28 April 2020

Euripides: Iphigenie in Aulis (Schluss)

Der Schluss des Dramas (ohne den später verfassten Botenbericht von der Opferung) in Schillers Übersetzung (nach Wikisource)


Iphigenie
(tritt zurück.)
 Nein! Keine Thränen mehr!
(sie redet den Chor an, mit dem sie gekommen ist.)
1825
Ihr Jungfraun, stimmt der Tochter Jupiters
ein hohes Loblied an aus meinem Leiden,
zum frohen Zeichen für ganz Griechenland!
Das Opfer fange an – Wo sind die Körbe?
Die Flamme lodre um den Opferkuchen!
1830
Mein Vater fasse den Altar! Ich gehe,
Heil und Triumph zu bringen den Achivern!
Kommt! Führt mich hin! Der Phrygier und Trojer
furchtbare Ueberwinderinn! Gebt Kronen,
gebt Blumen, diese Locken zu bekränzen!
1835
Erhebt den Tanz um den besprengten Tempel,
um den Altar der Königinn Diana,
der Göttlichen! der Seligen! Denn, nun
es einmal seyn muß, will ich das Orakel
mit meinem Blut und Opfertode tilgen.
[53]
Chor.
(wendet sich gegen Clytemnestra, die in stumme Traurigkeit versenkt steht.)
1840
Bald, bald, ehrwürd’ge Mutter, weinen wir mit dir,
die heil’ge Handlung duldet keine Thränen.

Iphigenie.
Helft mir Dianen preisen, Jungfrauen,
die, Chalcis nahe Nachbarinn, in Aulis
gebiethet, wo die Flotte Griechenlands
1845
im engen Hafen meinetwegen weilet!
O Argos! Mütterliches Land! Und du,
der frühen Kindheit Pflegerinn, Mycene!

Chor.
Die Stadt des Perseus rufst du an, von den
Cyclopen für die Ewigkeit gegründet!

Iphigenie.
1850
Ein schöner Stern gieng den Achivern auf
in deinem Schooß – Doch nein. Ich will ja freudig sterben.

Chor.
Im Ruhm wirst du unsterblich bei uns leben.
[54]
Iphigenie.
O Fackel Jovis! Schöner Strahl des Tages!
Ein ander Leben thut sich mir jezt auf,
1855
zu einem andern Schicksal scheid’ ich über.
Geliebte Sonne, fahre wohl[10].

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