Novels[edit]
150 Seiten überschlagen haben mag und auch nicht ganz am Anfang begonnen hatte. Die Begegnung von Mutter und Sohn S.322/23 wirkt recht realistisch. Zu den Rezensionen: Roland ein Jedermann, der verheiratet ist mit der bedeutendsten deutschen Schriftsteller:in seit Thomas Mann? Einer Schriftstellerin, die in ihrem letzten Roman eine Parodie auf Angela Merkel aus sich macht? Meint der Rezensent, dass McEwan ein autobiographisches Buch über sich selbst schreibt, aber ohne all das, was ihn zu etwas Besonderem macht? Eher könnte ich mir denken, dass er sich aufspaltet in den erfolgreichen Autor und den unbedeutenden, aber mit Menschen, die ihn lieben, gesegneten Mann, der über der Sorge für sein Kind nichts aus sich machen kann. Da ich - mit anderer Arbeit beschäftigt -das Buch lange nur im Bett vor dem Einschlafen gelesen habe, fand ich bis zur Seite 407 nicht hinein. So ergab sich ein weitestgehend von mir als Leser, nicht vom Romantext her bestimmtes Leseerlebnis. Da ich die Lektüre schnell abschließen wollte, las ich den Schluss mit dem rührenden Gespräch zwischen der auf Deutsch zitierten Enkelin und Roland als Opa: Sie erzählt ihm von Tomi Ungerers Kinderbuch Flix, in dem zwei Katzeneltern einen Hund als Kind haben, weil irgendeiner ihrer Vorfahren ein Hund war und das jetzt durchschlägt. Er bekommt einen Hund als Paten, der ihm die Hundesprache beibringt. "But it can be tough, torn between two cultures. Eventually he becomes a politician and campaigns for mutual respect, equal rights and an end to cat-dog segregation." Als sie ihm das berichtet hat, fragt er sie: "Do you think the story is trying to tell us abut people? Sie, im Stadium, wo sie ihre Milchzähne verliert und ihr erstes Buch gelesen hat, kann mit der Frage nichts anfangen: "Don't be silly Opa. It's about cats an dogs." He saw her point. A shame to ruin a good tale by turning it into a lesson. That could be for later." (S.481/482) Das passt zu einem Roman, dessen Titel "Lesson" ist. Dann erst lese ich, wie McEwan erzählt, dass Roland sich erst dann entschließt, seine langjährige Freundin Daphne zu heiraten, als sie kurz darauf erfährt, dass sie todkrank ist: Krebs, Metastasen. Sie arrangiert, wie sie die letzten Monate ihres Lebens verbringen. Stimmungsvoll schildert McEwan, wie sie zu einem Ort ihrer Kindheit fahren, wo ihr Vater, der Arzt im Ersten Weltkrieg war, ihr, der Neunjährigen erstmals von seiner Arbeit erzählt und davon, dass er Triage zu machen hatte (zu entscheiden, wen man bei knappen Ressourcen sinnvollerweise behandeln konnte und wen man sterben lassen musste. Ein Bezug auf die Coronapandemie.) Sie berichtet, dass sie damals die innigste Beziehung zu ihrem Vater spürte, weil er ihr von seinen schwersten Entscheidungen berichtet hatte. Dann beauftragt sie Roland, nach ihrem Tod ihre Asche in den dort fließenden Bach zu streuen. Im Spätstadium ihrer Krebserkrankung helfen die Schmerzmittel nicht mehr und sie erlebt unerträgliche Schmerzen, doch Ärzte wie Schwestern verweigern ihr eine höhere Dosis, die sie töten würde. Er empört sich über Kirchenmänner und Theologen, die eines Dogmas willen die Menschenwürde von Patienten missachten, schließlich auch über die Ärzte, die es ihnen wegen der bestehenden Gesetze gleichtun. Dann aber stellt sich heraus, dass Daphne ihrem früheren Mann Peter Mount ebenfalls das Versprechen abgenommen hat, ihre Asche in den Bach zu streuen. Beide Männer bestehen darauf, ihr Versprechen zu erfüllen, es kommt zu einem Kampf wie auf Leben und Tod, den Roland verliert. Peter streut die Asche in den Bach. Das ist eine eindrucksvolle Parallele zum Handeln der Kirchen und des Staates: Man hält an den Prinzipien fest, auch wenn es mit der Menschenwürde nicht vereinbar ist. Und genauso verhalten sich Daphnes ehemalige Ehemänner. Beide wollen das Gleiche tun, das Ergebnis wäre das gleiche, aber sie wollen ihr Versprechen erfüllen und der andere darf es nicht tun. Eine eindrucksvolle Parallele. Aber für mich entwertet es etwas die emotionale Schilderung der kurzen Glücksmomente inmitten der Trauer über Daphnes bevorstehenden Tod. Um es mit McEwens Worten zu sagen: My point is: What a shame to write a good tale only to turn it into a lesson. Auf Deutsch: Was mich bei McEwan schon in Amsterdam gestört hat: Er schildert etwas Allgemeingültiges, aber die Handlung ist so konstruiert, dass für mich die Lebenswahrheit verloren geht. Und dann doch wieder so treffend die Worte des Kindes ("frowning with concern" - ganz im Gefühl der wichtigen Verantwortung gegenüber dem hilflosen Erwachsenen): "Komm Opa. Hier lang." "she took his free hand in hers and began to lead him across the room." (S.483). Die letzten Worte des Romans über den Mann, dem das Leben "lessons" gegeben hat, die er nur unzureichend zum Lernen genutzt hat. , |
10 Dezember 2022
McEwan
06 Dezember 2022
Gogols Erzählungen
"Die ukrainischen Erzählungen Nikolai Gogols.
