"Der verstorbene Wolfgang Wagner, Enkel des großen Richard Wagner und langjähriger Intendant der Bayreuther Festspiele, gab der japanischen Tageszeitung Yomiuri Shimbun vor 40 Jahren ein Interview über das Besondere an seiner Stadt. "Bayreuth ist eine Kleinstadt. Es gibt kaum Ablenkung, und die Besucher kommen allein in der Absicht, Wagners Stücke in sich aufzunehmen und zu verstehen. Deshalb sind wir hier in der Lage, uns ganz auf sein Werk zu konzentrieren, uns ihm fern aller alltäglichen Probleme zu widmen."
Aber warum habe ich diese Ausgabe der Yomiuri Shimbun von vor 40 Jahren so lange aufbewahrt? Wegen der kleinen Notiz, die daneben steht: "Haruki Murakami erhält für seinen Roman Wenn der Wind singt den 22. Gunzo-Preis für Nachwuchsschriftsteller. Herr Murakami ist 29 Jahre alt und hat an der Waseda-Universität Literatur studiert ..." Als ich kürzlich alte Unterlagen sortierte, fiel mir zufällig der Artikel mit dem Interview in die Hände. Wahrhaftig ein seltsamer Zufall. [...]
Herausragende
Kunst, meine ich, besteht in originären Texten, die uns mit
profunden Fragen konfrontieren. Und in den meisten Fällen steht
keine eindeutige Antwort bereit. So bleibt uns nichts anderes übrig,
als dass jeder für sich eine Antwort findet. Darüber hinaus ist ein
Werk – wenn es gut ist – in ständiger Bewegung und verändert
unablässig seine Form. Die Möglichkeiten der Deutung sind
unendlich. Auch die Gefahr falscher Antworten ist stets gegeben.
Schließlich sind die Begriffe "Möglichkeit" und "Gefahr"
so etwas wie Synonyme. Mit tief greifenden Fragen, einigen
persönlichen Antworten und ganz erfüllt von meinem starken
musikalischen Erlebnis fliege ich nach Japan zurück.
Wahn, Wahn!
Überall Wahn!"
Überall Wahn!"
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