[...] Endlich gelangten [...] Roque, Don Quixote und Sancho, nebst sechs andern Stallmeistern, vor Barcelona an. [...] Don Quixote und Sancho richteten ihre Blicke nach allen Seiten und erblickten das Meer, welches sie bis dahin noch nicht gesehen hatten; es dünkte ihnen außerordentlich groß und breit, noch mehr als die Ruideraseen, welche sie in la Mancha besucht hatten. Sie sahen die Galeeren, die im Hafen lagen, von denen man die Bedeckung abnahm und die sich nun zeigten, voller Wimpel und Flaggen, die im Winde wogten und das Wasser küßten und streichelten; von ihnen her ertönten Hoboen, Trompeten und Klarinetten, die fern und nahe die Luft mit lieblichen und kriegerischen Tönen erfüllten; sie fingen an, sich zu bewegen und eine Art von Treffen auf dem ruhigen Gewässer darzustellen, welches zu gleicher Zeit unzählige Ritter gleichsam nachahmten, die aus der Stadt auf schönen Pferden und in prächtigen Livreen gekommen waren. Die Soldaten auf den Galeeren schossen viele Stücke ab, welches diejenigen erwiderten, welche sich auf den Mauern und Türmen der Festung befanden, und das grobe Geschütz zerriß mit fürchterlichem Krachen die Luft, welches die Kanonen auf den Galeeren beantworteten. Das Meer fröhlich, die Erde heiter, die Luft hell, außer wenn sie vom Dampfe des Geschützes trübe wurde, schienen eine allgemeine Freude plötzlich auf alle Menschen herniederzuströmen. Sancho konnte nicht begreifen, wie jene großen Dinger so viele Beine hätten, womit sie sich im Meere rührten. Indem sprengten mit Geschrei, Jubel und Jauchzen diejenigen in den Livreen nach dem Orte, wo sich Don Quixote voller Erstaunen und Erwartung befand, und einer von ihnen, der nämliche, an den der Brief des Roque gerichtet gewesen, sagte mit lauter Stimme zu Don Quixote: »Seid unsrer Stadt willkommen, o Spiegel, Leuchtturm, Angelstern und Kompaß der ganzen irrenden Ritterschaft, wo sie nur immer am weitläufigsten enthalten sein mag. Noch einmal willkommen sei uns der tapfre Don Quixote von la Mancha; nicht der falsche, nicht der erdichtete, nicht der unechte, den man uns kürzlich in falschen Historien dargestellt hat, sondern der wahrhaftige, der rechtmäßige und authentische, den uns Cide Hamete Benengeli beschrieben hat, die Blume der Geschichtschreiber.« [...]
Don Quixote antwortete: »Wenn Höflichkeiten Höflichkeiten erzeugen, so ist die Eurige, Herr Ritter, eine Tochter oder sehr nahe Verwandte der des Roque Guinart; führt mich, wohin Ihr wollt, denn ich habe keinen andern Willen als den Eurigen, vorzüglich, wenn Ihr denselben zu Euren Diensten anwenden wollt.«
Mit nicht weniger höflichen Redensarten antwortete der Ritter, worauf sie ihn in die Mitte nahmen und sich nach dem Schall der Klarinetten und Pauken auf den Weg nach der Stadt begaben. Im Hineinkommen fügte es der Böse, der alles Böse anstiftet, und die Jungen, welche noch böser sind als der Böse, daß zwei von diesen sich geschickt und verwegen durch alle Leute machten, und indem der eine den Schweif des Grauen und der zweite den des Rozinante aufhob, stopften sie ihnen zwei Büschel Disteln unter dieselben. Die armen Tiere fühlten diese neuen Sporen und klemmten die Schwänze ein, vermehrten aber ihr Übel dergestalt, daß sie tausend Sprünge versuchten und so ihre Herren auf die Erde warfen. Don Quixote nahm voller Verdruß und Ärger den Büschel unter dem Schwanz seines Kleppers hervor, und Sancho machte es mit seinem Grauen ebenso. Diejenigen, welche Don Quixote führten, wollten das Unterfangen der Gassenjungen bestrafen, aber es war unmöglich, weil diese sich schon unter den Tausenden, die ihnen gefolgt waren, verloren hatten. Don Quixote und Sancho stiegen wieder auf, und unter fortwährendem Jubel und Musik kamen sie in das Haus des Führers, das groß und vornehm war, weil es einem reichen Ritter zugehörte, wo wir sie jetzt lassen, denn so will es Cide Hamete. [...]
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