Er, sie, es. Er, der Glaube. Sie, die Geschichte. Es, das Gerücht. Worüber der 22-Jährige erzählte, entwickelte sich zu einer Kettenreaktion, häufig tödlich. Die Erzählungen, in denen das 1831/1832 geschah, als sie in zwei Teilen herauskamen, spielten in der Ukraine, auf dem Land, in Dörfern, in Kiew, auf trubeligen Jahrmärkten, im Hintergrund der Dnjepr. Und auch wenn sie so geschrieben waren, dass sie sich grotesk lasen, lag das daran, dass die Meisterschaft des Debütanten darin bestand, dass das schier Unglaubliche nicht etwa unglaubwürdig daherkam. [...]
Unbedingt realistisch, dass sich unter der Knute der Herrschaften die Bauern duckten und unter der Knute des Bauern Frau und Kinder. In einem Kosmos der Ungerechtigkeit, die zum Himmel schrie, ohne ein Echo zu bekommen, verschaffte sich das Ungestüme Luft. Was die Menschen langsam angehen ließen, aufwachend wie aus tiefer Betäubung, endete nicht nur ausgelassen, sondern geradezu tobsüchtig. Gern übertrieb dieser Autor, und auch darin war er ein Meister. Das Switchen zwischen Wirklichkeit und Wahn so tollkühn wie ein Pferdewechsel im gestreckten Galopp.
Und das Doppelbödige lebt weiterhin, lebt von einem grellen Kolorit in einer trüben Welt, die von Geiz und Gier bewirtschaftet wird – herrisch tritt die Geilheit auf, übergriffig bis zum Inzest. Obsessionen beherrschen die Köpfe und die Träume, das Verdrängte vollzieht „Schreckliche Rache“, der Alltag ist für die Tochter, die dem Vater ausgeliefert ist, eine Alptraumwelt. [...]"
https://www.fr.de/kultur/literatur/erzaehlungen-von-nikolai-gogol-wenn-mit-geschichten-geschichten-passieren-91938893.html
Nikolai Wassiljewitsch Gogol (geboren als Nikolai Janowski, seit 1821 Gogol-Janowski; russisch Николай Васильевич Гоголь; ISO 9: Nikoláj Vasílʹevič Gógolʹ; ukrainisch Микола Васильович Гоголь; ISO 9: Mykóla Vasýlʹovyč Hóholʹ; * 20. Märzjul. / 1. April 1809greg. in Bolschije Sorotschinzy, Gouvernement Poltawa, Russisches Reich; † 21. Februarjul. / 4. März 1852greg. in Moskau, Russisches Reich) war ein russischer Schriftsteller, Dramatiker und Publizist ukrainischer Herkunft (damals als „Kleinrussland“ bezeichnet), sowie ein Ethnograph und Sammler ukrainischer Folklore.
