21 September 2025

Lektüre 1978ff.

Im Unterschied zu meinem Lektüretagebuch von damals kann ich hier viele Werke verlinken, so dass der/die Leser/in und ich sich über die Werke informieren können, die ich damals gelesen habe und die den meisten von uns weitgehend aus dem Gedächtnis entschwunden sind.

1974: IllichDie sogenannte Energiekrise oder die Lähmung der Gesellschaft

 Illich vertritt die These, es gebe ein sozialkritisches Quantum der Energie, und er setzt es für den Verkehr bei 25 km/h an, d.h. beim Fahrrad, jenseits dessen es zur Ausbeutung kommen muss und "die technische Struktur der Produktionsmittel die soziale Struktur vergewaltigen muss" (S.15) Jenseits dieser Schwelle korrumpiert Energie. Die Armen gewinnen nichts, nur werden große Privilegien geschaffen.

[Die gesellschftl. Arbeitszeit, die für die Herstellung und den Verkauf sowie die Herstellung und den Verkauf der Treibstoffe gebraucht wird, ist damit eingerichtet - die Reichen gewinnen dabei Zeit, die Armen müssen sie dafür in entfremdeter Arbeit verbringen statt auf Wegen zur Arbeit, wo sie Zeit für ihre eigenen Gedanken und Beobachtungen haben. - Zusatz von2025]

"Der typische amerikanische arbeitende Mann wendet 1600 Stunden auf, um sich 7500 Meilen fortzubewegen. Das sind weniger als 5 Meilen pro Stunde. In Ländern, in denen eine Transportindustrie fehlt, schaffen die Menschen dieselbe Geschwindigkeit und bewegen sich dabei, wohin sie wollen – und sie wenden für den Verkehr nicht 28 %, sondern nur 3-8 % ihres gesellschaftlichen Zeitbudgets auf." (S. 27) 
"Gleichzeitig will er auf die Konsequenzen eines falsch eingesetzten technischen Fortschritts aufmerksam machen: „Wenn eine Gesellschaft, ganz gleich welcher Art,[13] die Konvivialität unter ein gewisses Niveau drückt, dann wird sie dem Mangel anheimfallen; denn keiner noch so hypertrophierten Produktivität wird es jemals gelingen, die nach Belieben geschaffenen und multiplizierten Bedürfnisse zu befriedigen.“[14]

Ditfurth: Der Geist fiel nicht vom Himmel (Die Evolution unseres Bewusstseins, Hamburg 1976)

Kissinger: The White House Years (1979/80 ca. 160 S.
in Sölle: Wählt das Leben
Jurek Becker: Jakob der Lügner Sommer 1980 (für die Schule Abi '82); Isländische Sagas, H. Kuhn: Das alte Island (So/Herbst 1980) 
Schlaflose Tage [Herbst 1980]
Ende Momo [Herbst 1980],
A. Muschg: Baiyun oder die Freundschaftsgesellschaft (deutl. früher: Erinnerung 2025: Sommer des Hasen)
Fontane: Wanderungen (erhebliche Passagen)
wiederholt: Benn Gedichte u. Briefwechsel mit Klaus Mann.
G. Kunert: Englisches Tagebuch (bes. Cornwall-Kapitel sehr anrührend - 
[Erinnerung: englische Kinder im Winter unter einem Wasserfall, wir erlebten sie damals im Winter in der Sonne barfuß und in kurzen Kleidchen]
Ende: Unendliche Geschichte - Es geschieht, was du willst, kindliche Kaiserin, Phanásien
Herbst 1981: Jane Austen: Sense and Sensibility (Ich freue mich, erstmals englische Literatur auf englisch mit großer Spannung zu lesen. - bei Lord of the Rings ging es noch nicht so selbstverständlich. Erinnerung 2025: Dafür war es entspannend, im warmen Bett von den gefährlichen Wanderungen der Hobbits zu lesen und die Handlung ging angenehm langsam mit gewisser Anspannung auf das Textverständnis und dadurch ermüdend voran. Heute könnte ich ein so dickes Buch ohne Brille nicht mehr so leicht im Liegen lesen.)
in: Anderson: The Upper Thames
in: Hoskins: The Making of the English Landscape. Wie Fontanes Erfahrungen in Schottland sich in den "Wanderungen" niederschlugen, so lässt mich The Making of the English Landscape nach der deutschen Landschaft fragen. Public footpaths lassen mich die offene deutsche Landschaft und die deutschen Wälder schätzen. Zusatz 2025: Andererseits hat das Wandern auf dem vom landwirtschaftl. Verkehr getrennten Weg mit dem Übersteigen der Zäune und Feldbegrenzungen auf den dafür vorgesehenen Stufen im Rückblick etwas Nostalgisches. 

