Es gibt immer subjektive Gründe, weshalb man mit dem Werk eines Autors weniger anfangen kann als mit dem eines anderen.
Es gibt aber auch Gründe, die mit dem Literaturbetrieb zusammenhängen:
- Schon 1957 hat Karlheinz Deschner, ein mit mancherlei Preisen geehrter Autor, in seiner Schrift "Kitsch, Konvention, Kunst" versucht, die Vorzüge einiger zu Unrecht relativ wenig gelesener Autoren durch Vergleich mit viel gelesenen Autoren zu mehr Ansehen zu verhelfen. Dazu hat er u.a. aus Hesses umfangreichen Werk einige Stellen herausgesucht, die wenig gelungen sind. Denen hat er z.B. Passagen aus Musils Werk gegenüber gestellt, die von hervorragender Sprachbeherrschung zeugen. - Anhand dieser Beispiele konnte auch ein durchschnittlicher Leser, dem Hesses Werke nicht gefielen, Begründungen finden, die mangelnde Qualität vermuten ließen.
- Wichtiger aber ist: Autoren, die geringe Verkaufszahlen erreichen, sind - verständlicherweise - nicht selten neidisch auf Autoren, die besser verdienen. Vor allem, wenn sie aufgrund des Urteils maßgeblicher Kritiker der Meinung sein dürfen, besser und Wichtigeres schreiben zu können als der erfolgreichere Kollege. - So hat selbst Thomas Mann, der durchaus gut verdient hat, seinem Kollegen Lion Feuchtwanger, der höhere Auflagen erzielte und der öfter Drehbücher für Hollywood schreiben durfte, den Erfolg geneidet. Und Robert Musil hat Stefan Zweig, weil der weit weniger anspruchsvoll und sehr gekonnt, spannend und eingängig schrieb, geradezu herabgesetzt. Das Urteil eines solchen Autors (Musil und Th. Mann gehören mit Kafka zu den bei Literaturkritikern angesehensten Schreibern deutscher Prosa im 20. Jahrhundert) wiegt natürlich schwer. Und dem schließt man sich gern an, um als sachkundig zu gelten.
- Marcel Reich-Ranicki hat natürlich Recht, wenn er Thomas Mann und Kafka über Hesse stellt; aber er hat auch Werke von Grass zerrissen, anfänglich sogar die Blechtrommel abgelehnt. Schließlich darf ein Literaturkritiker nicht nur loben.
Aber Hesses "Siddhartha" und sein "Steppenwolf" sind bei vielen Literaturkennern sehr anerkannt. Der "Demian" ist psychologisch hoch interessant. Diese Werke sind weit von Trivialliteratur entfernt.
Hesse hat aber durchaus manches geschrieben, was man in jungen Jahren mit Begeisterung lesen kann, was aber gegen anspruchsvolle Literatur durchaus abfällt.
Im Übrigen erschafft sich jeder Leser selbst seine Literatur, und da kann es durchaus sein, dass das, was er aus einem Text von Hesse gewinnt, weit wertvoller ist als das, was er mit Musil, Mann, Kafka oder Goethe und Schiller anfangen kann.
Dazu sieh hier.
Zu Hesses Siddaharta:
Das Buch ist inzwischen "in alle Kultursprachen übersetzt, u.a. in 12 indische Dialekte".(S.199)
Hesse schrieb darüber 1922 an Stefan Zweig:
"['Siddharta'] ist indisch gekleidet, seine Weisheit steht aber näher bei Lao-tse als bei Gotama [Buddha]." (S.203) - Hermann Hesse. Sein Leben in Bildern und Texten suhrkamp taschenbuch 3218 hrsg. von Volker Michels
Zu Hesses Siddaharta:
Das Buch ist inzwischen "in alle Kultursprachen übersetzt, u.a. in 12 indische Dialekte".(S.199)
Hesse schrieb darüber 1922 an Stefan Zweig:
"['Siddharta'] ist indisch gekleidet, seine Weisheit steht aber näher bei Lao-tse als bei Gotama [Buddha]." (S.203) - Hermann Hesse. Sein Leben in Bildern und Texten suhrkamp taschenbuch 3218 hrsg. von Volker Michels
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