14 August 2015

Georg Forster: James Cook, der Kapitän

Die Ausrüstung der Schiffe, und die Menge sowohl, als die Beschaffenheit des Vorraths aller Art, beschäftigten zunächst die Aufmerksamkeit des Capitains, so wenig auch diese Gegenstände den gewöhnlichen Befehlshaber angehen, der sein Schiff aus den Händen der Werft-Officianten völlig ausgerüstet erhält, und es, wenigstens in diesem Falle, für überflüßig hält, mehr als seine Pflicht zu thun. Als Ansons Geschwader im Jahr 1740 den Spaniern in Peru einen tödtlichen Streich versetzen sollte, mißlang der große Anschlag durch die Schuld der zwecklosen Ausrüstung; und diese gerechte Klage rechtfertigte den Admiral. Wären Cooks Unternehmungen aus einem ähnlichen Grunde gescheitert, ohne Zweifel hätte man ihn ebenfalls von aller Schuld völlig freygesprochen; allein sein Name wäre dann schwerlich auf die Nachwelt gekommen. Ich brauche wohl nicht erst zu fragen, welches von beyden größer ist: einen Vorwurf von sich abwälzen, oder seine Maaßregeln so sicher nehmen, daß alles gelingt, und überhaupt kein Tadel Statt finden kann? In der That, wäre Cook nicht Kenner in diesem Fache gewesen, hätte er nicht selbst gewählt, und von jeder Art des Vorraths so viel als ihm nöthig dünkte, unter seinen Augen einschiffen lassen; wie hätte er auf drey- und mehrjährigen Reisen, bey der Unmöglichkeit sich wieder mit anderm zu versehen, so vielen Stürmen und Wettern Trotz bieten können? Es ist bekannt, daß die verschiedenen Vorräthe eines Schiffs, welches zur Brittischen Flotte gehört, gewissen Officieren untergeben sind. So hat der Equipagenmeister oder Lootse (Master) die Oberaufsicht über die ganze Ladung. Der Oberbootsmann hat alles Tau- und Takelwerk, die Anker, die Segel und die Bote in Verwahrung; der Schiffszimmermann, den Holzvorrath und das Eisengeräth, nebst allem Zubehör; der Constapel die Kriegsmunition, der Wundarzt die Medikamente, endlich der Seckelmeister, (purser) und dessen Schreiber die Lebensmittel und die Kleidungsstücke. Die Befehlshaber, welche auf Entdeckungsreisen gingen, verwalteten gemeiniglich das einträgliche Seckelamt selbst. Auch dieses war eine der nothwendigsten Einrichtungen, wodurch der glückliche Erfolg der Reisen gesichert ward, der sonst von den guten oder schlechten Anstalten dieses Beamten abgehangen hätte. Ein umständliches Verzeichniß von allen einzeln mitgenommenen Artikeln würde uns zu weit führen, und ohne weitläuftigere Erläuterung zwecklos seyn. Hieher gehört nur noch die Bemerkung, daß in jedem Fache Cooks Erfahrung nicht nur über die Nothwendigkeit oder Entbehrlichkeit der gewöhnlichen Vorräthe entschied, sondern auch mehrere Veränderungen veranlaßte, und einige ganz neue, noch von keinem Schifscapitain geführte Artikel in Gang brachte, welche seitdem zum Theil in der Flotte allgemein eingeführt worden sind, zum Theil noch angenommen zu werden verdienten. Unter den besondern Vorkehrungen aber, welche ganz ausschließend für Entdeckungsreisen gehören, verdient die folgende nicht ganz übergangen zu werden. Cook hatte auf seiner ersten Weltumschiffung bemerkt, wie nützlich ihm ein kleineres Fahrzeug als sein Schiff, bey der Untersuchung einer beträchtlichen mit Untiefen umringten Seeküste gewesen wäre; ja, er war überzeugt, daß im Fall die großen Schiffe so beschädigt würden, daß die Rückkehr nach Europa in denselben zu mißlich seyn möchte, dergleichen kleine Fahrzeuge sogar zur Rettung der gesammten Mannschaft dienen