Christa Wolf: Kein Ort. Nirgends Aufbau Verlag, zweite Auflage 1980.[1979 veröffentlicht]
"Die Ideen, die folgenlos bleiben. So wirken auch wir mit an der Aufteilung der Menschheit in Tätige und Denkende. Merken wir nicht, wie die Taten derer, die das Handeln an sich reißen, immer unbedenklicher werden? Wie die Poesie, der Tatenlosen den Zwecken, der Handelnden, immer mehr entspricht? Müssen wir, die wir uns in keine praktische Tätigkeit schicken können, nicht fürchten, zum weibischen Geschlecht der Lamentierenden zu werden, unfähig zu dem kleinsten Zugeständnis, das die alltäglichen Geschäfte einem jeden abverlangen, und verrannt in einen Anspruch, den auf Erden keiner je erfüllen kann: Tätig zu werden und dabei wir selber zu bleiben."(S. 165). 
Zum Vergleich Wolf: Kleiner Ausflug nach H. [Heldenstadt], 1971 entstanden, 1980 in BRD publiziert. Die Satire von 1971 [in der Hoffnung auf eine Öffnung in der Literaturszene entstanden, die 1976 mit der Ausbürgerung Biermanns endgültig verloren ging, schildert Wolf einen fiktiven Ort für die Helden der DDR, wo die sich unglücklich fühlen - kein Ort für sie.
1979 schreibt sie darüber, indem sie die Handlung in der engen Welt seit Napoleons Machtübernahme spielen lässt.
Frisch: Mein Name sei Gantenbein (Zweitlektüre, diesmal mit Genuss)
Thackeray: Vanity Fair
Grass: Das Treffen in Telgte- mit erfreulich viel Interesse (bin ich bei Grass gar nicht gewohnt). Er schildert erstaunlich einfühlsam Barockdichter (und die Aufnahme ihrer Werke durch Kollegen) à la Gruppe 47
Frisch: Montauk
Jurek Becker: Lenchen ....
Goetthe: Die Kampagne in Frankreich (sieh auch mein Artikel im Blog)

 

10 September 2025

Tilmann Lahme: Thomas Mann

 Tilmann Lahme: Thomas Mann  (Perlentaucher)

Für die Forschung ist diese Studie gewiss wertvoll. Für den informierten Thomas-Mann-Leser enthält sie aber nur die Information, dass Manns Leistung nicht wirklich ein "strenges Glück" (Königliche Hoheit) war, sondern auch von ihm selbst teurer bezahlt war, als dass sie ein Glück hätte bedeuten können. Für Katja Pringsheim, die statt sich selbst verwirklichen zu können, zu "Frau Thomas Mann" wurde, ihre enormen Anstrengungen und ihren Verzicht mit Gesundheitsverlusten bezahlen musste; aber auch von den Kindern. (Selbsttötung ist kein Zeichen für ein glückliches Leben.)

Für Deutschland und seine Literatur war diese Familie freilich ein Gewinn. Für die unfreiwilligen Opfer sehr hart, für die Literatur , die Geschichtsschreibung (Golo) und die Ozeanographie (Elisabeth) ein Gewinn.

Klappentext
Er ist der literarische Magier des 20. Jahrhunderts: Nobelpreisträger und gefeiertes Genie und zugleich so unglücklich, wie man nur sein kann. Er liebt und darf nicht lieben, die Vorstellungen seiner Zeit stehen ihm im Weg. Was für ein Antrieb zu großer Literatur - und was für ein leidvolles Leben. Seit seinem frühen Welterfolg mit den 'Buddenbrooks' und zwei Jahrzehnte später mit dem 'Zauberberg' öffnen sich ihm alle Türen, bis hin zu der im Weißen Haus. Keine deutsche Stimme kämpft so hörbar gegen Hitler wie seine, kein anderer häuft Ehrungen auf sich wie er. Seine Frau Katia und seine sechs Kinder umringen ihn dabei wie eine Festung. Doch der Abgrund ist immer nur einen Schritt entfernt.