Leben
Herkunft und Ausbildung
Nikolai Janowski wurde am 1. April 1809 in Bolschije Sorotschinzy als Sohn von Wassili Opanasowitsch Janowski (1777–1825), Grundbesitzer des Dorfes Wasiljewka (heute Gogolewo) in der Region Poltawa[1] und seiner Frau Marija Iwanowna (1791–1868) geboren, damals Kleinrussland, ehemals (in der Frühen Neuzeit) teilautonomes Hetmanat der Saporoger Kosaken. Die ukrainische Gutsbesitzerfamilie hatte neben Nikolai elf weitere Kinder, von denen nur der älteste Sohn Nikolai und die Schwestern Maria (1811–1844), Anna (1821–1893), Elisabeth (1823–1864) und Olga (1825–1907) überlebten. Als die ersten beiden Kinder nach der Geburt starben, zogen die Eltern nach Bolschije Sorotschinzy, wo der ehemalige Militärarzt Michail Jakowlewitsch Trochimowski (1739–1813) praktizierte. Auf Trochimowskis Anwesen wurde Nikolai Janowski geboren. Sein jüngerer Bruder Ivan ist früh verstorben (1810–1819). Um die Adelsprivilegien von der Regierung zu bekommen, verwendete die Familie ab 1821 den Doppelnamen Gogol-Janowski. Gogol sollte an kosakische Vorfahren der Familie erinnern.[2] Der Familienlegende und einigen Historikern zufolge stammte er von zwei alten ukrainischen Kosaken-Adelsfamilien ab, Gogol und mütterlicherseits Lisogub[3] und war ein Nachkomme des berühmten Kosaken Ostap Gogol, der im späten 17. Jahrhundert der Hetman der Rechtsufrigen Ukraine war.[4][5]
Gogols Vater galt als Träumer und es wird angenommen, dass die Bühnenaktivitäten seines Vaters, der ein ausgezeichneter Erzähler war und Theaterstücke für das Bauerntheater auf Ukrainisch und auf Russisch schrieb, die Interessen des zukünftigen Schriftstellers bestimmt haben — Gogols frühes Interesse am Theater. Gogols Mutter, Marija Iwanowna, geborene Kosjarowskaja, Tochter der Tatiana Semenowna (1760–1826), wurde 1805 im Alter von vierzehn Jahren verheiratet. Der Bräutigam war doppelt so alt wie sie.[6]
Sein Großvater Panas Demjanowitsch Gogol-Janowski diente als Kosakenschreiber des Mirgorod-Regiments, zweiter Major, Übersetzer und Hauslehrer.[7][8]
In Neschin ging Gogol zum Studium ins Fürst-Besborodko-Lyzeum. Während seines Schulbesuchs am Lyzeum litt Gogol an Skrofulose und schaffte es, dem Spott der Mitschüler durch Überspitzungen zu entgehen.[6] Er war klein, krumm gewachsen und dünn, hatte schlechte Haut und eine übermäßig lange, spitze Nase.[9] Zeitgenossen rätselten über sein mürrisches, konzentriertes, düsteres, aber kluges Wesen mit autistischen Zügen. Der 18-jährige Gogol notierte: „Alle halten mich für ein Rätsel“.[6] Als sein Vater starb, war Gogol sechzehn.[6]
Schriftsteller
In Neschin schrieb Gogol seine ersten literarischen Werke und veröffentlichte einige davon unter Pseudonym[10] in Manuskripten und Almanachen. Hier erschienen seine Gedichte „Italien“, „Neue Heimat“, „Schlechtes Wetter“, „Zwei Fische“, „Schlacht bei Kalka“, das Gedicht „Hans Kuchelgarten“, die Satire „Der Hohn des Unfalls“, sowie „Etwas über Neschin, oder Narrengesetz ist nicht geschrieben“. Den später berühmten Jahrmarkt in Bolschije Sorotschinzy beschrieb er in seiner Erzählung Der Sorotschinsker Jahrmarkt, die Mussorgski später zu seiner Oper Der Jahrmarkt von Sorotschinzy inspirierte.
Nach ersten literarischen Versuchen ging er 19-jährig nach Sankt Petersburg und versuchte 1828, eine Anstellung an der dortigen Universität zu erhalten, was ihm nicht gelang. Daraufhin unternahm Gogol eine Reise nach Deutschland und versuchte es mit der Schauspielerei. 1829 erhielt er eine Stelle im russischen Staatsdienst. 1831 gab er seine Anstellung jedoch wieder auf und wurde Geschichtslehrer an einer Privatschule für Mädchen.
