https://www.swr.de/swr2/literatur/dichtung-als-atemwende-wie-heute-paul-celan-gelesen-wird-swr2-forum-2020-04-17-100.html
Paul Celan (1920-1970)
Mohn und Gedächtnis, 1952
Von Schwelle zu Schwelle, 1955.
Sprachgitter, 1959.
Atemwende, 1967.
Todesfuge Interpretation Wikipediaartikel Text und Vortrag
Engführung Text und Vortrag
Corona Interpretation
(1948) Text und Vortrag
Ingeborg Bachmann: Die gestundete Zeit (1953) gilt als Antwort auf Corona von Celan
Text und Vortrag Links zu Ingeborg Bachmann
Klaus Reichert im Interview: Paul Celan: Ich sehe seine Hellsichtigkeit, bei anderem denke ich einfach: er übertreibt Frankfurter Rundschau 20.4.2020
Daniel Jurjew: "Sie schreiben, wie Sie auf einer Konferenz kurz nach Celans Tod erklärten, eine kommentierte Ausgabe erscheine Ihnen zunächst wichtiger als eine kritische, „weil man bei den Freunden und Bekannten Celans nachfragen könnte, welche Hinweise zu einzelnen Gedichten – biographische, sachliche, zu seinen Lektüren – er ihnen vielleicht gegeben hätte. Der Vorschlag wurde leider nicht aufgegriffen.“ Ist dieses Versäumnis durch Ihre und andere Erinnerungen zu korrigieren?"
Klaus Reichert: "Es ist zu spät, viel zu spät."
Klaus Reichert: "Ich bin dazu gekommen im langen Leben, als Hermeneut oder Interpret, dass am Ende jede Interpretation eines bedeutenden Werkes, also auf dem Niveau von Hölderlin oder Kafka, dem Werk zu nahe tritt. Dass man es in seiner „Geheimnishaftigkeit“ stehen lassen sollte. Dass das Interpretieren bis zu einem gewissen Grad etwas erhellen kann, aber dadurch auch manches zerstört. Ich will es mal ganz andersherum sagen: Als ich 20 war und angefangen habe, „Finnegans Wake“ zu lesen, habe ich gesagt: Na ja, wenn ich 40 bin, werde ich das Buch verstanden haben. Ich habe in den 20 Jahren viele Aufsätze geschrieben, davon gibt es auch einen Band, „Vielfacher Schriftsinn – Zu ,Finnegans Wake‘“. Ich bin 40 geworden und habe nichts verstanden. Und ich habe mir gedacht, nein, ich kann mich erfreuen am Erfindungsreichtum von Joyce und wie es ihm gelingt, uns dazu zu bringen, immer wieder neu diese Nüsse zu knacken – das habe ich mit Studenten sieben Jahre lang betrieben. Am Anfang war ich der Lehrer, und später waren wir alle gleich; dieser war dafür zuständig, jener dafür, der war Entomologe, der Talmudist, usw. Aber die Bedeutung dieses Buches, wie man bei „Ulysses“ von einer Bedeutung oder einem Zusammenhang sprechen kann, die haben wir alle nicht gefunden. Das ist für mich beispielhaft für ein unglaublich anspruchsvolles Werk, das alle „Verstehensinstrumente“ aufruft, um am Ende nirgendwohin zu kommen. [...]
Ich habe das natürlich zu allgemein gesagt. Sie können eine Ballade mit 14-Jährigen lesen und erklären, worum es geht, und auch, wie das gemacht ist. Das Verstehen eines lyrischen Gedichts ist etwas anderes als das eines erzählenden Gedichts. Man kann jungen Menschen einige Herangehensweisen zeigen, über den Aufbau, den Hintergrund. Ist das eine Entwicklung, ist das ein Zustand, ist es etwas Atmosphärisches? Aber man sollte ihnen auch klarmachen: Letzten Endes lässt ein Gedicht nur bis zu einem gewissen Grade zu, dass man sich darüber Gedanken macht. Es muss ein Rest bleiben, mit dem das Gedicht sich in sein Geheimnis zurückzieht."
Advent Nr. 24: Bachs Weihnachtsoratorium
vor 11 Stunden
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