Leseprobe (bis S.59)

INHALT

Vorspiel, 1903, S. 7

Anfänge und frühe Schrecken (18751894) S.12

II Die Hunde im Souterrain (1894-1896) S.70

III Liebe, Geld und ein Blick in den Abgrund (1897-1901) S.128

IV Das Herz in der Hand (19011905) S.188

Die große Gereiztheit (19051924) S.244

In 3 Jahren und 3 Monaten notiert TM 6 Mal erfolgreichen Sex und 4 Beischlafversuche, die misslingen. (S.277)

Masturbation (S.278o)

Prozesse u. Oscar Wilde (S.279)

VI Glanz und Finsternis (19251941) S.322

VII  Letzte Dinge (19421955) S. 406

Nachspiel oder Der geopferte Freund S.490

ANHANG

Susan Sontag: Bei Thomas MannS.510  Thomas Mann an Otto Grautoff S.522 Hinweise zur Literatur über Thomas Mann S.529



08 September 2025

Susan Abulhawa: Mornings in Jenin

Der Roman, der hier vorgestellt wird, ist von einer US-Bürgerin und  Palästinenserin geschrieben worden, die als Flüchtlingskind von Palästinensern als Waise in unterschiedlichen Betreuungssituationen aufwuchs, bis ihr mit 13 Jahren eine Sozialisation als US-Bürgerin ermöglicht wurde, die ihr eine erfolgreiche Karriere als Journalistin und Schriftstellerin ermöglichte. Mit 30 Jahren hat sie Palästina ihre Ursprünge kennen zu lernen versucht und ist darüber zur Aktivistin für eine Gleichberechtigung der Palästinenser geworden. Man erwarte also keine ausgewogene Darstellung des Nahostkonflikts.

Durch das, was gegenwärtig im Gazastreifen geschieht und das, was sich anbahnt, ist er von erschreckender Aktualität geworden.

Doch anders als viele gegenwärtige Publikationen verbreitet die Verfasserin keine Hassbotschaft, sondern versucht, beide Perspektiven: aus palästinensischer und aus israelischer Sicht zu zeigen. Da das gegenwärtig von beiden Seiten kaum noch versucht wird, stelle ich hier ihren Versuch vor. Nicht weil ich ihre Perspektive übernehmen wollte, sondern um auf die Ernsthaftigkeit des Versuchs aufmerksam zu machen. Der Nahostkonflikt, der sich anders als der Nord-Süd-Konflikt  nicht in eine multipolare Konstellation wandeln wird, wurde wiederholt, wenn sich eine Lösung anbahnte, künstlich wieder belebt, zuletzt durch den Überfall mit Geiselnahme durch die Hamas im Oktober 2023. Am Schicksalhaftesten wohl durch den Mord an Rabin, der das Oslo-Abkommen vorangetrieben hatte, durch einen israelischen Nationalisten.  

Angesichts der Vorgeschichte des Konflikts scheint er so gut wie unlösbar. Dass eine denkbare Lösung durch einen Israeli vereitelt wurde, hat Züge einer klassischen Tragödie. 

Zu dem ursprünglich geplanten Titel der Buches The Scar of David

die Erläuterung einer KI mit Kommentar von mir.

Mehr zum Nahostkonflikt: in der Wikipediain diesem Blog, aus aktueller Perspektive und in Fontanefans Schnipsel


Susan Abulhawa

Prelude (2000)

AMAL WANTED A CLOSER look into the soldier’s eyes, but the muzzle

of his automatic rifle, pressed against her forehead, would not allow it. Still,

she was close enough to see that he wore contacts. She imagined the soldier

leaning into a mirror to insert the lenses in his eyes before getting dressed to

kill. Strange, she thought, the things you think about in the district between

life and death.

She wondered if officials might express regret for the “accidental”

killing of her, an American citizen. [...]

I. El Nakba (the catastrophe)

1 The Harvest (1941)

IN A DISTANT TIME, before history marched over the hills and shattered

present and future, before wind grabbed the land at one corner and shook it

of its name and character, before Amal was born, a small village east of

Haifa lived quietly on figs and olives, open frontiers and sunshine.

It was still dark, only the babies sleeping, when the villagers of Ein Hod

prepared to perform the morning salat, the first of five daily prayers. [...]


Kapitel 4 S. 28ff.

As They Left

1947–1948

[...] Less than a day passed before Israeli soldiers reentered the village. The

same men who had received the offering of food now marched through,

pointing guns at the people who had fed them. Hasan, Darweesh, and other

men were ordered to dig a mass grave for thirty fresh corpses. The village

men were able to identify all but two of them. Hasan somberly wrote the

names of his fallen friends and countrymen on the sleeve of his dishdashe

as he hollowed the earth in such shock that he was unable to grieve. Al

Fatiha. Dust to dust . . .

Stunned—is this a dream?—their nerves cracking, children crying, the

villagers were tractable.

“Gather the valuables. Assemble by the eastern water well. Move! This

is only temporary. Go to the well,” ordered a voice from a loudspeaker like

a hidden god, distributing destinies. The sky still infinite. The sun

unforgiving. Dalia put the gold in the chest pocket of her thobe and

gathered the valuables as told, Ismael on the left hip, Yousef in the right

hand.

“Mama, I want Baba to carry me,” Yousef pleaded.

“Go, habibi. Allah be with us all.” Dalia released his little hand and the

boy jumped on his father. Allah be with us all.