Im Jahr 1831 lernte Gogol den Dichter Alexander Puschkin kennen, der ihm den Weg in die russische Literatur wies. Puschkin wurde ihm Freund und Förderer. So regte Puschkin an, den Revisor und Die toten Seelen zu schreiben – beide Werke fanden später höchste Anerkennung. Puschkin verschaffte Gogol auch wiederholt Arbeit als Privatlehrer und Universitätsprofessor, wenngleich Gogol diese Tätigkeiten nie lange ausübte.[11]
Ende 1833 bewarb er sich, unterstützt von Alexander Puschkin, Sergei Semjonowitsch Uwarow und Wassili Schukowski, für den Lehrstuhl für Allgemeine Geschichte an der St.-Wladimir-Universität in Kiew. Er wollte dort die Geschichte der Ukraine und des Südens Russlands erforschen, sowie Legenden, Überlieferungen und Lieder der Region sammeln.[12] Auch wegen des Klimas wollte er Sankt Petersburg verlassen. Jedoch wurde ihm der damals unbekannte Historiker Wladimir Franzewitsch Zich vorgezogen.[13][14] So wurde Gogol 1834 Assistenz-Professor am Lehrstuhl für Allgemeine Geschichte an der Universität Sankt Petersburg. Diese Stellung musste er im Dezember 1835 wieder aufgeben, da er nicht die formalen Qualifikationen besaß, die ein neues Universitätsgesetz verlangte.
Abende auf einem Bauernhof bei Dikanka
Zwischen 1836 und 1848 unternahm Gogol weitere Reisen durch Deutschland, die Schweiz, Österreich, Frankreich und Italien. Er begann zu schreiben und feierte mit seinen volkstümlichen ukrainischen Erzählungen Abende auf dem Weiler bei Dikanka (Вечера на хуторе близ Диканьки, 1831/32) einen Überraschungserfolg. Es ist die einzigartige Kombination der derben Vertep-Komödiantik[15] mit dem ukrainischen Lokalkolorit und märchenhafter, bisweilen unheimlicher Phantastik, die den Erzählband zum Erfolg machte. Noch überwog die Komik in der Darstellung der Teufel und Hexen, jedoch wurde schon hier die Neigung zum alles durchdringenden Dämonischen deutlich, die sich in Gogols späteren Werken voll entwickelte. Eine weitere Sammlung von vier Erzählungen mit dem ukrainischen Thema, Mirgorod (Миргород, 1835), knüpfte an den Erfolg der Abende an und nahm bereits entscheidende Momente von Gogols reiferen Werken vorweg. Zu dieser Zeit wird Gogol einer der wichtigsten Vertreter der „ukrainischen Schule“ in der russischen Literatur.
Mit den sogenannten Petersburger Erzählungen (Петербургские повести, 1842) wandte sich Gogol der russischen Metropole und neuen Themen zu:[16] Sie zeigen das Leben von Beamten, Offizieren und Handwerkern in der Großstadt, in der Laster und Geldgier herrschen und wo sich das Dämonische überall im Alltäglichen manifestieren kann. Das Beamtentum wird auch in seiner Komödie Der Revisor (Ревизор, 1836) karikiert, deren Sujet auf einen Vorschlag Puschkins zurückgeht. [...]" (Wikipedia)
29 November 2022
von Hirschhausen: Glück kommt selten allein ...
KLAPPENTEXT
Verlagsmitteilung
"Glück geht vorbei – zum Glück! Ein Lesebuch der besonderen Art.
Mit dem Glück ist es wie mit Diäten oder Erkältungskrankheiten: tausend Rezepte – aber keine überzeugenden Erfolge. Gar keine? Deutschlands lustigster Arzt findet die Trüffel der Glücksforschung, das Kuriose, Komische und Menschliche. Endlich spricht einer aus, was keiner wahrhaben will: Wir sind von Natur aus bestens geeignet, das Glück zu suchen, aber eklatant schlecht darin, zufrieden zu sein. Warum? Wer die evolutionären Webfehler in unseren Wünschen kennt, hat gut lachen. Ein erfrischend provokanter Perspektivenwechsel auf Finanzkrise, Partnerwahl und Erdbeermarmelade."
Zitate:
"100 Jahre lang hat man sich mit den Nachteilen von Erkrankungen, an der schlechten Kindheit und des Verlust eines geliebten Menschen beschäftigt. Erst seit gut zehn Jahren erforscht man den Nutzen und die Vorteile, die Menschen tatsächlich aus schlechten Erlebnissen ziehen können. Was weiß man schon über diese Widerstands- und Wieder-Aufstehens-Kraft, die Resilienz genannt wird? Wie genau funktioniert dieses wundersame posttraumatische Wachstum?
Niemand weiß, was er zu ertragen in der Lage ist, bis die Situation es erfordert. 'Was dich nicht tötet, härtet dich ab.' Wie habe ich diesen Satz meines Sportlehrers gehasst!
