Hanns-Josef Ortheil: Die Nacht des Don Juan. Luchterhand, München 2000
Ortheil kann schreiben, und das Buch eignet sich sicher als Mustertext an einer Schreibschule.
Ich habe mich gefragt, warum ich zu keiner Person ein Verhältnis gewonnen habe und an keiner Stelle des Bedürfnis hatte, eine Passage festzuhalten.
Ich denke, es ist die Figur Casanova, der alle der Charaktere des Romans beherrscht und wie Figuren auf der Bühne auftreten lässt, Ihnen aber kein Eigenleben gönnt, weil er alle besser kennt als sie sich selbst.
Er ist so aalglatt und ohne wirklich menschliche Erregung. Liebe ist für ihn eine Technik, die er besser beherrscht als alle anderen. Er spielt mit ihr wie auf einer Klaviatur, und so spielt er mit den Menschen.
Auch dem Erzähler traue ich kein menschliches Gefühl für die Personen, die er auftreten lässt, zu. Am abstoßendsten ist, wie er da Ponte in eine Falle laufen lässt, indem er Johanna als Lockvogel benutzt und Paul als Beschützer ihrer Tugend auftreten lässt, der aber falsche Indizien für etwas zu produzieren hat, was nicht geschehen ist.
So könnte eine böswillige Rezension lauten.
Ich lasse es bei dieser Version, weil es mir schwer fällt, nach Vorzügen des Textes zu suchen.
Dabei las sich der Text ganz flüssig und unterhaltsam
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