Auf seiner Suche nach "toten Seelen" begegnet Tschitschikow Manilow, überhöflich, vertrauensselig; Nosdrew, einem notorischen Lügner, Sobakewitsch, zunächst wortkarg, aber höchst redselig, als es darum geht, die Qualitäten seiner längst verstorbenen Leibeigenen auszumalen und damit den Preis für die Toten in die Höhe zu treiben; Pljuschkin, einem Geizhals, der über dem Sparen seinen gesamten Besitz zerstört hat, und Frau Korobotschka, misstrauisch und geizig, aber dennoch, der russischen Sitte folgend, erstaunlich gastfreundlich.
In der Gouverneursstadt N. begegnen Tschitschikow nur Gruppen. Die Beamten haben zwar unterschiedliche Titel, sind aber alle von ihrer Funktion her eingeordnet. Die Gesellschaft ist bestimmt von den putz- und klatschsüchtigen Frauen, die Tschitschikow zunächst zum idealen Liebhaber, dann aber in phantastischen Ausschmückungen zum hemmungslosen Entführer stilisieren, während die Männer zwar in der Einschätzung Tschitschikows weniger flatterhaft, in der Ausschmückung seiner geschäftlichen Möglichkeiten genauso phantasielastig sind, aber alles mit angeblicher Sachkenntnis zu begründen suchen.
Im zweiten Teil sind die Gutsbesitzer etwas weniger Karikatur, aber auch überzeichnet. Despotie, Fresssucht, Apathie in utopischem Umfang. Dann treten positive Figuren auf, W. Platonow und Kostanschoglo, aber auch die ohne rechten Bezug zu einer nachvollziehbaren Wirklichkeit. Die häufigen Lücken, die in dem im Entwurfsstadium verbliebenen Teil auftreten, erschweren freilich die Einfühlung zusätzlich.
"Auch der durch Branntweinhandel zum vielfachen Millionär gewordene Murasow und mehr noch der Generalgouverneur am Ende entsprechen eher der Utopie des generösen, selbstlosen Helfers bzw. des guten Herrschers als einer menschlichen, lebendigen Figur." (Wikipedia)
Advent Nr. 24: Bachs Weihnachtsoratorium
vor 3 Stunden
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