Aber tatsächlich habe ich mich sehr gewundert, wie viel länger ich beim Waldlauf aufgrund seiner Quälerei durchhalten konnte – länger, als ich mir jemals zugetraut hätte. [...]
Trauma und Belastungen
Sie halten uns nicht nur ab, sie machen uns stärker und trainieren uns regelrecht. Wer einmal eine Katastrophe durchgestanden hat, ist bei der nächsten gelassener und erholt sich schneller wieder davon.
In Krisenzeiten wachsen Beziehungen. Trauernde lernen Menschen intensiver kennen und schätzen und werden toleranter und verständnisvoller in Bezug auf die Nöte anderer. Und sie werden oft liebevoller mit sich selbst. Die Schönwetterfreunde ist man schnell los, aber wenn man einen Knacks hat, öffnet man sich anderen leichter. Dann wird für uns und andere sichtbar, was unter der harten Schale schlummert und was die anderen geben können." (Seite 76/77)
Bewegte Bilder erhalten unserer Aufmerksamkeit:
"Zappen heißt nichts anderes als das: Ich kann nicht ins Bett – es bewegt sich noch!
Die Beute ist noch nicht tot. Wenn das Großhirn endlich fragt: 'Brauche ich das?', sind drei Stunden locker vorbei." (S.78)
Gibt es ein glückliches Leben?
Was ist weiß und stört beim Essen?
Eine Lawine
in: Eckart von Hirschhausen: Glück kommt selten allein,
07 November 2022
Wie habe ich Bücher kennengelernt?
Ich greife den Blogartikel von Herrn Rau auf, aber ohne Titel zu nennen
Link zu Herrn Rau: https://www.herr-rau.de/wordpress/2022/11/buecher-die-ich-von-selbst-gefunden-habe-und-andere-eine-unvollstaendige-liste.htm
Im Bücherschrank der Eltern
Buchgeschenke (Eltern, Großeltern, Geschwister ...)
Leseempfehlungen eines Lehrers im Gymnasium in der 9. Klasse
Leseempfehlungen meines 9 Jahre älteren Bruders
Bücher, die meine 4 Geschwister gelesen haben
Bücher aus öffentlichen Büchereien, darunter auch eine des CVJM, wo ich Aufsicht geführt habe und Thomas Manns: Joseph und seine Brüder recht langweilig gefunden, aber ausdauernd gelesen habe.
Hier ein Titel: Die Caine war ihr Schicksal (lange Gespräch am Mittagstisch, bevor ich als Jüngster auch dazu kam, es zu lesen; vor kurzem in einem öffentlichen Bücherregal wieder in die Hand bekommen und festgestellt, dass es sofort spannend war, dann in der Wikipedia erfahren, dass der Autor unseren "Unsympath" offenbar als zu Unrecht beschuldigt verstanden wissen wollte.
Bücher aus Antiquariaten
ausgeschiedenen Bücher der Schulbibliothek, als die neue eingerichtet wurde, u.a. Gregorovius - die meisten davon fanden danach den Weg in öffentliche Bücherregale
ausgeschiedenen Bücher von Kollegen
Empfehlungen meines wichtigsten Freundes
Bücher aus Präsenzbibliotheken von Universitätsseminaren, darunter etwas ausgefallener eine germanistische Seminarbibliothek in Oxford
Empfehlungen in Zeitungen u.ä.
Einzelne Titel mit besonderen Schicksalen
Meine Lieblingsbücher habe ich in dem verlinkten Blogbeitrag sowie in einigen weiteren in einem anderen Blog 2018 genannt. Die Fundorte waren der häusliche Bücherschrank meiner Herkunftsfamilie, Lektüren meiner Frau u.a. (Dafür müsste ich bei den Büchern, die von diesen Kategorien nicht erfasst sind, einzeln nachdenken.)
Thomas Mann: Deutsche Hörer
Deutsche Hörer! ist der Titel einer Reihe von 55 Radioansprachen Thomas Manns, die das deutsche Programm der BBC zwischen Oktober 1940 und Mai 1945 meist regelmäßig einmal monatlich ausstrahlte. Hinzu kamen einzelne Sondersendungen sowie eine letzte Ansprache zu Neujahr 1946.
