16 Januar 2022

Multatuli

Im Rahmen seiner Übersetzung von Max Havelaar im Verlag Die Brücke von 1927 zeichnet Erich M. Lorebach ein recht kritisches Bild des Privatlebens des Schriftstellers Eduard Douwes Dekker, was seine politischen und literarischen Verdienste nicht schmälert, aber sein Persönlichkeitsbild abrundet.

Es ist gut denkbar, dass das hohe Maß an Verantwortung und denkbarer Selbstwirksamkeit das mit dem Verlust seines hohen Beamtenpostens verlorenging, ihn aus dem seelischen Gleichgewicht gebracht haben.

"Eduard Douwes Dekker, der sich mit etwas koketter Überheblichkeit » Multatuli«, das ist: »Ich habe viel getragen«, nannte, wurde am 2. März 1820 in Amsterdam geboren. Schon in jungen Jahren, bereits 1838, verließ er Holland und übersiedelte nach Java, und hier betrat dieser Mann, der im guten und schlechten Sinne des Wortes ein typischer Bohème war, eine Laufbahn, die für sein stark entwickeltes Unabhängigkeitsgefühl, für seine Abneigung gegen jeden Formenzwang die ungeeignetste sein mußte: Er wurde Beamter. Es erübrigt sich, eine Schilderung seiner amtlichen Karriere zu geben, der vorliegende Roman, das bedeutsamste seiner zahlreichen, aber sehr ungleichmäßigen Werke, ist fast eine Autobiographie. Max Havelaar ist Multatuli. [...]

Ein peinlicher Widerspruch zwischen Lehre und Leben klafft auch in Multatulis Verhalten gegenüber seiner von ihm »über alles geliebten« Tine. Er hat an dieser bedauernswerten Frau, deren Dasein wirklich nur ein einziger Opfergang für den angebeteten Mann war, sehr häßlich gehandelt, und wiederholt, und nicht nur im Rausche einer flüchtigen Künstlerlaune, hat er die Arme rücksichtslos anderen Neigungen zuliebe den unwürdigsten Kränkungen preisgegeben. Sie starb, fern von ihm, 1874 in Venedig." (Erich M. Lorebach in der Einleitung der Ausgabe von  Max Havelaar im Verlag Die Brücke von 1927)

Mehr dazu findet sich in der Wikipedia.

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