The area around the well teemed with faces, all creased and twisted with

alarm. But for the fright, Yehya thought they could have been gathered to

prepare for the harvest. The harvest, he thought.

“Now what?” Haj Salem wondered.

Darweesh and his pregnant wife were the last to arrive. He approached

stooped, one foot after the other, leading his heartbroken mare, Fatooma.

Ganoosh, Darweesh’s delight and Fatooma’s lifelong companion, the horse

that once had broken Dalia’s ankle, had been killed in the fighting and it

had taken much persuasion to pull Fatooma away from the massive carcass

of her mate.

Now what? [...]


II. El Naksa (the disaster)

Kapitel 8: As Big as the Ocean and All Its Fishes 1960–1963

I SPENT MUCH TIME IN my youth trying to imagine Mama as Dalia, the

Bedouin who once stole a horse, who bred roses and whose steps jingled.

The mother I knew was a stout woman, imposing and severe, who soldiered

all day at cleaning, cooking, baking, and embroidering thobes. Several

times each week, she was called to deliver a baby. As with everything else

she did, she performed midwifery with cool efficiency and detached nerve.

I was eight years old when Mama first let me help her deliver a baby. [...]


Kapitel 9: June in the Kitchen Hole1967

 Die Erzählerin ist Amal, die Tochter Hanans, sie hat den Krieg in einem Loch in ihrer Küche im Lager überlebt.

Das Loch war mit einem Platte zugedeckt und hatte ursprünglich dazu gedient. Die Waffen, die ihr Vater dort versteckt hatte, unauffindbar zu machen. Jetzt hat sie zusammen mit Huda und einem Baby, was ihnen anvertraut worden war, dort gelegen und hat in der Dunkelheit nur die Geräusche gehört, die von dem Angriff der Israelis für sie zu hören waren. Gesehen hat sie mal die Beine von israelischen Soldaten. Als sie etwas aus dem Loch heraus kommen, werden sie von einer jordanischen Nonne entdeckt, und ihnen wird behelfsmäßig geholfen. Sie werden nach Bethlehem in die Geburtskirche Isas gebracht, wo sie in eine Badewanne steigen dürfen.


The church where Master Esa was born had been shelled and still

smelled of fire. Inside, hundreds of children, most of them orphaned by the

war, sat on the floor. No one spoke much, as if to speak was to affirm

reality. To remain silent was to accommodate the possibility that it all was

merely a nightmare. The silence reached up to the cathedral ceiling and

cluttered there, echoing sadness and unseen mayhem, as if too many souls

were rising at once. We were existing somewhere between life and death,

with neither accepting us fully.

Sister Marianne arrived, carrying an urn of water.

Follow me, dears. You’ll need to bathe together to save water,” she

instructed us as Huda and I walked behind her to the washroom. The good

nun poured the water and left us. We were so bewildered that we got into

the metal tub with our filthy garments. The warm water traveled over my

body like a loving embrace, whispering a promise of safety.

Huda and I disrobed in the tub and sat across from one another.

Browned water separated us, but our legs rested together. Face to face, we

stared at one another’s thoughts, seeing each other’s terror and knowing that

we had crossed some unmarked boundary beyond which there could be no

return. The world we knew was gone. Somehow we knew that. We cried

silently and moved into each other’s small arms.

We lay that way, in the quiet of a foreboding for which we knew no

words. I looked at my toes protruding from the water. Chipped red polish. It

had been only one week since we had passed around the nail polish, giddy

over something that had made us feel older. Now, in that bathtub inside the

church where Master Esa was born, Huda’s nails and mine still bore the

chipped red remnants of that day. I calculated one week as the distance

between girlish vanity and hell.

Slowly, I let my body slide, pulling my head beneath the water. There, in

that silent world, like the stillness I had heard after the blast that had torn

the kitchen and killed Aisha, I had an odd desire to be a fish.

I could live inside water’s soothing world, where screams and gunfire

were not heard and death was not smelled.“ [...]


Kapitel 10 S.74 ff.

Forty Days Later  1967

LOOKING OUT THE BROKEN window in our devastated camp, the sun

was still hidden from view, but the sky was already ablaze with the purples

and oranges that announce its coming. Amazingly, the cocks had survived,

keeping to their regimen of crowing, unaware of the portentous shadow that

hung over us. As always, I was up before dawn. Sunrise belonged to Baba

and me, when he would read to me as the world around us slept. It had been

forty days since the war had ended and Sister Marianne had returned us to

Jenin and I had found Mama with a broken mind. Baba and my brother

Yousef were still missing.