Es handelte sich um fünf- bis achtminütige, pointiert formulierte Reden, in denen der Autor sich mit der politischen Lage Deutschlands in der Zeit des Nationalsozialismus befasste, das Kriegsgeschehen kommentierte und mahnende Worte an seine Landsleute richtete. Eine erste Sammlung mit 25 Sendungen wurde 1942 als Buch veröffentlicht, ein zweites Buch umfasste 1955 55 Texte. [...]" (Wikipedia)
25. Mai 1943
Büchnerpreis für Emine Sevgi Özdamar und Thomas Manns "Bruder Hitler"
Frage: Weihnachten, alles war gefroren – das war gar nicht so?
Özdamar: Nein, natürlich nicht. Dass es kalt war, dass es in der WG sehr kalt war, dass die Heizungen ausgestellt waren, ja das ist wahr. Da musst du aber die Kälte inszenieren. Weil, dein Leben ist ja für dich interessant, aber nicht für die anderen, die musst du inszenieren, die musst du herstellen, dass jede gerne liest, dass es Spaß macht den Menschen.
Zitat aus:
Mit geteilter Zunge – Zum Werk der Georg-BüchnerPreisträgerin Emine Sevgi Özdamar
In diesem Blog kommt Özdamar erstmalig im Artikel Mutterzunge vor.
An diesem Text ist mir wieder einmal deutlich geworden, dass mich an Literatur nicht so sehr die Sprache interessiert, sondern das andere Leben. So ist mir Özdamar erst wieder über die Berichte über ihren Büchnerpreis nahe gekommen.
"Mein Bruder Büchner" ("Georg Büchner war mein Bruder, der mir auf meinem Weg leuchtete.") - Wusste sie, als sie das schrieb, dass Thomas Mann einen Text "Bruder Hitler" geschrieben hat?
Der beginnt mit den Worten:
"Ohne die entsetzlichen Opfer, welche unausgesetzt dem fatalen Seelenleben dieses Menschen fallen, ohne die umfassenden moralischen Verwüstungen, die davon ausgehen, fiele es leichter, zugestehen, daß man sein Lebensphänomen fesselnd findet. Man kann nicht umhin, das zu tun; niemand ist der Beschäftigung mit seiner trüben Figur überhoben – das liegt in der grob effektvollen und verstärkenden (amplifizierenden) Natur der Politik, des Handwerks also, das er nun einmal gewählt hat, – man weiß, wie sehr nur eben in Ermangelung der Fähigkeit zu irgendeinem anderen. Desto schlimmer für uns, desto beschämender für das hilflose Europa von heute, das er fasziniert, worin er den Mann des Schicksals, den Allesbezwinger spielen darf, und dank einer Verkettung fantastisch glücklicher – das heißt unglückseliger – Umstände, da zufällig kein Wasser fließt, das nicht seine Mühlen triebe, von einem Siege über das Nichts, über die vollendete Widerstandslosigkeit zum anderen getragen wird."
Ich leugne nicht, dass mich auch bei den Buddenbrooks, die ich meiner Erinnerung nach, angeregt durch den Film gelesen habe, nicht nur die Menschen, sondern auch die Sprache interessiert hat. (In meiner Charakterisierung des ersten Teils des Films vom 16.1.1960 heißt es "Da das Buch gut war, wurde der Film nicht schlecht.")
So fasziniert mich am Anfang dieses Textes die Sprache, obwohl mir der Text nur aufgrund seines ungewöhnlichen Titels in Erinnerung geblieben ist. Zu dem Thomas Mann, der die Rundfunkansprachen "Deutsche Hörer" geschrieben hat, will dieser Titel des Textes vom März 1939 nicht recht passen.
Doch weiter in Manns Text:
"Die politische Willenlosigkeit des deutschen Kulturbegriffs, sein Mangel an Demokratie hat sich fürchterlich gerächt: er hat den deutschen Geist zum Opfer einer Staatstotalität gemacht, die ihn der sittlichen Freiheit zugleich mit der bürgerlichen beraubt. [...]
03 November 2022
Mag mein Näschen nicht in alles stecken
Vierter AufzugLessing: Nathan 4. AufzugErster Auftritt(Szene: in den Kreuzgängen des Klosters.) Der Klosterbruder und bald darauf der Tempelherr. Klosterbruder. |
16 Oktober 2022
Michel Bergmann: Die Teilacher
Michel Bergmann: Die Teilacher, 2010
Wikipedia: "2010 brachte er seinen ersten Teil einer Roman-Trilogie unter dem Titel Die Teilacher heraus, der auf humorvolle Art die Nachkriegsgeschichte der Frankfurter Juden thematisiert. Der Roman war ein großer Erfolg und wurde ab 2016 von Sam Garbarski (Irina Palm) als Deutsch-Luxemburgisch-Belgische-Coproduktion verfilmt. 2017 wurde der Film unter dem Titel Es war einmal in Deutschland… auf der Berlinale uraufgeführt."