könnten. Demzufolge hatte man ihm, auf der zweyten und dritten Reise, in jedem Schiffe einen kleinen Schooner mitgegeben, dessen Holzwerk ganz fertig gezimmert war, und erforderlichen Falls nur zusammengefügt zu werden brauchte. Die Masten, das Tauwerk und die Segel dieser Fahrzeuge, waren ebenfalls in England mit eingeschifft worden; kurz, es fehlte nur an Gelegenheit, sich ihrer wirklich zu bedienen. Wenn man berechnet, welch einen großen Platz diese Fahrzeuge im Schiffe einnehmen müssen, wenn man bedenkt, daß alle Vorrathskammern mit Sachen vollgepfropft sind; daß auf dem Verdeck, zwischen dem großen und dem Fockmast, fünf große und kleine Boote stehen; daß die Seiten des Vordercasteels mit ungeheuren Noth- und Bugankern und ansehnlichen Strom- und Flußankern gleichsam bedeckt sind; daß der innere Raum voll vieler hundert Fässer ist, wovon allein zuweilen sechzig bis siebzig mit Wasser, eben so viel mit Sauerkraut, und ungleich mehr noch mit gepöckeltem Rind- und Schweinfleisch, mit Mehl, Erbsen und Zwieback, auch viele mit Wein und Branntwein angefüllt sind; daß eine Menge Steinkohlen theils als Ballast, um das Schiff gehörig ins Wasser zu senken, theils zum täglichen Gebrauch in der Küche, im Tiefsten liegt; daß viele Kabeltaue, jedes hundert und mehr Klafter lang, und manches von der Dicke eines Schenkels, oben im Matrosenraume befindlich sind: so erstaunt man wahrlich, wie in einem Behältniß von vierhundert und achtzig Tonnen, deren jede vier und vierzig Quadratfuß hält, noch hundert und zwanzig Menschen Platz finden, oder, wenn dies begreiflich ist, wie sie drey Jahre lang, bey unverdaulicher Kost, bey steter Anstrengung und allem Druck der härtesten Lebensart, gesund und gutes Muthes bleiben können? [...]
Ich habe unsere Leute schweigen sehen, wenn Monate lang das Verdeck, ihr Spielplatz und Erholungsort, ein unangenehmer Aufenthalt für sie war; aber unverdrossen und thätig blieben sie immer, denn ihre Vorgesetzten erduldeten bey Tag und bey Nacht mit ihnen die vielfältigen Beschwerden ihres harten Dienstes. Der Officier blieb, durchnäßt und starrend vor Kälte, auf dem Verdeck, und verließ es nicht eher als seine Wache, und Cook selbst genoß keine andre Speise als der gemeine Seemann. Eine Last wird leicht, und die Gefahr verschwindet, wenn man sie mit andern theilt. Noch wirksamer war aber das feste Vertrauen des Volks auf die weise Führung seines Befehlshabers, und die Ehrfurcht, die man allgemein an Bord für seine Talente und seinen Charakter hegte. Theils jene freywillige Enthaltsamkeit von allem ausschließenden Genuß, theils unzählige Beyspiele von seiner unermüdeten, väterlichen Sorge für das Wohl seiner Untergebenen, stärkten ihr Vertrauen auf ihn bis zu einem Grade von Enthusiasmus. Ein Fest, welches er ihnen zu rechter Zeit erlaubte, ein stärkender Trank, den er austheilen ließ, wenn die Witterung zu schneidend war, oder wenn harte Arbeit die Leute ermattet hatte; ein Zug von Menschlichkeit, wenn er seine Zimmer aufopferte, um den Segelmacher dort bequemer arbeiten zu lassen, und viele kleine Nebensachen dieser Art, gewannen ihm das Herz der rauhen, harten Kerle, die selten so behandelt worden waren. Man darf daher mit Recht behaupten, daß seine Disciplin musterhaft war, und dies vielleicht um so viel mehr, da diejenigen Officiere, die aus andern Kriegsschiffen unter Cooks Commando versetzt wurden, sie gemeiniglich nicht strenge genug fanden. Wie rühmlich ist nicht dieser Tadel für Cook?