Soon, the melody of the adan came through the air, into our makeshift

homes, to call the faithful to prayer. Decades later, after a life in exile, that

unmistakable cadence of the Arab soul would summon a calm certainty in

my heart that I had made the right decision to return to Jenin.

Although it was still dangerous to venture outside, little Samer, our fiveyear-

old neighbor, was running through the refugee camp yelling

incoherently, his high-pitched voice slashing the stillness of “curfew,”

which was now a fact of our lives.

I guessed that the poor child was reliving the terror of recent events. It

would not have been surprising, for lately most of the young ones wailed in

their sleep.

“They’re naked,” Samer panted, struggling to order his thoughts. “They

need clothes. They told me.”

Little Samer sounded hysterical and people began to stir. Exhausted and

bewildered eyes peered from windows. Old women cracked their

improvised doors for a look.

“What’s going on?” called a voice down the alleyway.

“Are we at war again?” asked another. In these moments of confusion,

despair, and anticipation, the rumor pulsed like a wave of hope through the

living dead.

People began to shout, “Allaho akbar!”

Faces appeared at the windows of every shack and more cries were

heard as excitement surged through the camp. From a window opening

blackened by fire came a euphoric note: “The Arab armies are coming to

liberate us!” But the people remained hesitant, for we could see Israeli

soldiers perched on their lookout posts. Arrogant conquerors, they.

Murderers and thieves. I hated them as much as I hated the sea of white

cloth fluttering over our homes—signs of our humiliating surrender.

But as quickly as the euphoria rose, so it fell when Samer began to make

sense.

“Enough! There is no more war. The boy says our sons are alive,” came

a man’s voice, quieting the war songs. It was Haj Salem. He survived! I

wondered where he had taken refuge.

Haj Salem had seen it all. That’s what he used to tell us youngsters. (S.75)


III. The Scar of David  (S.86ff.)

Kapitel 11, S.87 ff.

A Secret, Like a Butterfly 1967

WATCHING DAVID, HIS BROAD shoulders bent over the dinner table,

Jolanta could scarcely comprehend how much time had passed since the

first day Moshe had brought him to her, a frightened, wounded little bundle.

She thought of that beautiful creature, now a man kissing her cheek and

saying, “I love you, too, Ma!” He was so small in her arms then; she would

hold him to suckle at her dry breasts when no one was around.

She had doted and fussed over him. Made him dress in too many clothes

in the winter, something he had tolerated until the age of seven, when he

had realized he could refuse to wear what she picked for him. She had

adored even his defiance and could barely conceal a smile when he would

assert his independence.

She always worried and he always said, “Don’t worry, Ma, I’ll be fine.”

When he had his first sleepover at the age of eight, she worried that he

would feel homesick and she made him promise to call no matter what time

of night. During his first weekend camping trip when he was ten, the list of

her worries had been so long that even she couldn’t remember it now. She

worried that he had not eaten enough breakfast before school, that he would

hurt himself playing football, that a girl would break his heart. She worried

when he went to his first party, where she knew there would be alcohol.

And when everything seemed fine she worried that there was something he

was keeping from her that she should be worrying about.

She worried that someday he would find out that he was not really her

son. Jolanta worried most of all the year David turned eighteen.

She did not want her boy to join the army. But she had no choice, nor

did her son. Israel was a tiny haven for Jews in a world that had built death

camps for them in other places. Every Jew had a national and moral duty to

serve. So in June 1967, when his country went to war, David already had

served in the Israeli army for one year.

The army sent him north to the Golan. He was strong, ready to serve his

country. Ready to fight.

He was part of the battalion that was supposed to provoke the Syrians

into retaliation so Israel could take the Golan Heights. General Moshe

Dayan instructed them to send tractors to plow in an area of little use, in a

demilitarized zone, knowing ahead of time that the Syrians would shoot. If

they didn’t start shooting, David’s unit was told to advance the tractors until

the Syrians were provoked into shooting. They used artillery and later the

air force became involved. But on the last day, when Israel attacked the

USS Liberty, in the Mediterranean Sea, David was sent home because of an

injury to his hand.

He had been wounded by friendly fire that had burned his right palm.

Jolanta’s heart sank when she learned that her son had been injured, and she

could find no peace until David returned home.

She threw her arms around him. “My boy! Let me see your hand.”

“It’s okay, Ma. They fixed it all up.”

She inspected him to be sure, unable to thank God enough for her son’s

safety. “Are you hungry?” Jolanta was delighted to watch David eat the

kreplach she had made. 

My heart won’t survive if anything happens to him. Somewhere in the corner 

of her love, the secret lay in wait. She had not intended to keep the truth from David. 

Since the day he arrived in July 1948, everything she was or had been had converged

to make her simply David’s mother. How he had come to be her son

remained unsaid, a harmless butterfly in a field of love.

