen kämpft zu unsern Gunsten.
Sie sind ja eure Brüder,
von eures Vaters Israel Blut.“
„Warum spricht unsere Herrin gute Worte
zugunsten ihrer Feinde?
mit unsern Schwertern jetzt zusammenhauen.
Sie planten Schlimmes gegen unsern Bruder Joseph
und unsern Vater Israel
und gegen dich heut, unsere Herrin.“
berührte Simeons Bart
und küßte ihn und sprach:
„In keiner Weise, Bruder, darfst du deinem Nächsten
für Böses Böses auch vergelten.
Der Herr würd eine solche Überhebung rächen.
Sie sind nun einmal eure Brüder
und eures Vaters Israel Geschlecht;
sie flohen ja auch weit von euch hinweg.
Verzeihet ihnen doch!“
und küßte ihr die rechte Hand;
er sah, daß sie vor ihrer Brüder Zorn die Männer retten wollte,
daß diese sie nicht töteten.
verriet er es den Brüdern nicht;
er fürchtete,
in ihrem Zorne würden sie die Brüder niederschlagen.
(Joseph und Asemath Kapitel 24-28 Wikisource)
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