Zitate:
David Bermann erzählt:
"Das jüdische Substantiv "Teilacher" ist der Cousin des jiddischen Berliner Verbs "teilachen" und das heißt. im vulgären Sprachgebrauch so viel wie "abhauen". Seinen Ursprung hat dies wiederum in dem Wort für Hausierer und müsste eigentlich "Teillaacher" geschrieben werden. Es ist ein Pleonasmus und setzt sich zusammen aus dem Begriff "Teil" und dem Wort "Laachod", Einzelhandel. Der Teilacher als Vertreter des Einzelhandels, ist das kleinste spaltbare Teilchen, das / Atom der Kaufmannswelt. Was den Teilacher vom herkömmlichen Handlungsreisenden unterscheidet: der Teilacher ist Jude. Oder er gibt sich als solcher aus. Denn es gab eine Zeit, da konnte das, unglaublich, aber wahr, Vorteile haben. Aber auch Nachteile.
"Bis 1941 sind etwa zwanzigtausend Juden aus Europa nach Shanghai geflohen. Die Stadt war das "Exil der kleinen Leute", und es begann sich rasch eine Infrastruktur zu entwickeln. Es gab die deutschen Viertel "Klein-Berlin" und "Klein-Wien" und viele wohltätige Menschen. Einer davon war Herr Eisen, Emigrant aus Berlin, der das Café Luise in der Bubbling – Well – Road betrieb, das zum Mittelpunkt der Immigrantenszene wurde. Hier arbeitete Emil Verständig in den ersten Monaten nach seiner Ankunft als Kellner.
12 Oktober 2022
Wolf von Niebelschütz: Der Blaue Kammerherr
Am aufschlussreichsten für den potenziellen Leser ist vermutlich das sehr ausführliche Inhaltsverzeichnis, das weiter unten durch 7 Fotos wiedergegeben wird. Es informiert auch über den Stil sowie die Erzählhaltung und die Annäherung an musikalische Kompositionsprinzipien, die die Rezensionen meist ansprechen.
Ich plane, dem auch Stilproben hinzuzufügen.
Nach 20 Jahren wieder entdeckt. Offenbar ein 2. Leseversuch in der Zeit nach meiner Krankheit. Ein Lesezeichen bei S.130.
Ich wunderte mich, dass ich das Taschenbuch (779 S.) damals gelesen habe (noch dazu mit kleiner, für mich jetzt relativ schwer im Bett lesbarer Schrift), als ich weniger Lesezeit hatte als heute. Erinnerte mich daran als an ein Buch aus einer interessanten Welt.
Jetzt wieder hineingesehen, verwirrend, bei Danae wieder das Gefühl einer sympathischen Person, über die ich mehr lesen will. Aber auch das Bedürfnis, die Erinnerung an das Buch festzuhalten.
1. Lektüre 2002 (Lektüretagebuch): Bis Seite 274 gelesen, etwas mehr als der erste Band und den Schluss. Auf der Rückfahrt aus Lübeck. Zu wortreich. Das, was mir als Nachahmung von Thomas Mann erscheint, vielleicht aber noch mehr von Hofmannsthal [Danae oder die Vernunftheirat - im Inhaltsverzeichnis vom Autor ausdrücklich als Inspiration genannt] beeinflusst ist, die ausführliche ridikulisierende Schilderung, mir zu penetrant, maniriert. Es erinnert mich in mancher Hinsicht an Hauffs 'Mann im Mond'. Doch für eine Parodie zu ausführlich. Da war der 'Mann im Mond' weit ergötzlicher zu lesen. Auch ist es wohl kaum als Parodie gedacht, da es (entsprechend den stark gedanklichen Passagen am Schluss) die Formalitäten des 18. Jahrhunderts zu ernst nimmt. Offenbar als Entfliehen aus der Wirklichkeit des Dritten Reiches geschrieben. Als Kritik an totalitärer Herrschaft aufgrund der Verspieltheit aber kaum zu lesen. Im wesentlichen wohl mehr nach 1945 entstanden. Dann wohl Ausweichen vor Naturalismus Borcherts, Bölls und der anderen Kahlschlag-Literatur, ohne die moralische Utopie des Glasperlenspiels übernehmen zu wollen. Realitätsflucht aus ästhetischen Gründen?