Now, seeing his bandaged hand, she could not bear the possibility of

losing her son. Jolanta had no control over his serving in the army, but she

could keep the truth hidden. He’s my son, that’s the only truth he needs, she

decided, caging the butterfly. (S.87/88)


05 September 2025

Buch- und Literaturblogs

https://kaffeehaussitzer.de/buch-und-literaturblogs/ 


"Im Blog Lesestunden gibt es die Topliste, ein nahezu vollständiges Verzeichnis der deutschsprachigen Literaturblogs. Zu den Hochzeiten waren dort ca. 1.200 Blogs aufgelistet, doch vor allem das Inkrafttreten der Datenschutz-Grundverordnung im Mai 2018 und die damit verbundenen technischen und inhaltlichen Auflagen sorgten für einen regelrechten Aderlass. Viele stellten ihre Blogs ein, die Zahl reduzierte sich drastisch. Heute sind dort 663 Buchblogs aufgeführt." (https://kaffeehaussitzer.de/die-welt-der-buchblogs/)

Adolf Hitler: Mein Kampf

 Auf die Frage auf gutefrage.net, ob ich Mein Kampf  gelesen hätte, habe ich dort geantwortet, Bei passender Gelegenheit will ich dies Zitat noch ergänzen und etwas mehr dazu schreiben:

Ich habe die zwei Bände von Hitlers "Mein Kampf" seit Jahrzehnten im Bücherschrank stehen, um nachschlagen zu können. Aber sie komplett durchzulesen, war mir zu langweilig. Da gibt es genügend Biographien Hitlers von Leuten, die "Mein Kampf" intensiver gelesen und besser verstanden haben als ich (z.B. Bullock und Fest).

Hier zunächst ein zufälliges Zitat aus "Mein Kampf" über Hitlers Anfänge:

[...] was damals mir als Härte des Schicksals erschien, preise ich heute als Weisheit der Vorsehung. In dem ich die Göttin der Not in ihrer Arme nahm und mich oft zu zerbrechen drohte, wuchs der Wille zum Widerstand, und endlich blieb der Wille Sieger. Das danke ich der damaligen Zeit, dass ich hart geworden bin und hart sein kann. Und mehr noch als dieses preise ich sie daher dafür, dass sie mich losriss von der Hohlheit des gemächlichen Lebens, dass sie das Muttersöhnchen aus den weichen Daunen zog und nun Frau Sorge zur neuen Mutter gab, Dass sie den Widerstreben hineinwarf, in die Welt des Elends und der Armut und ihn so die kennen lernen ließ, für die er später kämpfen sollte. In dieser Zeit sollte mir auch das Auge geöffnet werden für zwei Gefahren, die ich beide vordem kaum dem Namen nach kannte, auf keinen Fall aber in ihrer entsetzlichen Bedeutung für die Existenz des deutschen Volkes begriff. 

Wien, die Stadt, die so vielen als Inbegriff harmloser Fröhlichkeit gilt, als festlicher Raum vergnügter Menschen, ist für mich leider nur die lebendige Erinnerung an die traurigste Zeit meines Lebens. 

Auch heute noch kann diese Stadt nur trübe Gedanken in mir erwecken.  Fünf Jahre, Elend und Jammer sind im Namen dieser Phäakenstadt [Wien] für mich enthalten. Fünf Jahre, in denen ich erst als Hilfsarbeiter, dann als kleiner Maler mir mein Brot verdienen musste; mein wahrhaft kärglich Brot, das doch nie langte, um auch nur den gewöhnlichen Hunger zu stillen. Er war damals mein getreuer, Wächter, der mich als einziger fast nie verließ, der in allem redlich mit mir teilte. Jedes Buch, dass ich mir erwarb, erregte seine Teilnahme; ein Besuch der Oper ließ ihn mir dann wieder Gesellschaft leisten, auf Tage hinaus; es war ein dauernder Kampf mit meinem mitleidlosen Freunde und doch habe ich in dieser Zeit gelernt, wie nie zuvor. Außer meiner Baukunst, dem seltenen, [S.19/S.20] vom Munde abgesparten Besuch der Oper, hatte ich als einzige Freude nur mehr Bücher.

Ich las damals unendlich viel und zwar gründlich. Was mir so an freie Zeit von meiner Arbeit übrig blieb, ging restlos für mein Studium auf. In wenigen Jahren schuf ich mir damit die Grundlage eines Wissens, von dem ich auch heute noch zehre. 

Aber mehr noch als dieses.

In dieser Zeit bildete sich mir ein Weltbild und eine Weltanschauung, die zum granitenen Fundament meines derzeitigen Handelns wurden. Ich habe zu dem, was ich einst mir so schuf, nur weniges hinzu zu lernen gemusst, zu ändern brauchte ich nichts.