Georg Forster: James Cook, der unerschrockene Entdecker

Die Seite gegen das stille Meer oder gegen Morgen hin, hatte noch kein Seefahrer berührt, als Cook sie auf einer Strecke von sechshundert Seemeilen befuhr. Sie ist höher als die andere, aber eben so von Untiefen und Klippen, dem bewundernswürdigen Bau gewisser polypenartigen Thierchen, umringt. Ihre kalkigten Wurmgehäuse wachsen am unergründlichen Boden des Meeres fest, und werden, so wie das Thier in den untersten Stämmen abstirbt, zu wahren Felsenmauren von Korall, welche oberwärts immer neue Äste treiben, und sich zuletzt, je näher sie der Oberfläche des Meeres kommen, nach allen Richtungen ausbreiten. Solche Korallenmauern sind es, an denen die hohe Woge des vom beständigen Ost-Passatwind erregten Meeres sich schäumend brandet, und die der Seemann Riefe nennt. Oft erstrecken sie sich rund um Inseln her; oft ziehen sie sich mehrere hundert Meilen, wie hier bey Neuholland, in paralleler Richtung mit den Küsten; oft stehen auch mehrere dergleichen Riefe hintereinander. Zwischen ihnen und dem Lande ist ein ruhiges Meer; denn die hereinrollende See bricht sich an der Schutzmauer, die ein Wurm ihrem Ungestüm entgegen zu setzen vermochte, und fließt entkräftet über sie hin, oder kömmt durch enge Brüche und Öfnungen hinein, welche zugleich den Schiffen zur Ein- und Ausfahrt dienen. [...] 
Mit Angst und Entsetzen sucht er einen Ausweg, durch den er wieder in die offene See gelangen, und sich von furchtbaren Syrten entfernen könne, wo ihn der Tod in tausend Gestalten umringt. Nicht also Cook, der Entdecker! Fünf Monate lang blieb er an dieser Küste, folgte allen ihren Krümmungen, nahm ihre Häfen und Bayen auf, bestimmte die Lage vieler hundert Untiefen und Klippen, und verließ sie nicht eher, als bis er sie vom acht und dreyßigsten bis zum zehnten Grade südlicher Breite durchaus entdeckt, und endlich zwischen ihrer Nordspitze und den Inseln von Neuguinea die Durchfahrt gefunden hatte, welche von seinem Schiffe, den Namen Endeavourstraße erhielt. Fast sollte man auf den Gedanken gerathen, daß auch der verwegenste Schwung einer romanhaften Einbildungskraft noch nicht an die wirklichen Thaten reicht, die hier dem hartnäckigen Ausharren, der unerreichbaren Kunst, und vor allem, dem Innern edlen Antrieb einer brennenden Ruhmbegierde möglich waren. Man muß die Geschichte dieser Fahrt selbst lesen, wenn man sich von den Schwierigkeiten, die Cook hier überwand, den Gefahren die ihm drohten, und dem standhaften Muth, womit er sich, das Senkbley in der Hand, zwischen den Felsenwänden und Ketten und Klippen durchtastete, einen vollständigen Begrif machen will. Alle seine Behutsamkeit konnte es jedoch nicht verhindern, daß sein Schiff auf einen verborgenen Felsen stieß wo es vier und zwanzig Stunden lang hangen blieb, indessen jedermann dem schrecklichen Augenblick seines Untergangs entgegen sah. Nur die glücklichen Umstände, daß der gewöhnliche Seewind still war und keine hohen Wellen erregte, daß ein Stück des Felsens in dem Schiffe stecken blieb, und die Wunde die er ihm gerissen hatte, beynahe ganz ausfüllte, daß einem Officier ein sonderbares Mittel den Leck zu verstopfen gelang, und endlich, daß sich ein zur Ausbesserung bequemer Hafen in der Nähe fand, bewirkten diesmal eine unerwartete Rettung.

