Bei
Liao Yiwu kann man als jemand, der die moderne chinesische Literatur nicht kennt, nicht beurteilen, ob sein Werk in seiner literarischen Qualität mit dem von Mo Yan zu vergleichen ist. Wenn es den
Friedenspreis erhalten hat, so primär wegen seiner politischen Haltung.
Wie groß ist der
Christa-Wolf-Faktor bei der Beurteilung dieser beiden Schriftsteller?
Christa Wolf wurde gelobt, so lange sie Dissidentin in der DDR war, und heruntergemacht, als sie nach dem 9.11.1989 an ihren Überzeugungen festhielt.
Ich gebe zu, dass mich ihr Werk bis zum
Störfall (1987) mehr interessiert hat als das darauf folgende. Aber die literarische Qualität dieser Werke kann doch nicht durch den politischen Wandel verändert worden sein.
Wie werden Liao Yiwu und Mo Yan beurteilt, wenn China und Indien die führenden Weltmächte sein werden?
Aus dem Bericht der
taz über die Preisverleihung:
Liao erinnerte an das epochale Erlebnis vom Juni 1989, als das kommunistische Regime seine Legitimationsgrundlage verlor. Wie auch in seinem neuesten Buch „Die Kugel und das Opium“ sprach er von dem neunjährigen Lü Peng, der am 4. Juni auf dem Weg zum Tiananmenplatz erschossen wurde. Eine ungeheure Empörung erfasste die Demonstranten, die über Nacht zu den todesmutigen „Unruhestiftern des 4. Juni“ wurden und danach zu „konterrevolutionären Elementen“.
Liao erinnerte an seine eigene Verwandlung durch den 4. Juni, als ihm nach der Inhaftierung im Knast „die Haut des Poeten bei lebendigem Leibe“ abgezogen wurde. Liao zitierte den älteren Kollegen Liu Shahe, der 1957 in Ungnade gefallen war: „Wir sind nun keine Dichter mehr, wir sind zu Zeugen der Geschichte geworden. (taz, 14.10.12)
Rezensionen zu Werken von Liao Yiwu bei
Perlentaucher.
Fotos bei WP Commons
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