Im Gegenteil.

Ich glaube heute fest daran, dass im allgemeinen sämtliche schöpferischen Gedanken schon in dieser Jugend grundsätzlich erscheinen, soferne solche überhaupt vorhanden sind.“ (Mein Kampf 1. Band 1925, S.19/20)

Was mir an diesem kurzen Text auffällt, ist nicht so sehr, dass Hitler Mitleid heischend sein damaliges Leben so stilisiert, dass die Darstellung weit von der Wirklichkeit abweicht. Das gibt es oft.

Mich stört, dass er von zwei Gefahren spricht, für die ihm das Auge geöffnet worden sei, und dass er nicht sagt, welche Gefahren das seien, und dass er sagt, dass er nichts an seinem Weltbild zu ändern brauchte, ohne gesagt zu haben, was sein Weltbild war. Offenbar bestand sein Weltbild in der "Erkenntnis" dieser ungenannten Gefahren.

Offenbar, aber man erfährt nichts Sicheres. Dies Unklarheit zieht sich durch das Buch hindurch.

Außerdem stört die Widersprüchlichkeit: Sorge als Mutter und der Hunger als Freund. Zu einer Argumentation kommt es nicht.


In der Wikipedia heißt es über diese Zeit in Hitlers Leben:

"Nach dem Tod seines Vaters bezog Hitler als Halbwaise ab 1903 eine anteilige Waisenrente; ab 1905 erhielt er Finanzhilfen von seiner Mutter und seiner Tante Johanna. Anfang 1907 wurde bei seiner Mutter Brustkrebs festgestellt. Der jüdische Hausarzt Eduard Bloch behandelte sie. Da sich ihr Zustand rapide verschlechterte, soll Hitler auf der Anwendung von schmerzhaften Iodoform-Kompressen bestanden haben, die letztlich ihren Tod beschleunigten.[27]

Seit 1906 wollte Hitler Kunstmaler werden und trug später diese Berufsbezeichnung.[28] Er sah sich zeitlebens als verkannter Künstler.[29] Im Oktober 1907 bewarb er sich erfolglos für ein Kunststudium an der Allgemeinen Malerschule der Wiener Kunstakademie. Er blieb zunächst in Wien, kehrte nach Linz zurück, als er am 24. Oktober erfuhr, dass seine Mutter nur noch wenige Wochen zu leben habe. Nach Aussage Blochs und Hitlers Schwester versorgte er den elterlichen Haushalt bis zum Tod der Mutter am 21. Dezember 1907 und sorgte für ihr Begräbnis zwei Tage darauf. Er bedankte sich dabei bei Bloch, schenkte ihm einige seiner Bilder und schützte ihn 1938 vor der Festnahme durch die Gestapo.[30]

Als vorgeblicher Kunststudent erhielt Hitler von Januar 1908 bis 1913 eine Waisenrente von 25 Kronen monatlich sowie das Erbe seiner Mutter von höchstens 1000 Kronen. Davon konnte er etwa ein Jahr in Wien leben.[31] Sein Vormund Josef Mayrhofer drängte ihn mehrmals vergeblich, zugunsten seiner minderjährigen Schwester Paula auf seinen Rentenanteil zu verzichten und eine Lehre zu beginnen. Hitler weigerte sich und brach den Kontakt ab. Er verachtete einen „Brotberuf“ und wollte in Wien Künstler werden. Im Februar 1908 ließ er eine Einladung des renommierten Bühnenbildners Alfred Roller ungenutzt, der ihm eine Ausbildung angeboten hatte. Als ihm das Geld ausging, besorgte er sich im August von seiner Tante Johanna einen Kredit über 924 Kronen. Bei der zweiten Aufnahmeprüfung an der Kunstakademie im September wurde er nicht mehr zum Probezeichnen zugelassen. Er verschwieg seinen Verwandten diesen Misserfolg und seinen Wohnsitz, um seine Waisenrente weiter zu erhalten.[32] Deshalb gab er sich bei Wohnungswechseln als „akademischer Maler“ oder „Schriftsteller“ aus. Ihm drohte die Einziehung zum Wehrdienst in der österreichischen Armee.[33]