12 August 2015

Russische Geschichte des 18. und 19. Jahrhunderts

Es ist eine Ironie der Geschichte, daß sich gerade in der russischen Kirche ein Schmelztiegel der Revolution bildete [...]
Die administrative und militärische Führungsschicht des Staats lieferte der Adel, der nicht nur das Befehlen von Kindheit an gelernt hatte, sondern auch allein im Besitz einer elementaren weltlichen Bildung war. Die Reformen Peters des Großen hatten ihn zu westlicher Bildung gezwungen, in Schulen, in denen der technische und militärische Unterricht die Allgemeinbildung zurückdrängte und in denen westliche Einrichtungen die Vorbilder waren. [...] Wenn der Kern ihrer Mentalität, wenn ihre täglichen Gewohnheiten sich aus einer langen Vergangenheit herleiteten, so speisten sich ihre »Meinungen«, die Vorstellungen, die sie sich über die Gesellschaft und die Welt bildeten, weniger aus der russischen Wirklichkeit als aus ihrer Erziehung. Von der alten Tradition losgelöst, führte sie diese Erziehung auch auf dem Umweg über eine technische Grundunterweisung, zu allgemeinen und abstrakten Begriffen, zu einem utopischen Rationalismus nach dem Geschmack des europäischen 18. Jahrhunderts. Aus dem Schoß des Adels als der einzigen kultivierten Klasse außerhalb der Kirche ging jene intelligencija hervor, die in Opposition zum Regime trat und 1825 den sogenannten »Dekabristenaufstand« auslöste. Gerade ihre starke Bindung an den Staat trieb die besten denkenden Köpfe des Adels dazu, Reformideen aus dem Ausland zu entleihen. Und ihr ganzes Leben, ihre ganze Erziehung spiegelten ihnen die trügerische Illusion eines leichten Erfolgs vor. Die russischen Adligen waren nicht, wie die des Westens, mit dem Boden verbunden, sie hatten vom Zaren weit auseinanderliegende und austauschbare Güter bekommen, auf denen sie nur selten lebten, weil der Dienst sie völlig in Anspruch nahm, der sie als hohe Beamte oder Militärs durchs ganze Reich führte. Ihre Kinder wurden von den Frauen und inmitten einer leibeigenen Dienerschaft erzogen, die sie früh daran gewöhnten, den Herren zu spielen und ihre Autorität auf die Spitze zu treiben. Die Söhne kamen sehr bald von der Familie weg; sie erhielten eine militärisch orientierte Bildung, oft weit entfernt vom Landgut ihrer Kindheit; damit verloren sie die Beziehung zu den Realitäten des Landlebens und entwickelten nur den Sinn und Geschmack fürs Befehlen. Wenn dann die Reihe an sie kam, ihren Grundbesitz zu übernehmen, dann war es ihr Bestreben, ihren Bauern militärischen Gehorsam beizubringen; im Staatsdienst, der ihr Leben weit mehr ausfüllte als die Bewirtschaftung ihrer Güter, beseelte sie das Gefühl, einer heiligen Pflicht ihrem Land gegenüber zu gehorchen. Ohne eine rechte Beziehung zu Grund und Boden, von Jugend an auf den Dienst im Staat ausgerichtet, von klein auf gewohnt, untertänige Bauern im Griff zu haben, übernahmen sie fast alle die Konzeption des auf­geklärten Despotismus, die auch das Regime vertrat. So kam es, daß ihre politischen Anschauungen, wenn sie einmal nonkonformistisch waren, im Abstrakten und Utopischen blieben und sich mit einer sehr ausgeprägten Sorge um ihre materiellen Interessen vereinigen ließen, ja mit großer Härte in der Verteidigung ihrer Rechte; der liberale Adlige stand keineswegs zurück, wenn es galt, das Letzte aus den Leibeigenen herauszuholen.
Roger Portal: Die Slawen, Kindlers Kulturgeschichte Europas, S.277-78