Der Blaue Kammerherr ist ein historischer Roman von Wolf von Niebelschütz, erschienen 1949.
Handlung
Der Roman spielt zu großen Teilen auf der Mittelmeerinsel Myrrha im Jahr 1732. König Alphanios ist das Opfer intriganter Minister und Finanzleute und sein Reich geht langsam, aber sicher dem Bankrott entgegen. Die Regierungsgeschäfte sind unentwirrbar verfahren, und die Großreiche Venedig und Konstantinopel beziehungsweise die ägäischen Nachbarstaaten bemühen sich eifrig, das Königtum zu annektieren. Dazu umwerben sie die Thronfolgerin, die kluge und selbständige Prinzessin Danae, den Liebling des Volkes. Die entzieht sich jedoch dem höfischen Zeremoniell und versucht allen Intrigen zu begegnen, um ihrem Land zu helfen. Schließlich weist sie sogar Göttervater Zeus zurück, der ihr als angeblicher „Kammerherr“ seine Avancen macht. Dies hat für Myrrha verheerende Folgen.
Mit unvergleichlicher Gewandtheit verbindet Niebelschütz die Mythologie der Antike mit der Galanterie des christlichen Rokokos und spannt mit einem bunten Figurenreigen aus Sagenwelt, Religion, Literatur- und Menschheitsgeschichte spielerisch den Bogen durch die Jahrhunderte bis in die Gegenwart. Niebelschütz' gewaltige Mittelmeersaga ist zugleich ein Lehrstück der Staatskunst und Gesellschaftskunde, eine Schelmengroteske von hintergründigem Humor und stilistischer Opulenz sowie ein psychologisch eindringliches Zeitgemälde, das von menschlicher Größe, Selbstbeherrschung und Leidenschaften erzählt.
Ausgaben
- Der Blaue Kammerherr. Galanter Roman in vier Bänden. Frankfurt a. M. 1949 (4 Bücher in 2 Bänden) Neuausgaben 1972 und 1980.
Weblinks
- Rezensionsnotiz bei Perlentaucher. Abgerufen am 21. Juli 2010.
Literatur
- Dominik Riedo: Wolf von Niebelschütz: Leben und Werk. Eine Biographie. Lang, Bern 2013, ISBN 978-3-0343-1346-9 (darin ein ausführliches Kapitel zum Barock-Roman)
Perlentaucher
KLAPPENTEXT
Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 12.12.2011
Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 17.07.2010
Die Zeit, 07.12.2000
Noch begeisterter zeigt sich Vollmann von dem zehn Jahre später erschienenen Roman "Die Kinder der Finsternis", ebenfalls einen geschichtlichen Stoff abhandelnd, diesmal im 12. Jahrhundert in der Provence angesiedelt, einem wilden und frei imaginierten Land, in dem alles und alle Phantasienamen tragen. Besonders angetan hat es Vollmann eine Stelle, die Niebelschütz` Witwe Ilse in ihrem Nachwort weiterspinnt: wie der Schriftsteller dort unten einmal eine geheimnisvolle Teilung des Wassers gesehen haben will. Diesem Geheimnis möchte Vollmann auf den Grund gehen.
Die Kinder der Finsternis, 1959 bei Diederichs? in Düsseldorf erschienen, ist Wolf von Niebelschütz' zweiter Roman. Er ist zwölften Jahrhundert angesiedelt und gilt als das dunkle Gegenstück des ersten. Wieder spielt das Buch in einem erfundenen Reich, das einer realen Region nachgebildet ist: in der mauretanischen Mark Kelgurien, die provenzalische Züge trägt.
Protagonist ist der Schäferjunge Barral, der als Einziger das Massaker eines moslemischen Heeres in seinem Heimatdorf überlebt. Von da an beginnt er um Macht und Einfluss zu kämpfen, steigt zum Grafen, zum Herzog und sogar zum Freund des Kaisers auf. Sogar die Liebe der schönen Markgrafentochter Judith gewinnt er. Doch je größer sein Erfolg, desto schwieriger fällt es ihm, sich selbst und seinen Idealen treu zu bleiben ...
Kriege und Seuchen, Inquisitionsprozesse, Turniere, Hungersnöte und eine mitunter jähzornige Lebensfreude - das sind die Zutaten, die Wolf von Niebelschütz in diesem Werk verarbeitet. Es gilt längst als Klassiker. Geradezu trunken, so jubelten die Kritiker, erlebe man als Leser diese wilde Zeit.