Nach August Kubizek, der mit ihm 1908 ein Zimmer teilte, interessierte sich Hitler damals mehr für Wagner-Opern als für Politik. Nach seinem Auszug im November 1908[34] mietete er in kurzen Zeitabständen immer weiter von der Innenstadt entfernte Zimmer an, offenbar weil seine Geldnot wuchs. Im Herbst 1909 bezog er für drei Wochen ein Zimmer in der Sechshauser Straße 56[35] in Wien; danach war er drei Monate lang nicht behördlich angemeldet. Aus seiner Aussage in einer Strafanzeige ist ersichtlich, dass er ein Obdachlosenasyl in Meidling bewohnte.[36] Anfang 1910 zog Hitler in das Männerwohnheim Meldemannstraße, ebenfalls ein Obdachlosenasyl. 1938 ließ er alle Akten über seine Aufenthaltsorte in Wien beschlagnahmen und gab ein Haus in einem gehobenen Wohnviertel als seine Studentenwohnung aus.[37]



Ab 1910 verdiente Hitler Geld durch nachgezeichnete oder als Aquarelle kopierte Motive von Wiener Ansichtskarten. Diese verkaufte sein Mitbewohner Reinhold Hanisch bis Juli 1910 für ihn, danach der jüdische Mitbewohner Siegfried Löffner. Dieser zeigte Hanisch im August 1910 wegen der angeblichen Unterschlagung eines Hitlerbildes bei der Wiener Polizei an. Der Maler Karl Leidenroth zeigte Hitler, wahrscheinlich im Auftrag Hanischs, wegen des unberechtigten Führens des Titels eines „akademischen Malers“ anonym an und erreichte, dass die Polizei ihm das Führen dieses Titels untersagte.[38] Daraufhin ließ Hitler seine Bilder von dem Männerheimbewohner Josef Neumann sowie den Händlern Jakob Altenberg und Samuel Morgenstern verkaufen. Alle drei waren jüdischer Herkunft. Der Mitbewohner im Männerwohnheim, Karl Honisch, schrieb später, Hitler sei damals „schmächtig, schlecht genährt, hohlwangig mit dunklen Haaren, die ihm ins Gesicht schlugen“, und „schäbig gekleidet“ gewesen, habe jeden Tag in derselben Ecke des Schreibzimmers gesessen und Bilder gezeichnet oder gemalt.[39]

In Wien las Hitler Zeitungen und Schriften von AlldeutschenDeutschnationalen und Antisemiten, darunter eventuell die Schrift Der Unbesiegbare von Guido von List. Deren Wunschbild eines vom „Schicksal“ bestimmten, unfehlbaren germanischen Heldenfürsten, der die Germanen vor dem Untergang retten und zur Weltherrschaft führen werde, kann laut Brigitte Hamann Hitlers späteren Anspruch auf Auserwähltheit und Unfehlbarkeit mit erklären.[40] Für Hitler damals zugänglich war auch die Zeitschrift Ostara, die der List-Schüler Jörg Lanz von Liebenfels herausgab,[41] und die von Eduard Pichl verfasste Biografie Georg von Schönerers (1912). Dieser hatte seit 1882 die „Entjudung“ und „Rassentrennung“ per Gesetz gefordert, einen Arierparagraphen für seine Partei eingeführt, ein völkisch-rassistisches Deutschtum gegen den Multikulturalismus der Habsburger Monarchie und als Ersatzreligion für das katholische Christentum vertreten („Los von Rom!“). Hitler hörte Reden seines Anhängers, des Arbeiterführers Franz Stein, und seines Konkurrenten, des Reichsratsabgeordneten Karl Hermann Wolf. Beide bekämpften die „verjudete“ Sozialdemokratie, tschechische Nationalisten und Slawen. Stein strebte eine deutsche Volksgemeinschaft zur Überwindung des Klassenkampfes an; Wolf strebte ein Großösterreich an und gründete 1903 mit anderen die Deutsche Arbeiterpartei (Österreich-Ungarn). Hitler hörte und bewunderte auch den populären Wiener Bürgermeister Karl Lueger, der die Christlichsoziale Partei (Österreich) gegründet hatte, für Wiens „Germanisierung“ eintrat und als antisemitischer und antisozialdemokratischer „Volkstribun“ massenwirksame Reden hielt. Hitler diskutierte 1910 nach Aussagen seiner Mitbewohner im Männerwohnheim über politische Folgen von Luegers Tod, lehnte einen Parteieintritt ab und befürwortete eine neue, nationalistische Sammlungsbewegung.[42]

Wieweit diese Einflüsse ihn prägten, ist ungewiss. Laut Hans Mommsen herrschte damals Hitlers Hass auf die Sozialdemokraten, die Habsburgermonarchie und die Tschechen vor.[43] Während bis Sommer 1919 einige wohlwollende Aussagen Hitlers über Juden überliefert sind, griff er ab Herbst 1919 auf antisemitische Klischees zurück, die er in Wien kennengelernt hatte; seit 1923 stellte er Schönerer, Wolf und Lueger als seine Vorbilder dar.[44]" (Wikipedia)

Über Hitlers Buch Mein Kampf insgesamt informiert die Wikipedia.