08 August 2015

Georg Forster: James Cook

[...] Von dem Jahr 1521 an, bis 1768, in einem Zeitraum von drittehalbhundert Jahren, wurden viele Reisen durch eben diesen Ocean gethan, den Magellan zuerst beschiffte. Bald trieb Begierde nach Reichthümern, welche in Peru und Mexico ihren höchsten Grad erstiegen hatte, und nicht befriedigt worden war, Cortez und Pizarros Gefährten zu Schiffe; bald suchten Engländer und Holländer sich entweder durch den Schleichhandel zu bereichern, oder den Eroberern der neuen Welt ihre Schätze mit Gewalt zu entreißen; endlich führte auch die Hoffnung, im unbekannten Schooße des Südmeeres ein reiches Land zu entdecken, Seefahrer aus allen Nationen in Magellans Fußtapfen. Allein die Menge der Reiserouten, auf welchen man das Südmeer in dieser Absicht durchkreuzte, dient zum augenscheinlichsten Beweise, wie wenig die Triebfeder allein zur Sache thut, wenn nicht Fähigkeit des Entdeckers hinzukömmt. [...]
Die Summe aller Entdeckungen, die man seit Magellans Zeiten im Südmeere gemacht hatte, war indeß nichts weniger als beträchtlich. Mehr als dreißig Reiserouten hatten diesen Ocean, den größten unter allen, durchschnitten, ohne mehr als die Lage einiger verlohrnen Inselpünktchen zwischen den Wendekreisen dürftig zu bestimmen; ja die früheren hatten größtentheils, wie die dunkeln Tagebücher der Anführer, diese Denkmäler ihrer Unkunde und geringen Fähigkeit beweisen, mehr Ungewißheit als Licht über jene Weltgegend verbreitet. Noch war die halbe Oberfläche der Erdkugel von tiefer Nacht bedeckt; und welche Traumgestalten schwebten nicht in ihr umher, die den leichtgläubigen Geographen täuschten, und selbst den vernünftigen Forscher verwirrten; scheinbare Muthmaßungen spekulativer Köpfe, müßige, auf mißverstandene Überlieferung gegründete Mährchen, und dreiste Erdichtungen vorsetzlicher Betrüger! Rund um den Südpol, bis zum funfzigsten Grad der Breite, war alles, die einzige Spitze von Südamerika ausgenommen, unbekannt. [...]
allein auch diese wirklichen oder angeblichen Entdeckungen bestärkten nur den Glauben an ein festes Südland, welches nunmehr auf allen Charten erschien. Seine Küsten zeichnete man keck in einer mit Chili fast parallel zum Wendekreise hinablaufenden Linie, ließ sie an einigen Orten bis zum zwanzigsten Grad der Breite in den heißen Erdgürtel sich verlängern, und dann wieder südwestwärts nach Neuseeland steigen.
Dies war die Lage der Geographie, als Cook erschien, dem es vorbehalten war, in kurzer Zeit die Kenntniß der Erde in das hellste Licht zu setzen. Der Geist der Entdeckung beseelte ihn ganz, und seine Eigenschaften waren dem Geschäfte, wozu ihn das Schicksal auserkohr, so angemessen, daß er allein mehr als alle seine Vorgänger zusammen genommen leistete, und als Seemann und Entdecker, unerreichbar und einzig, der Stolz seines Jahrhunderts bleibt.
In einem gleichen Zeitraum hat niemand je die Gränzen unseres Wissens in gleichem Maaße erweitert. Seine unmittelbaren Vorgänger glaubten allen Forderungen der Nachwelt ein Genüge gethan zu haben, wenn sie innerhalb zwey und zwanzig Monaten die Erde umschiften; denn diese Umschiffung allein schien ihnen verdienstlich genug. Carteret blieb zwar etwas länger aus, weil er einen Monsun versäumte; doch brachte er diese Zeit in Häfen zu, die Europäern gehörten. Cook hingegen irrte auf seiner ersten Reise beynah drey Jahre umher. Die zweyte umfaßte einen noch längern Zeitraum; und die dritte, deren Ende er nicht erlebte, die er aber, selbst nach seinem Tode, noch zu lenken schien, dauerte mehr als vier Jahre!


Georg Forster: Cook, der Entdecker

06 August 2015

Goethes juristische Schriften (Auszug)

(Förstersche Kinder gegen Rupprecht)

(Frankfurt, 12. Januar 1774)
Wohl- und HochEdelgeborne Gestrenge Fest und Hochgelahrte Hochfürsichtige und Hochweise Herren; Großgünstig Hochgebietend und Hochgeehrteste Herren Gerichts Schultheiß und Schöffen!
Mutmaßlich wird Beklagter den Terminum ordinis ohne Handlung haben vorbeistreichen lassen, weilen nun aber uns endes unterzeichneten gar viel daran gelegen, einmal auf eine Gewißheit und sicheres Verhältnis der Gelder unserer anvertrauten Pupillen zu gelangen; so ergehet zu Beschleunigung des Rechts ganges unsere untertänige Bitte dahin. Euer Hochadel. Gestrengen und Herrlichkeiten p geruhen dem Gärtner Rupprecht einen weitern Terminum eumque praejudicialem HochRichterlich anzuberaumen.
Die Wir pp. Euer Hochadel. Gestrengen und Herrlichkeiten
p untert'g geh'ste Johann Ludwig Kneusel Johann Andreas Heusser JWGoethe Lt.

(Frankfurt 14. Februar 1774)
Wohl- und HochEdelgeborne Gestrengen Fest und Hochgelahrte Hochfürsichtige und Hochweise Herren; Großgünstig Hochgebietend und Hochgeehrteste Herren Gerichts Schultheiß und Schöffen! Da allem Vermuten nach, außerhalb rubrizierter Provocate auch den praejudicial Termin fruchtlos vorüber gehen lassen; So wird hierdurch, zu großg. Verfügung als Ultimati untertänig geziemend gebeten.
Worüber p. Euer Hochadel. Gestrengen und Herrlichkeiten p untertänig Treu geh'ste Johann Ludwig Kneusel
JWGoethe Lt.

(Frankfurt, 11. März 1774)
Wohl- und HochEdelgeborne Gestrenge Fest und Hochgelahrte Hochfürsichtige und Hochweise Herren; Großgünstig Hochgebietend und Hochgeehrteste Herren Gerichts Schultheiß und Schöffen! Auch dermalen scheinet außen rubrizierter Beklagter in Termino praeclusivo nicht erschienen zu sein, welchenfalls endes unterschriebene Vormündereuntertänig bitten, nunmehro dieser besonders lästigen Sache wegen, eine Großg. Verfügung in contumaciam retro gehorsamst gebetenermaßen Hochrichterlich ergehen zu lassen, idque cum refusione expensarum.
Die Wir p Euer Hochadel. Gestrengen und Herrlichkeiten
p. untert'g Treu geh'ste Johann Ludwig Kneusel Johann Andreas Heusser JWGoethe Lt

22 Juli 2015

Nachruf für E.L. DOCTOROW

Kleists einziger Schüler von Hans Hütt, ZEIT, 22.7.15

"In seinen Romanen erschuf E.L. Doctorow eine eigene Zeitrechnung. Das Schreiben selbst empfand er als sozial akzeptierte Variante der Schizophrenie."
zu unterscheiden von: Cory Doctorow, von dem ich Little Brother mit Interesse gelesen habe.
Zitat der Wikipedia dazu:
"Cory Doctorow hat dieses Werk unter der Creative-Commons-Lizenz Attribution-Noncommercial-ShareAlike (CC-BY-NC-SA) veröffentlicht,[1] die es jedermann erlaubt, das Werk frei zu verbreiten und zu bearbeiten, solange dies nicht kommerziell geschieht und Bearbeitungen unter der gleichen Lizenz weitergegeben werden."

Ich habe sie noch vor kurzem verwechselt, so erstaunlich das klingen mag. 

18 Juli 2015

Byzanz und seine Nachbarn

"[...] die offiziellen Rechenschaftsberichte des Kalifats wurden bis zum Anfang des 8. Jahrhunderts in Griechisch abgefaßt." (Runciman: Byzanz, S.355)